1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ebola-Überlebende

Gudrun Heise17. Oktober 2014

Einige hatten Glück. Sie haben eine Ebola-Infektion überlebt. Jetzt sind sie immun gegen das Virus und könnten anderen helfen, etwa Kindern. Die stehen bei UNICEF im Mittelpunkt.

Ebola Westafrika I.S.A.R. GERMANY Liberia Weinendes Kind
Bild: I.S.A.R. GERMANY

Es sind wie so oft die Kinder, die bei Katastrophen am schlimmsten leiden. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF haben weit mehr als 3700 Kinder in den Ebola-Gebieten einen oder beide Elternteile durch das Virus verloren. Allein in Sierra Leone sind es fast 600. Dort hat UNICEF ein Pilotprojekt gestartet, bei dem sich zunächst 35 Überlebende getroffen haben. "Wir hoffen, dass wir sie vielseitig in den Ebola-Gebieten einsetzen können, denn es besteht keine Gefahr, dass sie sich infizieren", erklärt Ninja Charbonneau vom Deutschen Komitee für UNICEF.

Einmal infiziert, lebenslang immun?

Nur wenige Menschen haben eine Ebola-Infektion überlebt. In Sierra Leone sind es aktuell etwa 650. Die Mitarbeiter von UNICEF wollen weitere Überlebende finden. Sie rechnen mit rund 2500 in den nächsten sechs Monaten. Diese Personen seien gegen ganz bestimmte Komponenten des Ebola-Virus immun, erklärt Professor Hans-Dieter Klenk von der Uni Marburg. "Das Virus besteht aus zehn verschiedenen Proteinen. Die Personen entwickeln vor allem gegen das Oberflächen-Glykoprotein schützende Antikörper." Das allein reicht aber nicht, um Medikamente herzustellen und das Virus erfolgreich zu bekämpfen. "Wir wissen durch diese Personen, welche Antikörper für den Schutz vor einer Infektion wichtig sind. Das muss aber mit Tierexperimenten kombiniert werden", so der Experte der Gesellschaft für Virologie.

Auf der Suche nach einem Serum

Laut Klenk ist die Möglichkeit, Antikörper zu nutzen, schon bei früheren Ebola-Ausbrüchen angewendet worden. "Man hat schon sehr früh Blut von diesen ehemaligen Ebola-Patienten genommen", erklärt Klenk. Aus ihrem Blut wird ein Serum hergestellt. Dieses so genannte Immunserum wird dann den Ebola-Patienten gegeben. Die Wirksamkeit dieser Technik sei nicht genau belegt, so Klenk. "Es gibt natürlich auch ein gewisses Risiko, weil die Spender eventuell auch andere Krankheitserreger in sich tragen können." Aus medizinischer und wissenschaftlicher Sicht hält der Virologe es für wesentlich sinnvoller, Antikörper experimentell herzustellen, auf biotechnologische Weise. "Dieser Weg ist ja auch schon beschritten worden, etwa mit ZMapp."

Die Bereitschaft zu helfen

Glücklich diejenigen, die die aggressive und gefährliche Virus-Erkrankung ohne Serum besiegt haben. Unter ihnen sei die Bereitschaft groß, auch anderen zu helfen, so Charbonneau. Das gilt vor allem für Personen, die in irgendeiner Form über einen medizinischen Hintergrund verfügen. "Diese Menschen haben großes Interesse daran, ihr Wissen einzubringen und zu vermitteln. Das ist eine ganz große Chance", sagt Charbonneau. "Sie könnten zum Beispiel Waisenkindern helfen oder auch Kindern, die noch in Krankenhäusern sind und unter Quarantäne stehen."

Viele Kinder sind durch die Ebola-Epidemie zu Waisen gewordenBild: I.S.A.R. GERMANY

Jetzt sollen die von der Krankheit geheilten erst einmal geschult werden. Dazu gehört, dass sie zunächst lernen, mit ihrer eigenen Situation zurecht zu kommen. Sie erhalten psychologische Hilfe, können sich untereinander austauschen, lernen mit ihren Erfahrungen umzugehen. Im zweiten Schritt geht es dann darum, wie sie anderen helfen und sich gezielt um Kinder kümmern können.

Kampf gegen Stigmatisierung

Viele der Überlebenden haben selbst Angehörige verloren und sind schwer traumatisiert. Sie bekommen psychologische Unterstützung. Sie sind zwar gegen Ebola immun, nicht aber gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung, die ihnen begegnen. Viele Regierungen sind dazu übergegangen, diesen Menschen eine Art Zertifikat auszustellen. Darin wird ihnen bescheinigt, dass sie die Krankheit überlebt haben und als geheilt entlassen wurden. Das Dokument soll den Menschen die Angst vor denjenigen nehmen, die überlebt haben und gekommen sind, um zu helfen.

Aufklärung ist das A & O

Seit Beginn der Epidemie hat sich UNICEF in den Ebola-Gebieten engagiert, vor allem intensive Aufklärungskampagnen durchgeführt. "Zum Beispiel über SMS, über Radiospots, über Plakate, über Freiwillige, die von Tür zu Tür gehen und mit den Leuten sprechen. Sie haben leichtverständliche Poster dabei, die darüber aufklären, wie man sich vor der Krankheit schützen kann", erläutert Charbonneau.

Aufklärung ist die wichtigste ProphylaxeBild: Reuters/Unicef

Rund 900 Tonnen Hilfsgüter hat UNICEF seit August nach Liberia, nach Sierra Leone und nach Guinea geflogen. "Das sind vor allen Dingen Ausrüstungsgegenstände zum Schutz der Helfer: Anzüge, Schutzmasken, Handschuhe, Desinfektionsmittel, große Mengen Chlor zum Desinfizieren von Wasser", so Charbonneau.

UNICEF hilft auch Kindern, die selber nicht erkrankt sind, aber vielleicht ihre Eltern durch Ebola verloren haben. Die Organisation sorgt dafür, dass die Waisen mit anderen Familienangehörigen zusammengeführt werden oder versuchen, Pflegefamilien zu finden. "Es muss für die Kinder schrecklich traumatisch sein. Sie haben Mutter oder Vater oder sogar beide Elternteile verloren. Wir hören von den Kollegen vor Ort, dass sie Kinder antreffen, die gerade einmal ein bisschen was zu essen zugesteckt bekommen und um die sich sonst niemand kümmert. Hier muss dringend mehr Hilfe geleistet werden."