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Politik

Ecuador öffnet "humanitären Korridor"

24. August 2018

Tausende Flüchtlinge aus Venezuela bemühen sich, Peru zu erreichen, bevor dort schärfere Einreisebedingungen eingeführt werden. Ecuadors Regierung schafft die Menschen mit Bussen an die Grenze.

Ein Flüchtlingsmädchen aus Venezuela nach der Ankunft in der peruanischen Grenzstadt Tumbes
Ein Flüchtlingsmädchen aus Venezuela nach der Ankunft in der peruanischen Grenzstadt TumbesBild: Reuters/G. Pardo

Die ecuadorianische Regierung hat nach eigenen Angaben einen "humanitären Korridor" für Flüchtlinge aus dem Krisenland Venezuela geöffnet. Wie Innenminister Mauro Toscanini mitteilte, stellten die Behörden kostenlose 35 Busse bereit, die Migranten zur peruanischen Grenze brachten. "Wir werden so lange weitermachen, wie wir können", sagte Toscanini.

Viele Venezolaner versuchen, das Andenland Ecuador zu Fuß zu durchqueren, um weiter nach Peru, Bolivien, Chile und Argentinien zu reisen, hieß es. Die mehr als 800 Kilometer lange Reise der Flüchtenden vom Norden in den Süden Ecuadors werde von der Polizei unterstützt, sagte Toscanini. Auf der Strecke gebe es sieben Kontrollpunkte der Polizei. Ecuador habe zudem beschlossen, nicht weiter Mitglied der Bolivarischen Allianz für Amerika (ALBA) zu sein. 

Venezolaner laden nach ihrer Fahrt durch Ecuador ihr Gepäck in Peru ausBild: Reuters/G. Pardo

Der ecuadorianische Außenminister José Valencia sagte, sein Land sei "frustriert" von dem Mangel an politischem Willen Venezuelas, die Migrationskrise zu lösen. ALBA ist ein von dem ehemaligen Präsidenten Venezuelas Hugo Chávez und dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro gegründetes linkes Regionalbündnis mit Sitz in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.

Derzeit fliehen Hunderttausende Venezolaner vor Hunger, Elend und der wirtschaftlichen Krise in ihrem Land. Die Länder in der Region sind mit der wohl größten internationalen Flüchtlingskrise in der Geschichte Lateinamerikas zunehmend überfordert. 

Flüchtlinge aus Venezuela übernachten am Mittwoch an einer Straße nach PeruBild: Getty Images/AFP/L. Robayo

Ecuador nahm zudem eine Verschärfung seiner Grenzkontrollen zurück. Venezolaner müssen an der Grenze keinen Reisepass mehr vorweisen, sondern wie bisher nur einen Personalausweis, teilte der Ombudsmann der Behörden in Quito mit. Ecuador hatte vergangene Woche als Reaktion auf die massive Zuwanderung venezolanischer Flüchtlinge die Vorlage eines Passes verlangt. Da in Venezuela die Produktion von Reisepässen zusammengebrochen ist, haben die Bürger kaum eine Möglichkeit, an ein solches Dokument zu kommen.

UN warnen vor Flüchtlingskrise

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen bedroht die anhaltende Flüchtlingswelle mittlerweile die Stabilität der Nachbarstaaten. Der Exodus steuere auf eine überregionale Flüchtlingskrise zu, wie es sie bereits im Mittelmeerraum gebe, erklärte die UN-Organisation für Migration am Freitag in Genf. Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR appellierte an die lateinamerikanischen Länder, Menschen aus Venezuela weiter Zuflucht zu bieten. 

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro ist international zunehmend isoliertBild: picture-alliance/AP Photo

Laut den Vereinten Nationen haben in den vergangenen vier Jahren als Folge der katastrophalen Versorgungslage und der Unterdrückung von Regierungsgegnern rund 2,3 Millionen Menschen Venezuela verlassen. Eine Million Venezolaner versuchen, sich in Kolumbien ein neues Leben aufzubauen; Ecuador und Peru melden jeweils rund eine halbe Million Zuwanderer. In Brasilien, das rund 100.000 Flüchtlinge aufgenommen hat, kam es jüngst zu ausländerfeindlichen Übergriffen gegen Venezolaner.

Wirtschaft massiv geschrumpft

Venezuela leidet unter einer Hyperinflation und politischer Instabilität. Der Rückgang der Ölpreise hat zu einem Einbruch der Staatseinnahmen geführt. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge schrumpfte die Wirtschaft des Landes 2017 um zwölf Prozent. Für dieses Jahr sagt der IWF eine Inflation von einer Million Prozent in Venezuela voraus. 

Präsident Nicolas Maduro hatte vor kurzem umfassende Reformen angekündigt. Die Opposition wirft ihm den Aufbau einer Diktatur, Misswirtschaft und Korruption vor. Maduro sieht sein Land als Opfer eines von den USA angezettelten Wirtschaftskrieges. 

stu/mak (dpa, rtr, afp)
 

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