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Edeka schmeißt Nestlé aus den Läden

Mischa Ehrhardt
19. Februar 2018

Suppen, Pizzen oder Mayonnaise - so manches Nestlé-Produkte könnte erst mal aus den Regalen bei Edeka verschwinden. Die Supermarktkette will so mit anderen europäischen Händlern Druck auf den Nestlé-Konzern ausüben.

Supermarkt Lebensmitteleinkauf
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Offiziell ist es in Deutschland noch nicht. Dafür nehmen die sonst eher diplomatischen Schweizer in diesem Fall kein Blatt vor den Mund: "Wir haben einen Bestellstopp auf über 150 Artikel veranlasst", bestätigte die Schweizer Coop. Es geht um Artikel, die der Schweizer Nestlé-Konzern verkauft. Der Bestellstopp gelte seit vergangener Woche für alle gekühlten Thomy-Salatsaucen. In dieser Woche folgen bei Coop bestimmte Produkte der Marken Nescafé, Buitoni oder Cailler."Wir verlangen faire Einkaufspreise zu partnerschaftlichen Konditionen", sagte Meier weiter.

Daran dürfte auch Edeka ein Interesse haben. Die Einkaufsgemeinschaft hat den Einzelhändlern in ihrer Einkaufsgemeinschaft eine Liste geschickt, auf der 163 Nestlé-Produkte stehen. Sie sollen in den kommenden Tagen nach und nach aus den Läden verschwinden – die Edeka-Händler sollen sie einfach nicht mehr nachbestellen. Auf Anfrage hat eine Edeka-Filiale in Frankfurt indirekt bestätigt, dass sie einen solchen Brief bekommen habe. Im Detail dazu äußern wollte man sich aber nicht. Auch in der Edeka-Zentrale in Hamburg hält man sich noch bedeckt: Zu dem Bericht wolle man offiziell nicht Stellung nehmen.

Harte Bandagen im Preiskampf

Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass ein solches Vorgehen durchaus realistisch ist, wenn Einzelhändler und große Markenkonzerne wie Nestlé ihre Preise aushandeln. Im Rahmen dieser regelmäßig anstehenden Preisverhandlungen sind solche vorübergehenden "Auslistungen" von Produkten keine Seltenheit. So fanden sich bei der Supermarktkette Real vor drei Jahren zeitweise keine Produkte mehr von Dr. Oetker, Nestlé oder Müller Milch. Ein Jahr zuvor suchten Kunden bei Lidl zwei Monate lang vergeblich Coca-Cola-Flaschen in den Regalen.

Der Vorstoß von Edeka und der schweizerischen Coop findet in einer größeren Gemeinschaft statt. Beide sind nämlich Mitglied im europäischen Einkaufsverbund Agecore. Und der ist es, der nun Front gegen Nestlé macht. Diesem europäischen Einkaufsverband gehört auch die französische Intermarché-Gruppe an. Ein solcher Zusammenschluss bringt also selbst gegenüber einem Giganten wie Nestlé einiges Gewicht auf die Waage.

Amazon macht Druck aus dem Netz und stationär

Der Boykott könnte auf ein Ungleichgewicht abzielen, das Beobachter der Branche im Hintergrund vermuten: So habe nämlich der konkurrierende Einkaufsverbund Cooperic, dem unter anderem die Lebensmittelkette Rewe angehört, schon länger bessere Konditionen mit Nestlé ausgehandelt. Deswegen will das Edeka-Bündnis dem nicht länger nachstehen. Der Einzelhandelsspezialist von der Wirtschaftshochschule WHU, Martin Fassnacht, hält ein solches Vorgehen von Edeka und Co. jedenfalls für durchaus realistisch: "Der Handel in Deutschland ist hart umkämpft. Die vier großen: Edeka, Lidl, Aldi und Rewe haben einen Marktanteil von rund 85 Prozent. Wenn der eine bessere Preise bekommt als ein anderer, würde mich ein solches Vorgehen nicht wundern."

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Denn neben der harten Konkurrenz, die sich die vier Großeinzelhandelsketten gegenseitig liefern, macht ihnen zunehmend auch der Internet-Handel zu schaffen, dort zittert die Branche unter anderem vor dem Handelsriesen Amazon. Denn der hat im vergangenen Jahr in den USA die Bio-Supermarktkette Whole Foods aufgekauft. Damit will erweitert Amazon sein Online-Geschäft mit stationären Filialen - und stößt so in den Lebensmittelhandel vor.

Nestlé könnte nachgeben

Für Nestlé kommt der Boykott zur Unzeit. Denn dem Konzern Umbaukosten und eine schwächere Nachfrage zu schaffen. Das hat die Bilanz gezeigt, die das Unternehmen in der vergangenen Woche vorgelegt hat. Der Gewinn ging um fast 16 Prozent zurück, die Umsätze haben auf dem Niveau des Vorjahres stagniert. Am wenigsten kann es Nestlé also gerbrauchen, die Preise gegenüber einer Einkaufsinitiative wie Agecore in Zukunft zu senken. Wahrscheinlich wird der Konzern angesichts des konzertierten Boykotts dieser Großkunden in wichtigen Ländern Europas aber nicht umhin kommen, genau das zu tun.

Verbraucher schließlich könnten letztlich profitieren. Sollten Edeka und Co. bessere Preise bei Nestlé durchsetzen, könnten die in der harten Konkurrenz in Deutschland schließlich auch bei den Kunden ankommen.

 

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