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Politik

DW-Team von US-Grenzbeamten festgehalten

5. April 2017

US-Präsident Trump will die Grenze zu Mexiko sicherer machen, mit Kontrollen und einer Grenzmauer. DW-Korrespondentin Alexandra von Nahmen wollte die Stimmung in der Region erkunden und geriet selbst ins Fadenkreuz.

USA Zoll- und Grenzbeamte an der Grenze zu Mexiko
Grenzkontrolle bei der Einreise in die USABild: Getty Images/J. Moore

Die junge Grenzbeamtin schaut uns ungläubig an. "Woher kommen Sie? Was haben Sie in Mexiko gemacht?" fragt sie immer wieder, während sie in unseren Pässen blättert. "Wir sind Journalisten. Wir kommen zurück aus Matamoros, wo wir einen Geschäftsmann zu den Vor- und Nachteilen des Freihandelsabkommens NAFTA interviewt haben", sagt DW-Kameramann Florian Kroker. Ich seufze leise. Es ist früh am Nachmittag und wir haben noch weitere Drehtermine im texanischen Brownsville. Ich hoffe, dass wir bald weiterfahren dürfen.

Die Grenzbeamtin aber scheint ratlos und unsicher. Sie holt einen Kollegen herbei, der – nach einem Blick in unsere Pässe – uns auffordert, einen Inspektionsparkplatz anzusteuern. Augenblicklich wird unser Mietwagen von weiteren Grenzschützern umstellt. "Nicht aussteigen!" brummt einer von ihnen. "Hey Sir!" rufe ich dem Mann zu. "Wir sind Korrespondenten aus Deutschland und in den USA akkreditiert. Wollen Sie unsere Akkreditierung sehen?" Statt einer Antwort fordert man uns auf, den Wagen zu verlassen. "Was ist los?" will ich wissen. "Los, mitkommen!"

Wenig los am offiziellen Grenzübergang zwischen Mexiko und Texas in BrownsvilleBild: DW/A. von Nahmen

Statt Erklärungen: Kommandos

Wenige Minuten später finden wir uns im Inneren der Grenzstation wieder. Durch einen Warteraum mit drei Schaltern gelangt man auf die Wache. Zehn Grenzschützer zähle ich dort zusammen, die meisten scheinen hispanische Wurzeln zu haben, jedenfalls sprechen sie untereinander Spanisch. Wir werden durchsucht. Das Bargeld sollen wir aus unseren Geldbörsen herausnehmen, alles andere wird uns abgenommen - auch die Handys.

Mit ihrem Kameramann an der US-Grenze festgehalten: DW-Korrespondentin Alexandra von Nahmen

Dann werde ich von einer Uniformierten in ein Nebenzimmer gebeten. "Zelle Nummer Drei", lese ich das Schild an der Tür laut vor. "Setzen Sie sich hin", sagt sie. "Sie waren in Afghanistan?" fragt sie. Ich erkläre ihr, dass ich dort eine Reportage über eine US-Einheit gedreht habe, die afghanische Soldaten ausbildet. "Wie lange arbeiten Sie schon für ihren Sender? Wie heißt der noch einmal? Geben Sie mir die Adresse und die Telefonnummer!" Die Dame ist freundlich, aber sehr bestimmt. Sie möchte sowohl Persönliches als auch Berufliches über mich wissen. "Sie waren im Irak. Mutig. Ich bekomme solche Pässe wie den Ihren nur selten zu sehen. Vielleicht sollte ich an einem Flughafen arbeiten", sagt sie und lächelt.

"Sie werden doch keine Selbstmord-Gedanken haben?"

Als meine Befragung endet, wird Florian Kroker in ein anderes Zimmer geführt. Ein misstrauisch wirkender, stark untersetzter Grenzschützer nimmt ihn dort in die Mangel. Er stellt immer wieder dieselben Fragen, die sich um Florians Reisen für die DW, seine Arbeit in den USA und um unseren Dreh in Mexiko drehen. Immer wieder hinterfragt er die Antworten, stellt seine Fragen - anders formuliert - neu, glaubt Widersprüche zu entdecken. Als er kurz das Zimmer verlässt, schaut ein anderer Grenzschützer herein. "Vielleicht sollte ich Ihnen Ihren Gürtel abnehmen?" fragt er. "Warum?" fragt Florian Kroker verblüfft zurück. "Naja, wir halten Sie hier fest, vielleicht sind Sie verzweifelt. Sie werden doch keine Selbstmord-Gedanken haben, oder?"

Im texanischen Brownsville wurde ein Team der Deutschen Welle festgehalten und verhörtBild: DW/A. von Nahmen

Inzwischen sind fast anderthalb Stunden vergangen, und wir wissen noch immer nicht, warum wir festgehalten werden. Florian Kroker bleibt im Verhörraum, ich sitze davor auf einer Bank. Ich höre zwei Grenzschützer flüstern: "Haben wir hier etwas? Was machen wir mit den beiden?" Ich beginne langsam nervös - und richtig sauer zu werden.

"Was wird uns vorgeworfen? Was sollen wir verbrochen haben?" frage ich den Mann, der Florians Befragung durchgeführt hat. "Wenn Sie etwas verbrochen hätten, säßen Sie jetzt in der richtigen Zelle", antwortet er, unsere Pässe umklammernd.

Standardprozedur oder Schikane?

Und auf einmal – völlig unerwartet, gibt er uns die Pässe zurück. "Sie können gehen!" heißt es lapidar. Was sollte das alles, will ich von ihm wissen. "Nichts Besonderes", sagt er achselzuckend. "Das ist Standardprozedur."

Wir kehren zum Mietwagen zurück, vergewissern uns, dass nichts von der Ausrüstung fehlt, und fahren davon. "Vielleicht sind die so nervös, weil Matamoros wegen seiner Drogenkriminalität berüchtigt ist", mutmaßt Florian Kroker. "Vielleicht waren es die vielen ausländischen Stempel in unseren Pässen", vermute ich. "Oder sie mögen einfach keine Journalisten", füge ich hinzu.

Jedenfalls bin ich froh, wieder in Texas zu sein.

 

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