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Xenon

Gudrun Heise26. Februar 2014

Die Olympischen Winterspiele sind vorbei, der Skandal um die russischen Sportler fängt an. Sie sollen mithilfe von Xenon zu Höchstleistungen gekommen sein. Ist das Doping oder nicht, und was ist Xenon eigentlich?

Bergsteiger im Himalaya
Bild: Fotolia/Martin M303

Jeder Mensch atmet das Edelgas Xenon tagtäglich in geringsten Mengen ein. Das ist unbedenklich, denn es ist Bestandteil unserer Luft und nicht giftig. Aber - wie bei so vielem - es kommt auf die Menge an. Wird Xenon in höherer Dosierung, über einen längeren Zeitraum eingeatmet, zeigt das Wirkung:

Es beeinflusst die körpereigene Produktion von EPO, dem Hormon Erythropoietin, und das regt die Bildung der roten Blutzellen an. Die sind für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich, so der Sportmediziner Udo Martin. "Wenn der Körper durch die hohe Anzahl an roten Blutzellen mehr Sauerstoffreserven bekommt, dann bedeutet das auch, dass ich mehr Ausdauerreserven habe." Das spielt eine große Rolle bei verschiedenen Sportarten. Bei der Winterolympiade in Sotschi, so Martin, seien das vor allem die Langläufer, die Biathleten und die Eisschnellläufer gewesen.

Xenon ist nicht nachweisbar

Rote Blutzellen sind für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlichBild: eye of science/Oliver Meckes

Einen ähnlichen Effekt wie mit Xenon gibt es auch beim Höhentraining. Die Sportler trainieren in über 2000 Meter. Dort ist der Sauerstoffgehalt geringer und darauf regiert der Körper, indem er größere Mengen des Hormons EPO bildet. Das sei vollkommen natürlich, erläutert Martin. "Wenn ich etwas einatme, das die Bildung von roten Blutzellen anregt, könnte man annehmen, dass das kein Doping ist.

Aber es ist natürlich eine ganz klare, leistungsfördernde Maßnahme. Letztendlich kann man es als Medikament verstehen, und dann würde es unter Doping fallen." Ist Xenon ein Dopingmittel oder nicht? Daran scheiden sich die Geister. Das werde die Nationale Anti-Doping Agentur, die NADA, zu entscheiden haben, glaubt Martin.

Schädliche Wirkung?

Xenon ist auch in der Medizin bekannt. 1951 setzte der US-Amerikaner Stuart C. Cullen das Edelgas erstmals bei einer Operation ein. Noch immer nutzen einige Kliniken Xenon als Bestandteil bei Narkosen. "Die Anästhesisten", so Martin berichten immer wieder, dass man eine Narkose damit gut führen kann, weil es weniger Nebenwirkungen hat als andere Gase. Bei der Narkose wird Xenon über kurze Zeit in relativ hoher Dosis verabreicht. Im Sport dagegen in relativ geringer Dosis über einen längeren Zeitraum.

Ob das Edelgas längerfristig eine schädliche Wirkung auf den Körper habe, bleibe abzuwarten, sagt Udo Martin. "Im Moment gibt es wohl noch keine Hinweise auf eine gesundheitsschädliche Wirkung. Aber es ist bei vielen neuen Medikamenten oder medizinischen Errungenschaften oft der Fall gewesen, dass es als völlig unbedenklich angesehen wurde und dass sich hinterher herausstellte: Das ist gar nicht so. Da hat man in ein Wespennest gestochen, und jetzt muss man eben Forschung betreiben."

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