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DW Global Media Forum will Brücken bauen

18. Juni 2023

Pandemien, Klimawandel, schwindende Ressourcen, Kriege. Die Menschheit steht vor gewaltigen Herausforderungen - aber sie ist vielfach gespalten. Das 16. Global Media Forum der DW will jetzt Brücken bauen.

Plenarsaal des Bonner WCCB beim GMF 2022
Labor für neue Ideen, Plattform für internationalen Austausch: In diesem Jahr steht das GMF unter dem Titel: Overcoming divisionsBild: Ronka Oberhammer/DW

"Overcoming divisions" ist das Deutsche Welle Global Media Forum, GMF, in diesem Jahr überschrieben, "Spaltungen überwinden". Der Anspruch der Bonner Medienkonferenz ist hoch: schließlich scheint unsere Welt und ihre Wahrnehmung immer weiter auseinanderzufallen. Debatten werden kontroverser geführt, härter - vor allem in den sozialen Medien. Die Bruchlinien verlaufen innerhalb von Gesellschaften und international. Die Begriffe werden martialischer und reichen vom "Kampf der Kulturen" bis zum "Kampf der Systeme". Und Kriegsparteien versuchen, mit Propaganda und Falschinformationen den Kampf um die Narrative für sich zu entscheiden.

In dieser Situation komme Medien und ihren Machern eine besondere Verantwortung zu, meint Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg: "Falschinformationen, Verschwörungstheorien und Populismus sind große Herausforderungen für die Branche. Das eigene Handeln immer wieder kritisch zu reflektieren ist für Journalistinnen und Journalisten vielleicht wichtiger denn je." Genau diese Reflexion auf internationaler Ebene zu ermöglichen, ist für Limbourg die Aufgabe des Global Media Forums. "Weil hier Erfahrungen und Perspektiven ausgetauscht werden können, man voneinander lernen kann. Wo man aber auch feststellt, dass man nicht allein ist mit seinen Fragen und Sorgen, sondern es vielen ähnlich geht." 

DW-Intendant Limbourg sieht das GMF als Ort des Austauschs und der ReflexionBild: R.Oberhammer/DW

Eröffnung mit "Gänsehautmoment"

Über 2000 Teilnehmer aus mehr als 120 Ländern wollen das GMF als Plattform für diesen Austausch nutzen. Das DW Global Media Forum ist mittlerweile fest etabliert als größte internationale Medienkonferenz in Deutschland. Die Deutsche Welle richtet es zum mittlerweile 16. Mal aus.

Einen "Gänsehautmoment" erwartet Verica Spasovska schon bei der Eröffnung der Medienkonferenz am 19. Juni: beim Auftritt des Volny Chors. "Das ist ein Chor, der wie eine Art Flashmob in Belarus aufgetreten ist mit verhüllten Gesichtern", erklärt Spasovska, bei der DW für das GMF verantwortlich. "Das machen sie aus Protest gegen die autokratische Regierung in Belarus. Die Mitglieder dieses Chors leben mittlerweile in Polen, weil sie zuhause verfolgt werden - und, weil sie Sorge haben, dass auch ihre Familienmitglieder in Mitleidenschaft gezogen werden."

Auftritt hinter Masken: Der Volny Chor wird zur Eröffnung des GMF singenBild: Michael Staab/Beethovenfest

Bekannte Kriegsberichterstatter sind beim GMF dabei wie der Fotograf Ron Haviv. Politiker melden sich zu Wort wie Bundesaußenministerin Annalena Baerbock per Video. Aus El Salvador kommt der Investigativ-Journalist Óscar Martínez, um den Freedom of Speech Award entgegenzunehmen. Und gleich auf dem ersten Podium sitzt mit der liberianische Friedens- und Frauenaktivistin Leymah Gbowee eine Nobelpreisträgerin.

Sprachlosigkeit überwinden

Insgesamt über 140 namhafte Speaker haben sich angesagt. Darunter mit Dmitri Muratow ein weiterer Friedensnobelpreisträger; der russische Journalist wurde 2021 mit dem Preis geehrt. "Ich stelle mir das sehr spannend vor, weil er ja ein großer Kritiker des autokratischen Regimes ist", freut sich GMF-Organisatorin Spasovska."Ich bin gespannt, was er über den Zustand der Gesellschaft in Russland und der Medien dort berichten kann."

Der Auftritt Muratows hatte in sozialen Medien vereinzelte Kritik von ukrainischer Seite hervorgerufen. Für Spasovska ein Indiz, wie sehr sich die Stimmung verschärft hat. "Im letzten Jahr hatten wir noch russische und ukrainische Journalisten gemeinsam auf einem Panel sitzen", erinnert sich die GMF-Chefin.

Wird in Bonn erwartet: Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri MuratowBild: Eduardo Munoz Alvarez/dpa/FR171643 AP/picture alliance

Im Jahr zwei des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, bedauert Peter Limbourg, "erleben wir, dass Ukrainer nicht mehr mit Russen sprechen wollen - und umgekehrt". Eine solche Sprachlosigkeit gebe es auch in anderen Teilen der Welt, wo Konflikte ausgetragen werden, hat der DW-Intendant festgestellt. Und sieht da eine besondere Rolle des GMF: "Das Global Media Forum ist der Ort, wo es in der Vergangenheit immer wieder gelungen ist, Gräben zu überwinden und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das wünsche ich mir auch von der diesjährigen Ausgabe der Konferenz. Dialog ist Grundlage für die Chance auf Frieden." 

Die Rückmeldungen der vergangenen Medienkonferenzen in Bonn hätten diese Rolle des GMF bestätigt, sagt Spasovska. Für die Besucher sei das GMF eine Art neutraler Boden. "Da trifft man Menschen, denen man zu Hause nicht begegnen würde - weil sie aus einem gegnerischen oder einem feindlichen Land kommen."

Praxisnahe Workshops und neue Ideen

Das GMF steht auch für praxisnahe Workshops. Man kann lernen, wie Bilder und Videos aus dem Netz verifiziert werden können; ein Workshop befasst sich mit der Soundqualität bei Podcasts; ein weiterer mit der Frage, wie Reporter ihre geistige Gesundheit schützen, wenn sie bei ihren Recherchen auf verstörendes Material stoßen. Und auch das GMF kommt an ChatGPT nicht vorbei: Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist selbstverständlich Thema der Konferenz.

Spannend wird es auch beim Start-Up-Contest: Über 90 Start-ups aus allen Kontinenten haben ihre innovativen Ideen für Medienberufe eingereicht. Die drei Finalisten reisen nach Bonn an: Sasha Ivanova, Gründerin der Organisation SharpShark, die zum Schutz von Urheberrechten arbeitet; Gabriel Karsan aus Tansania, dessen Sema Platform die Vernetzung von Graswurzel-Organisationen sowie Meinungsumfragen in Echtzeit ermöglicht; Numeral Daka aus Sambia, dessen Projekt Community Smart Media sich mit Künstlicher Intelligenz gegen Falschinformationen wendet.

 

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