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Ebola-Forschung

Gudrun Heise24. Mai 2015

Lange Zeit lief die Ebola-Forschung weltweit auf Hochtouren. Mittlerweile ist die Zahl der Infizierten enorm zurückgegangen. Hat diese Entwicklung Einfluss auf die Forschungsarbeit?

Ebola-Impfversuch in Liberia (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Dulleh

Zehntausende von Daten warten in Laboren und Forschungseinrichtungen darauf, analysiert und ausgewertet zu werden. Diese Daten seien eine wichtige Grundlage der Ebola-Forschung, sagt Stephan Günther, Leiter der Virologie am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg: "Man kann im Moment noch gar nicht absehen, was wir am Ende alles wissen werden."

Für die wissenschaftliche Community und all diejenigen, die die Studien durchgeführt haben, steht jetzt erst einmal die Analyse all dieser Daten an. Es geht um die Daten, die in Studien schon gesammelt worden sind, aber auch um die Studien, die noch laufen, denn sie sind ja noch nicht beendet." Von den meisten Patienten, die in Behandlung waren, gibt es medizinische Unterlagen. All das muss jetzt gebündelt werden. Das sei ein Prozess, der lange dauern könne, sagt Günther. Er geht davon aus, dass diese Arbeit mindestens zwei Jahre in Anspruch nehme, so Günther.

Mangel an Probanden

Stephan GüntherBild: bni

Die Situation hat sich mittlerweile zwar beruhigt, die Ebola-Forschung aber läuft weiter, wenn auch unter anderen Voraussetzungen. Für klinische Studien fehlten schlichtweg die Probanden, betont Günther. "Das ist natürlich ein Glück. Liberia ist parktisch Ebola-frei, und auch die Fälle in Sierra Leone und Guinea sind enorm zurückgegangen. Aber es ist schwierig, beispielsweise Phase III-Studien (Anm. der Red.: dabei wird das Arzneimittel an einem größeren Patientenkollektiv erprobt, um zu sehen, ob es auch bei vielen unterschiedlichen Patienten wirksam und unbedenklich ist) durchzuführen, wenn es kaum noch Krankheitsfälle gibt. Und es ist schwer, nachzuweisen, dass eine Therapie wirkt. Die Zahl der Probanden ist sehr niedrig, weil die Epidemie jetzt langsam und glücklicherweise zu einem Ende kommt."

Laufende Projekte

Vor dem Ausbruch der Epidemie war das Ebola-Virus nur ein Erreger von vielen, genauso wie etwa das Marburg-Virus oder das Lassa-Virus. Durch die Ebola-Epidemie in Westafrika aber hat Ebola einen neuen Stellenwert in der Forschung bekommen.

Mittel wurden zur Verfügung gestellt - beispielsweise von großen Stiftungen wie der Bill- und Melinda Gates-Stiftung, aber auch von den Universitäten - die wiederum von den Ländern finanziert werden. Auch Einrichtungen wie das Max-Planck-Institut sind daran beteiligt, das Bernhard-Nocht-Institut oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die DFG. In jüngster Zeit seien viele Forschungsanträge gestellt worden, so Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut. "Es sind viele gute Projekte begonnen worden, und die werden natürlich weitergeführt. Es ist dabei mit guten Ergebnissen zu rechnen, denn es wurde jetzt endlich mal entsprechend Geld zur Verfügung gestellt, um auch größere Projekte umsetzen zu können", erklärt der Leiter der Virusdiagnostik.

Noch immer dringende Forschung nötig

Die Pharmaindustrie habe durchaus Interesse daran, dass die beiden Impfstoffe, die es gibt, die klinischen Phasen durchlaufen, sagt Schmidt-Chanasit. Nur dann können sie im Fall einer erneuten Epidemie zur Verfügung stehen. Aber es gebe auch andere Beispiele, wenn es darum geht, Medikamente weiter zu testen, meint Schmidt-Chanasit. "Eine Pharmafirma hat zum Beispiel gesagt, es lohne sich jetzt nicht mehr, es gebe zu wenig Patienten, um dieses Medikament noch gut testen zu können."

Jonas Schmidt-ChanasitBild: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Einzelfälle von Ebola aber gibt es immer noch. Und da sei nicht nur weitere Forschung gefragt, sondern auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, so Schmidt-Chanasit. In der schlimmsten Phase der Ebola-Epidemie wurde Potenzial aufgebaut und Infrastruktur geschaffen, die jetzt genutzt werden können. "Man muss jetzt alle verfügbaren Ressourcen versuchen, auf die Regionen zu konzentrieren, wo es noch einzelne Fälle gibt. Es ist jetzt die Aufgabe der WHO, etwa die mobilen Labore und Behandlungseinrichtungen in diese Gebiete zu bringen, um auch diese letzten Fälle sicher zu behandeln oder sicher beerdigen zu können."

Besser gerüstet?

Auf den Erfahrungen mit der großen Ebola-Epidemie bauen die Forscher und Wissenschaftler jetzt ihre weitere Arbeit auf. Dazu gehört Grundlagenforschung, aber auch Verfahren zur Diagnostik. "Man hat gelernt, wie man vor Ort, schnell und gut diagnostiziert", sagt Schmidt-Chanasit. "Es wurden ja allein Hunderte von Ärzten und Krankenschwestern darin ausgebildet, wie man mit hochinfektiösen Kranken umgehen muss. Solch ein Know-how hatten wir vor dem Ausbruch ja gar nicht." Der Virologe ist überzeugt, dass man bei einem erneuten Ausbruch viel besser aufgestellt wäre. Aber abgeschlossen ist die Forschung keinesfalls.

Liberia gilt mittlerweile als Ebola-freiBild: DW/J. Kanubah

Viele Fragen, zu wenig Antworten

Vor dem Ebola-Ausbruch in Westafrika gab es kaum Proben, denn es gab nur vereinzelte Fälle, und die waren teilweise in abgelegenen Gebieten."Jetzt hat man eine gut charakterisierte Probensammlung. Man weiß genau, wann der Patient verstorben und wie alt er ist. Man kennt seine Grundkrankheiten", erklärt Schmidt-Chanasit.

Auf dieser Grundlage ist es für die Forscher einfacher, die Mechanismen von Ebola besser zu verstehen und gewisse Punkte zu identifizieren, die für die Behandlung wichtig sind: Wie repliziert sich das Ebola-Virus in infizierten Zellen? Wie reagiert das Immunsystem auf eine Infektion? Wie kann die Diagnostik optimiert werden?

Fragen, die von Wissenschaftlern und Forschern geklärt werden müssen. "Dieser Ausbruch war einfach schrecklich, aber bietet eine große Chance, die Erkrankung besser zu verstehen, wirksame Medikamente zu entwickeln und einen Impfstoff", sagt Schmidt-Chanasit. "Diese Chance sehen alle, und sie wird auch wahrgenommen werden. Davon bin ich fest überzeugt."

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