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E-Mobilität in China

3. November 2017

Schon heute fährt jedes zweite Elektroauto der Welt in China. Das Reich der Mitte will Technologie- und Marktführer von morgen werden. Deutschland kann auch profitieren - als Standort für Spitzenforschung.

China Shenzhen - BYD-E-Bus
Bild: DW

Die E-Mobilität in China hat einen Namen: Shenzhen. Die südchinesische Metropole mit 12 Millionen Einwohnern liegt bei Hongkong. Und es ist die erste Stadt Chinas, in der heute nur noch E-Busse fahren.

Nach lokalen Presseberichten werden bis Oktober, fast zeitgleich zum Auftakt des UN-Klimagipfels COP23 in Bonn, sämtliche 15.000 Busse der 364 Linien auf elektrischen Antrieb umgestellt. Nach Angaben des Verkehrsbetriebs können so jährlich 1,18 Millionen Tonnen Treibhausgas eingespart werden. Auch die Taxis in Shenzhen sollen bis 2020 nur noch mit Strom fahren. Um E-Autos im Straßenverkehr kenntlich zu machen, wurde das grüne Kennzeichen für E-Autos eingeführt (Siehe Artikelfoto). Normale Kennzeichen sind in China blau.

E-Taxi in ShenzhenBild: DW

"Strengste Umweltschutzmaßnahmen"

China ist weltweit der größte Produzent vom umweltschädlichen Kohlendioxid, noch vor den USA. Einen erheblichen Anteil wird durch die 300 Millionen Fahrzeuge (Stand: 1. Quartal 2017) im Reich der Mitte verursacht. Gleichzeitig ist China nach Überzeugung aller Autobauer der Welt immer noch der Zukunftsmarkt schlechthin. Weltweit werden 21 Prozent CO2 durch den Transport und Verkehr verursacht.

Die Umweltverschmutzung alarmiert die höchste politische Ebene Chinas. "Wir müssen die strengsten Umweltschutzmaßnahmen umsetzen", sagt Xi Jinping, Generalsekretär der KPCh auf dem 19. Parteitag. "Wir wollen ein schönes Land aufbauen und zur 'globalen ökologischen Sicherheit' beitragen."

Nach offiziellen Statistiken wurden 2016 auf dem chinesischen Markt etwa 320.000 E-Autos neu zugelassen, 75 Prozent davon werden ausschließlich elektrisch betrieben, der Rest waren Hybride. In der ersten Hälfte 2017 wurden 195.000 Autos mit alternativem Antrieb verkauft.

Chinas Staatspräsident Xi, Prinz William und Herzogin Kate vor einem BYD-E-Bus in London 2015Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/F. Augstein

Chinas E-Busse fahren schon in Europa

Dass ausgerechnet der größte E-Auto-Hersteller BYD in Shenzhen sitzt, überrascht nicht. 13 Prozent der Elektroautos der Welt sind vom BYD gebaut, sagt Patrick Oosterveld, BYD-Vertriebsleiter für Europa auf dem ersten chinesisch-deutschen Autokongress im September. 129 BYD-E-Busse seien bereits in den europäischen Metropolen im Einsatz.

Auch die Stadtwerke von Bonn, wo die UN-Klimakonferenz stattfindet, hatten schon 2013 vier Wochen lang den BYD-E-Bus mit voller Auslastung getestet. Obwohl die Gesamtbilanz sehr positiv war, ging der Auftrag später an den deutsch-türkischen Konkurrenten Sileo.

Das sah BYD nicht als Rückschlag an. Der chinesische Konzern will in Europa montieren und Service anbieten. Im April 2017 wurde das erste BYD-Europawerk für E-Busse in der ungarischen Stadt Komárom zwischen Budapest und Wien eröffnet. 2018 sollen BYD-E-Busse auch in der französischen Region Hauts-de-France vom Band laufen. Die Kapazität liegt dort bei bis zu 200 Bussen im Jahr. Weitere Service- und Ersatzteil-Stationen sollen folgen.

Die Bonner Stadtwerke testeten 2013 einen BYD-E-BusBild: Meike Böschemeyer/Stadtwerke Bonn

Forschung mit Deutschland

Bei fahrenden E-Autos suchen Experten in China stets nach besseren Lösungen. Die wichtigsten Themen seien Batterien, Motorsteuerung und Leichtbau, berichtete Wang Zidong, Chinas Spitzenforscher für Batterietechnik, auf einer Fachtagung in Deutschland. Wang leitet in Peking das Testlabor für Autobatterien und ist selbst Vorstandsmitglied von BYD.

Dabei ist Deutschland seiner Meinung nach der ideale Partner. Allein für die Batterietechnik genießt zum Beispiel das Batterieforschungsinstitut MEET an der Universität Münster im deutschen Bundesland NRW weltweit einen hervorragenden Ruf. Auf einem Wirtschaftsforum mit 500 chinesischen Unternehmern versicherte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, neue Mobilitätskonzepte böten Chancen für chinesische und deutsche Wirtschaft. "Hierfür müssen wir gemeinsam weiter an innovativen Lösungen arbeiten, um die sich bietenden Chancen für Global Player, den Mittelstand, Startups und für unsere Hochschulen auszuschöpfen", sagte Pinkwart, der selbst Hochschullehrer war.

Auch China sucht den Schulterschluss mit Deutschland und hat den besten Fürsprecher für Deutschland. Chinas Forschungsminister Wan Gang hatte in Deutschland promoviert und jahrelang für einen deutschen Autobauer gearbeitet. 1999 kehrte Wan nach China zurück. Sein Forschungsprojekt damals: E-Mobilität.

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