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Politik

Dutzende Festnahmen bei Protesten in Minsk

28. August 2020

In der belarussischen Hauptstadt haben Einheiten der Sonderpolizei OMON Proteste gegen Staatschef Alexander Lukaschenko aufgelöst. Viele Menschen wurden festgenommen, darunter zeitweise auch eine DW-Reporterin.

Belarus, Minsk: Proteste
Spezialeinsatzkräfte und Demonstranten Auge in AugeBild: picture-alliance/AP/D. Lovetsky

Das Innenministerium in Minsk teilte mit, festgenommene Reporter seien zu einer Polizeiwache gebracht worden. Dort solle geprüft werden, ob sie über eine gültige Presse-Akkreditierung verfügten. Alle Reporter, die eine offizielle Akkreditierung hätten, sollten freigelassen werden, hieß es. Unter den rund 20 festgenommenen Journalisten befand sich auch Alexandra Boguslavskaya, eine Reporterin des russischen Programms der Deutschen Welle. Erst nach mehreren Stunden Arrest kam sie wieder frei. Am Ende der Festnahme sei ihr mitgeteilt worden, dass ein "Verwaltungsprozess gegen sie wegen journalistischer Arbeit ohne Akkreditierung eingeleitet wurde", berichtete Boguslavskaya der DW.

Alexandra Boguslavskaya. Nach Angaben ihrer Kollegen ist sie nach ihrer Freilassung wohlaufBild: DW/P. Bykowskiy

Der DW-Korrespondent in Belarus, Nick Connolly, hatte Stunden vor Boguslavskayas Freilassung auf Twitter bestätigt, dass die Reporterin sich in Gewahrsam befinde, nachdem sie auf dem Unabhängigkeitsplatz festgenommen wurde:

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf Augenzeugen, die Sicherheitskräfte hätten die Telefone und Ausweise der Reporter konfisziert. Freigelassene Reporter berichteten demnach, dass sie gezwungen worden seien, die von ihnen aufgenommenen Bilder der Proteste in den Kameras zu löschen.

Die Sicherheitskräfte mit schwarzen Gesichtsmasken hatten am Abend den Unabhängigkeitsplatz eingekesselt. Dort hatten sich Hunderte Menschen trotz eines Demonstrationsverbots friedlich versammelt.

Sie riefen "Freiheit!" und ""Hau ab!". Die Menschenrechtsorganisation Wesna sprach von mehr als 200 Festnahmen. Vor allem Männer wurden in Gewahrsam genommen und in Gefangenentransportern weggefahren.

Die Polizeistation in der die Journalisten festgehalten wurdenBild: DW/P. Bykousvkij

Die OMON war mit großen Mannschaftswagen ohne Nummernschilder in Hundertschaften angerückt. In Lautsprecherdurchsagen wurde vor der nicht genehmigten Demonstration gewarnt - und offen mit Gewalt gedroht wegen der Teilnahme an der Kundgebung.

Die Proteste richten sich gegen Lukaschenko, der das Land seit 26 Jahren mit harter Hand führt. Während Männer abgeführt wurden, kamen die Frauen aus dem Kessel wieder frei: Sie zogen über die Straße Unabhängigkeitsprospekt.

Die Demonstranten zeigten sich vor allem wütend, nachdem am Vorabend in der katholischen Kirche auf dem Unabhängigkeitsplatz 40 Minuten lang Menschen von den OMON-Kräften festgehalten worden waren.

Aus Protest dagegen hatte die Demokratiebewegung Gläubige aller Religionsgemeinschaften zu der Kundgebung am Donnerstag aufgerufen. Hunderte Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Sie sprachen laut Friedensgebete, als die Sicherheitskräfte einschritten.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August gibt es Proteste und Streiks in den Staatsbetrieben gegen Lukaschenko. Dieser hatte sich zum klaren Sieger erklärt. Die Opposition erkennt den Sieg von Lukaschenko, der seit 1994 autoritär regiert, nicht an und wirft ihm Wahlbetrug vor.

qu/uh/ww (dpa, rtr, DW)

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