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Ebola - bitte keine Panik in Europa!

Peter Hille23. August 2014

Auch in Europa herrscht Furcht vor der Ebola-Seuche. Sie könnte aus Westafrika zu uns herüber schwappen, so die Befürchtung. Diese Angst ist übertrieben, meint Peter Hille.

Erster Ebola Verdacht in Berlin (REUTERS/Fabrizio Bensch)
Bild: Reuters

Eine schwarze Frau in einem Berliner Jobcenter klagt über Fieber. Sie bricht zusammen, wird ohnmächtig. Und dann? Springt die Maschine an: Dutzende Polizisten, Feuerwehrleute und Ärzte fahren vor. Die Frau wird im Krankenwagen abtransportiert, das Gebäude stundenlang abgeriegelt, Hunderte Menschen sitzen fest.

Die "Information von Fieber in Kombination mit Afrika" reiche momentan aus, um einen solchen Einsatz auszulösen, erklärte der leitende Notarzt, nachdem die Frau in Quarantäne gebracht war und ein Sicherheitsdienst vor ihrem Krankenhaus patrouillierte.

Afrika ist keine Krankheit

Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem die Behörden auf Nummer sicher gehen. In dem im Zweifelsfall lieber ein paar Krankenwagen zu viel anrücken als zu wenig. Was aber nicht sein muss: übertriebene Angst in Europa vor der Ebola-Seuche, gepaart mit Misstrauen gegenüber jedem, der aus Afrika kommt und leichtes Fieber haben könnte.

Denn erstens tritt die Krankheit zurzeit nur in genau vier von 54 afrikanischen Ländern auf, mit rund 2000 Ebola-Fällen bisher. Jeder einzelne ist tragisch, aber zum Vergleich: An der Grippe sterben jährlich bis zu eine halbe Million Menschen. Und zweitens ist Ebola bei Weitem nicht so ansteckend wie die Grippe, wie Masern oder ein Schnupfen. Es braucht schon den direkten Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, um sich anzustecken.

Grausam, aber kontrollierbar

Ja, die Seuche ist schrecklich, furchteinflößend, grausam. Beschreibungen des Krankheitsverlaufs mit Krämpfen und Blutungen bis zum tödlichen Ende lassen einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Deshalb gibt es auch wirklich Grund zur Panik, aber nicht in Europa, sondern dort, wo das Virus wütet und die Behörden eher hilflos agieren.

Im Armenviertel West Point etwa in der liberianischen Hauptstadt Monrovia, wo die Einwohner mit Gewalt in Quarantäne gehalten werden, ohne vernünftige medizinische Versorgung oder auch nur sauberes Wasser. Das eigentliche Problem sind Armut, mangelnde Hygiene und überforderte Behörden in Liberia, Sierra Leone und Guinea. Ohne sie hätte der Virus-Faden keine Chance, sich in diesen Ländern weiter auszubreiten.

DW-Redakteur Peter HilleBild: DW/P. Henriksen

Mehr Unterstützung für Ärzte und Aufklärungskampagnen sind deshalb der beste Weg, die Seuche zurückzudrängen. Hysterie oder Afrika-Angst dagegen helfen wenig. Die Frau aus dem Berliner Job-Center litt übrigens an Malaria. Der Krankheit, übertragen von Stechmücken, an der jedes Jahr rund 600.000 Menschen sterben.

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