DW-Studiengang in Istanbul
17. November 2014Seine ersten Kurseinheiten hat Kommunikationswissenschaftler Michael Krzeminski in Istanbul schon hinter sich. Von den acht Teilnehmern des neuen International Media Studiengangs ist der Professor der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg begeistert: "Die Studierenden sind unheimlich wissbegierig und sehr interessiert an der deutschen Medienlandschaft. Sie wollen auf jeden Fall in Deutschland ein Praxissemester verbringen". Mit der Zahl der Bewerbungen ist Krzeminski zufrieden. Obwohl der neue Masterstudiengang erst drei Wochen vor Semesterstart ausgeschrieben werden konnte, gab es gleich zu Anfang 52 Interessenten, von denen acht Studierende ausgewählt wurden. "Das ist ein toller Start für eine so kurze Vorlaufzeit", sagt Krzeminski.
Gemeinsame Linie für Doppelstudiengang
Dabei laufen die Verhandlungen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Deutschen Welle Akademie mit der Universität Istanbul für das "IMS-Turkish-German Master's Program" schon seit drei Jahren. Die Umsetzung von Bachelor- und Master-Programmen wird in Deutschland und in der Türkei noch unterschiedlich gehandhabt. Mittlerweile hat man aber beim Curriculum und für die Prüfungen einen Weg gefunden, damit die Studierenden sowohl einen türkischen, als auch einen in Deutschland akzeptierten Masterabschluss machen können. "Ein Angebot zu schaffen, das den unterschiedlichen formalen Anforderungen beider Hochschulsysteme gerecht wird, war nicht leicht", meint Professor Christoph Schmidt, wissenschaftlicher Leiter der DW Akademie. "Umso glücklicher sind wir mit dem Resultat."
Bei einer DAAD-Konferenz in Istanbul wurde der Doppelmasterstudiengang "IMS-Turkish-German Master's Program" feierlich eröffnet. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützt das Projekt finanziell.
An der Universität Istanbul gibt es eine der größten Medienfakultäten des Landes und schon in früheren Jahren hat man mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zusammengearbeitet: etwa im Bereich Technikjournalismus, dem Fachbereich von Professor Michael Krzeminski. Es geht darum, Ingenieure oder auch Elektrotechniker zu schulen, ihr Fachwissen journalistisch umzusetzten. Seit 2006 bietet Krzeminskis Fakultät regelmäßige Seminare und Summer Schools an, bei denen auch die Deutsche Welle schon beteiligt war.
Weiterbildung im akademischen Rahmen
Die Deutsche Welle Akademie ihrerseits bietet unter anderem für Journalisten aus Entwicklungs- und Schwellenländern Weiterbildungskurse und spezielle Trainings an. Viele der Teilnehmer wünschten sich ein akademisches Zertifikat, um in ihren Heimatländern mit dem zusätzlichen Wissen Karriere machen zu können. Über den praktischen Journalismus und den Umgang mit Kamera und Mikrofon hinaus wollte man Fähigkeiten in Management, Medienforschung und Personalführung erwerben. All das bietet der Studiengang "International Media Studies" (IMS), den die Deutsche Welle Akademie und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bereits 2009 ins Leben gerufen haben. Der Studiengang war und ist so erfolgreich, dass die Deutsche Welle auch über andere Standorte nachdenkt. "Wir führen auch mit Hochschulen aus anderen Ländern erste Kooperationsgespräche, etwa in Indonesien und Myanmar, Kolumbien und Kenia. In Ägypten haben wir bereits einen MBA in Media Management an der German University Cairo mit aufgebaut", sagt Janine Deselaers, wissenschaftliche Mitarbeiterin der DW Akademie.
Türkischer Blickwinkel mit einbezogen
Im Wesentlichen ist der neue Studiengang an der Universität Istanbul eine Kopie des Studiengangs in Deutschland. International Media Studies wird in Bonn natürlich weiterhin angeboten. Der Studiengang behandelt die Themenfelder Journalismus, Kommunikationswissenschaften, Medienentwicklung und Medienmanagement. In Bonn gibt es allerdings die Unterrichtseinheit "Medien und Entwicklung", mit der man besonders Studierende aus Entwicklungsländern ansprechen will. "In Istanbul nehmen wir eher die deutsch-türkischen Medienbeziehungen in den Fokus", sagt Professor Michael Krzeminski. Dabei soll es natürlich auch um Themen wie Pressefreiheit gehen. Immerhin, so Krzeminski, seien in der Türkei die Printmedien viel stärker auf dem Markt und weit präsenter als in Deutschland. "Durch die wachsende Wirtschaft in der Türkei entwickelt sich auch die Presse und man berichtet dort durchaus frech und pointiert."
Christian Gramsch, Direktor der DW Akademie, unterstrich die Bedeutung des neuen Studiengangs auch für die deutsch-türkischen Beziehungen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, journalistische Standards zu setzen und für Qualität zu sorgen, damit unabhängiger und kritischer Journalismus seine unverzichtbare Aufgabe in der Entwicklung unserer Länder wahrnehmen kann." Für die Qualitätssicherung kommen die deutschen Dozenten und Professoren zu Blockseminaren nach Istanbul und stehen auch über Skype mit den Studierenden in Kontakt. Türkische Lehrkräfte begleiten die deutschen Dozenten oder werden von ihnen begleitet und beraten.
Yunus Söylet, Rektor der Universtität Isanbul, schätzt die Kooperation mit der Deutschen Welle als eine erfahrene Institution für die wissenschaftliche und praktische Ausbildung von Medienexperten. Der Masterstudiengang in Istanbul findet auf Englisch statt und geht über vier Semester. Er richtet sich an deutsche und türkische Studierende, die mindestens ein Jahr Berufserfahrung im Medienbereich haben. Start ist jeweils zum Wintersemester.