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Politik

Die Morde von Minsk – Ein Kronzeuge bricht sein Schweigen

Berthold Stevens
16. Dezember 2019

Vor 20 Jahren verschwanden in Weißrussland drei Oppositionspolitiker spurlos. Schon damals gab es den Verdacht, sie seien von einer Todesschwadron ermordet worden. Nun äußert sich ein Kronzeuge exklusiv gegenüber der DW.

Yuri Garavsky weißrussischer Soldat
Bild: DW

Wurden die drei weißrussischen Oppositionspolitiker Juri Sacharenko, ehemaliger Innenminister, Viktor Gontschar, früher Leiter der zentralen Wahlkommission, und der Geschäftsmann Anatoli Krassowski 1999 von einem Killerkommando entführt und ermordet? Geschah dies mit Wissen oder gar im Auftrag der autoritären Führung unter Präsident Alexander Lukaschenko? 

20 Jahre später äußert sich dazu nun exklusiv im deutschen Auslandssender der Kronzeuge Juri Garawski, ehemaliger Angehöriger einer weißrussischen Spezialeinheit. In der DW-Dokumentation schildert er den genauen Tathergang, von der Entführung bis zur Beseitigung der Leichname, und bekennt: „Ich habe ausgeführt, womit ich beauftragt wurde. Wir haben Sacharenko festgenommen, wir haben Gontschar festgenommen, wir haben Krassowski festgenommen. Dann haben wir sie weggebracht und getötet.“ Mit dieser Aussage bringt Garawski Licht in eine Serie spektakulärer Fälle, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten.  

Der 41-jährige ehemalige Elitesoldat, der als Asylbewerber in einem westeuropäischen Land lebt, gehörte Ende der 1990er-Jahre der Sondereinheit „SOBR“ an, einer schnellen Eingreiftruppe gegen organisierte Kriminalität, die dem weißrussischen Innenministerium unterstand.

Juri Garawski verfügt über detailliertes Täterwissen. Seine Aussagen fügen sich in das Bild, das ein Sonderermittler des Europarats 2004 vom Verschwinden der Oppositionspolitiker in Minsk gezeichnet hatte. Schon damals war von internationalen Beobachtern und Menschenrechtsorganisationen gemutmaßt worden, dass der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hinter dem Verschwinden der Oppositionellen stecke. Zur Befehlskette kann der Kronzeuge zwar keine Angaben machen, sagt jedoch: „Ich denke, er hat es gewusst.“ 

An die Angehörigen der Opfer, die heute zum größten Teil im Exil in den USA, den Niederlanden und in Deutschland leben, richtet Juri Garawski über die DW Worte der Entschuldigung: „Ich spreche ihnen mein aufrichtiges Beileid aus, da ich an deren Ermordung beteiligt war. Alles Weitere hängt von ihnen und von unserer weißrussischen Justiz ab.“ 
Die Deutsche Welle zeigt die TV-Dokumentation „Die Morde von Minsk – Ein Kronzeuge bricht sein Schweigen“ auf Englisch, Russisch, Deutsch und Spanisch. Auch eine arabische Fassung ist geplant.

Erstmals zu sehen ist der 26-minütige Film am heutigen Montag ab 14 Uhr in deutscher Fassung auf dem Youtube-Kanal DW Deutsch, in englischer Fassung auf dem Kanal DW Documentary

Die Erstausstrahlung in den TV-Kanälen der DW erfolgt im Rahmen der Doku-Reihe „Nahaufnahme“ (Zeiten in MEZ): 
Deutsch – 17.15 Uhr; Englisch – 20.30 Uhr; Spanisch – 00.30 Uhr (Dienstag); Arabisch folgt.


 

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