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Kafka am Strand

Jochen Kürten
29. Juni 2008

Surrealer Bilderreigen und Einblicke in Japans Familienverhältnisse: Die Filme "Die Frau in den Dünen" und "Banshun" stehen für zwei unterschiedliche Richtungen des japanischen Kinos. Beide liegen jetzt auf DVD vor.

Am Strand...Bild: trigon-film

Auf Filme aus aller Welt hat sich der Schweizer Anbieter "trigon-film" spezialisiert. In diesem Jahr feiert "trigon-film" seinen 20. Geburtstag. Rund 250 Filme aus Asien, Lateinamerika und Afrika hat die 1988 ins Leben gerufene Stiftung in den letzten Jahren ins Kino gebracht. Auch ein großes Sortiment an DVD's bietet "trigon" inzwischen an. In Zeiten, in denen immer weniger Kinos anspruchsvolle Filme aus der so genannten "Dritten Welt" in Umlauf bringen, und die Fernsehsender sich auch nicht gerade mit Entdeckungen aus diesen Erdteilen überbieten, bedeutet dieses Angebot einen Schatz für alle Cineasten.

Japanische Meisterwerke

Bild: trigon-film



Ein Schwerpunkt setzt "trigon-film" auf die Kino-Nation Japan. Gerade neu erschienen ist der Film "Die Frau in den Dünen" aus dem Jahre 1964 von Regisseur Hiroshi Teshigahara. Auch über vierzig Jahre nach seinem Entstehen ist der Film eine Sensation. Wie hier mit Bildern, Musik, Kamera und Montage umgegangen wird, ist Filmkunst "at it´s best". Die Geschichte eines Insektenforschers, der in einer unwirtlichen Wüstenlandschaft in die höhlenartige Bretterbude einer Einsiedlerin gerät, aus der er sich zunächst nicht mehr befreien kann, wird zu einem beklemmenden kafkaesken Bilderbogen mit Horrorelementen und einem starken erotischen Einschlag.

Eindrucksvolle Literaturverfilmung

Regisseur Teshigahara hatte zunächst mit Dokumentarfilmen begonnen ehe er sich dem Spielfilm zuwandte. "Die Frau in den Dünen" basiert auf der Romanvorlage des japanischen Schriftstellers Kobo Abe. Der Film versteht es meisterlich in die Gedankenwelt der literarischen Vorlage einzudringen. "Eine menschlich ergreifende Fabel, die durch absurde Erhöhung den Zerfall der Ganzheit symbolisiert. Der visuell höchst eindrucksvolle Film beschreibt die existenzielle Not des Menschen und findet im Mythos das Spiegelbild des Lebens", schreibt das Lexikon des internationalen Films.

Yasujiro Ozus "Banshun" ("Später Frühling")

Bild: trigon-film

Unter den japanischen Meisterregisseuren gilt Ozu vor allem bei den europäischen Filmemachern als großes Vorbild. In Ozus stillen und unspektakulär inszenierten Filmdramen aus den 1950er Jahren werden meist Konflikte innerhalb japanischer Mittelstandsfamilien geschildert. In "Banshun" ("Später Frühling") geht es um ein Vater-Tochter-Verhältnis und die schwierige Loslösung der jungen Frau aus dem Hause ihrer Kindheit: "Für nicht wenige Japaner der vollkommenste Ausdruck im Schaffen eines Regisseurs, den sie für den japanischsten halten. (...) Ozus Werke erstrahlen ab 1949 im Glanz makelloser Einfachheit und Natürlichkeit, die in Wahrheit auf beispielloser Stilisierung beruhen. Das Paradoxe der Kunst", schreibt der Filmkritiker Harry Tomicek.

"Die Frau in den Dünen" und "Banshun" sind bei "trigon-film" auf DVD erschienen.

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