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Politik

Dutzende Festnahmen bei Anti-Putin-Protesten in Russland

7. Oktober 2017

Seinen 65. Geburtstag hat sich der russische Präsident Wladimir Putin wohl anders vorgestellt. Landesweit demonstrierten tausende Oppositionelle gegen ihn - die Sicherheitsbehörden greifen durch.

Russland St Petersburg verbotene Demonstration gegen Putin
Nawalny-Anhänger in Sankt PetersburgBild: picture-alliance/dpa/TASS/P. Kovalev

In Sankt Petersburg hat die russische Polizei eine regierungskritische Demonstration gewaltsam aufgelöst und nach Angaben von Aktivisten zahlreiche Teilnehmer festgenommen. Mindestens 66 Demonstranten seien in Polizei-Gewahrsam, sagte der Sprecher der Bürgerrechtsorganisation OVD-Info, Artjom Platow, der Nachrichtenagentur AFP. Die Zeitung "Nowaja Gaseta" spricht sogar von über 100 Festnahmen.

Aus Anlass des 65. Geburtstags von Russlands Staatschef Wladimir Putin waren in zahlreichen Städten des Landes Regierungskritiker auf die Straße gegangen. Die Anhänger des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny forderten den Rücktritt des Präsidenten. Rund 1000 Demonstranten hatten sich auf dem Puschkinplatz in der Moskauer Innenstadt versammelt und riefen: "Russland wird frei sein" und "Russland ohne Putin". Hunderte Polizisten hinderten sie am Zugang zum Roten Platz. Laut OVD-Info gab es allein dort Dutzende Festnahmen. 

Ein Polizist nimmt einen Oppositionellen in Sankt Petersburg festBild: Reuters/A. Vaganov

Landesweit wurden nach jüngsten Angaben von OVD-Info mehr als 270 Demonstranten in Gewahrsam genommen. Demnach protestierten Gegner des Präsidenten in rund 80 Städten, darunter in der westlichen Exklave Kaliningrad, in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi und in Juschno-Sachalinsk im Osten des Landes. Die Demonstration in Sankt Petersburg war mit besonderer Spannung erwartet worden; die Stadt ist der Geburtsort von Wladimir Putin. Bereits im Vorfeld waren zwei Planer der Kampagne Nawalnys festgenommen worden. 

Russlands Staatschef Wladimir Putin begeht seinen 65. GeburtstagBild: Reuters/S. Karpukhin

Putin führt seit 1999 die politischen Geschicke des Landes - davon insgesamt fünf Jahre als Regierungschef und insgesamt 13 Jahre als Präsident. Ob er im kommenden Jahr für eine weitere Amtszeit als Staatschef antritt, hat er nach eigenen Angaben noch nicht entschieden. Dies wird jedoch allgemein erwartet.

Alexej Nawalny ist einer der bekanntesten Kreml-Kritiker und gilt als möglicher Herausforderer Putins bei der Präsidentschaftswahl - allerdings darf er nach Auffassung der Wahlkommission aufgrund einer Verurteilung wegen Betrugs nicht antreten. Im März und im Juni waren zehntausende Menschen dem Aufruf des 41-jährigen Anwalts zu Protesten gegen Putin gefolgt. Dabei gab es schwere Zusammenstöße zwischen der Polizei und den überwiegend jungen Demonstranten, hunderte Menschen wurden festgenommen.

Alexej Nawalny vor GerichtBild: picture-alliance/AP/dpa/P. Golovkin

Nawalny befindet sich derzeit zum wiederholten Mal in Haft. Er war im September auf dem Weg zu einer Demonstration festgenommen worden. Am Montag verurteilte ihn ein Moskauer Gericht zu einer 20-tägigen Haftstrafe, weil er mehrfach zur Teilnahme an nicht genehmigten Kundgebungen aufgerufen hatte.

mas/jj (afp, dpa, rtr)