Zu Beginn der Filmgeschichte zeigte Hollywood Indianer anonym und als brandschatzende Meute. Später wandelte sich das Bild zum edlen Wilden. Ein Rückblick auf das Indianerbild im Western.
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Hollywood und die Indianer
Indianer im amerikanischen Film gibt es schon so lange wie das Kino an sich. Der Western war für viele Jahrzehnte ein wichtiges Genre. Anlässlich des Remakes von "Winnetou", ein Rückblick auf Hollywood und die Indianer.
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Ein Apfel - Taza, Sohn des Cochise (1954)
Die 1950er Jahre waren die große Zeit des Western. Fast immer schlüpften weiße Filmstars in die Rolle der Indianer. Rock Hudson spielte 1954 in "Taza, Sohn des Cochise" die Titelrolle. Später nannte man das einen "Apfel": außen rot, innen weiß. Regie führte übrigens Hans Detlef Sierck, der 1937 vor den Nazis aus Deutschland floh und unter dem Namen Douglas Sirk in Hollywood Karriere machte.
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Stumme Western - Das Bleichgesicht (1922)
Schon in der Stummfilm-Ära wurden in Hollywood viele Western gedreht, in denen es um die Indianer ging. Sogar Komödien nahmen sich des Themas an. Einen der besten Filme inszenierte 1922 der große Buster Keaton. Der wird im Film von Indianern zunächst gefangen genommen, später dann aber als "Kleiner Häuptling Bleichgesicht" verehrt.
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Fritz Langs Western Union (1941)
Der Western ist vor allem ein amerikanisches Genre - inszeniert von Amerikanern. Doch die kalifornische Filmmetropole zog schon früh Regisseure aus aller Welt an. Neben Douglas Sirk setzte sich aus Deutschland auch Fritz Lang durch und drehte in Hollywood drei Western. "Western Union" erzählt wie viele andere Filme von der Eroberung des Landes durch die Weißen und der Vertreibung der Indianer.
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Verhandlungssache - Fort Apache (1948)
John Ford gilt als der größte Western-Regisseur der Filmgeschichte. Auch Ford drehte schon zu Stummfilmzeiten Western mit Indianergeschichten. Der Regisseur feierte in seinen frühen Genre-Filmen, wie hier in "Fort Apache", vor allem den Pioniergeist der Weißen. Die Indianer wurden nicht wirklich ernst genommen. Sie kamen oft nur als Angreifer ins Bild oder mussten Verhandlungsergebnisse abnicken.
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Der Umschwung: Der gebrochene Pfeil (1950)
Der Western "Der gebrochene Pfeil" läutete einen Perspektivwechsel ein. Die Indianer wurden nun ernster genommen, ihre Rollen glichen nicht nur Klischees. Mit dazu beigetragen hat wohl auch der Holocaust: Die Judenverfolgung in Nazi-Deutschland hatte auch Hollywood klar gemacht, wozu Rassismus und Völkervernichtung führen kann.
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Indianerkämpfe - Winchester 73 (1950)
Meist spielten die Indianer in den Western der 1950er Jahre aber noch diese Rolle: Sie wurden als Bedrohung wahrgenommen, überfielen weiße Siedler und überfielen die Trecks der Pioniere. Auch große Western-Regisseure wie Anthony Mann (hier eine Szene aus "Winchester 73") lenkten ihr Augenmerk vor allem auf die Nöten und Sorgen der Weißen.
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Indianer im Reservat - Seminole (1953)
Nur langsam begann Hollywood in den 1950er Jahren differenzierter auf die Situation der amerikanischen Ur-Einwohner zu blicken. In Filmen wie "Seminole" von Budd Boetticher rückten auch weniger bekannte Stämme in den Mittelpunkt der Filmautoren und Regisseure. Geschildert wurde hier die Auseinandersetzung mit Siedlern und Kavallerie und deren Bestrebungen, die Indianer in Reservate zu verbannen.
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Ökologie im Western - Die letzte Jagd (1955)
Richard Brooks Film "Die Letzte Jagd" war einer der ersten großen Western, die auf ein bedrückendes Problem der nordamerikanischen Indianer hinwiesen. Durch die fast vollständige Ausrottung der Büffel war deren Lebensgrundlage zerstört worden. Natürlich verzichteten auch solche Filme nicht auf melodramatisches Beiwerk - wie diesen Flirt zwischen Rot und Weiß am Lagerfeuer.
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Vorsichtiger Wandel - The Searchers (1956)
"The Searchers", in Deutschland lange unter dem Titel "Der schwarze Falke" bekannt, gilt heute als einer der besten Western aller Zeiten. Und das, obwohl er eine Helden-Figur in den Mittelpunkt stellt (John Wayne als Ethan Edwards), der rassistisch und indianerfeindlich ist. Doch auch John Ford inszenierte die Indianer von nun an nicht mehr ausschließlich als Hintergrundstaffage und wilde Horden.
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Western mit Rock 'n' Roll-Idol - Flammender Stern (1960)
Die beginnenden 1960er Jahre brachten einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Gleichberechtigung zwischen Weiß und Rot im Western. Ausgerechnet Elvis Presley spielte in seiner wohl besten Kino-Rolle in "Flammender Stern" ein Halbblut, das in einer rassistisch geprägten Gesellschaft an den Rand gedrängt wird - und am Ende mit seinem Leben bezahlt.
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Paradigmenwechsel - Little Big Man (1970)
Mit Beginn des neuen Jahrzehnts - das Umbruchjahr 1968 und der Vietnamkrieg bestimmten das gesellschaftlich-politische Klima in den USA - veränderte sich das Bild des Indianers im Kino radikal. In Filmen wie "Little Big Man" (mit Dustin Hoffman) wurde plötzlich angesprochen, was bis dahin nie eine Rolle gespielt hatte: Die Indianer als Opfer eines "Völkermords".
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Lob und Kritik - Ein Mann, den sie Pferd nannten (1970)
Ebenfalls spektakulär war der Indianerfilm "Ein Mann, den sie Pferd nannten", der die oft erzählte Geschichte eines Weißen schildert, der bei Indianern aufwächst. Das Neue damals: Noch nie wurde das Leben der Indianer so realistisch geschildert wie hier. Erst später stellte sich heraus, dass bei genauerer Betrachtung zahlreiche angebliche Eigenarten der Sioux nicht ganz so authentisch waren.
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Reflexionen - Buffalo Bill und die Indianer (1976)
Das New Hollywood-Kino der 1970er Jahre brachte eine ganz neue Generation von Regisseuren auf die Regiestühle. Zu ihnen gehörte Robert Altman. Sein Film "Buffalo Bill und die Indianer" war einer der ersten, der sich mit Geschichte und Geschichtsbildern beschäftigte. Altman stellte die Frage: Wie ist das Bild von den Indianern, das heute existiert, überhaupt entstanden?
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Moderne Mythen - Der Höllentrip (1980)
Indianer und Indianerbilder zogen nun auch in moderne Filme außerhalb des Westerns ein. Werke wie Kurt Russells psychedelischer Drogenfilm "Der Höllentrip" nutzen Bilder und Klischees indianischer Mythen für ihre Geschichten. Mit der Authentizität nahmen es diese Filme oft nicht so genau.
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Sensationserfolg - Der mit dem Wolf tanzt (1990)
Der Western schien zu Beginn der 1990er Jahre praktisch tot, als Kevin Costner als Regisseur und Schauspieler die Bühne betrat und das Genre wiederbelebte. Sein Film "Der mit dem Wolf tanzt" bemühte sich um ein positives und ausgewogenes Bild der Indianer - und entwickelte sich zu einem vielfach oscargekrönten Kassenhit.
Bild: picture-alliance/United Archives
Nicht nur im Westen - Am Fluss der Irokesen (1991)
Die Regisseure entdeckten plötzlich auch Geschichten, die nicht mehr ausschließlich im Kern-Amerika des 19. Jahrhunderts spielten. Die Ureinwohner hatten sich schließlich über den ganzen Kontinent verteilt. Bruce Beresfords bezeichnenderweise als kanadisch-australische Co-Produktion entstandener Film "Am Fluss der Irokesen" erzählte eine Episode aus dem späteren Kanada Mitte des 17. Jahrhunderts.
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Neue Geschichtsbilder - Der letzte Mohikaner (1992)
Zu jenen Filmen zählte auch "Der letzte Mohikaner" von Regisseur Michael Mann. Der rasant inszenierte und visuell beeindruckende Film schildert eine Episode der Auseinandersetzungen zwischen Franzosen, Briten und Indianern Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Geschichte geht auf die berühmte Romanvorlage von James Fenimore Cooper zurück.
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Echte Indianer - Geronimo (1993)
Auch in den kritischen Indianerfilmen späterer Jahre spielten "echte" Indianer nur selten tatsächlich als Darsteller mit. Der Cherokee Wes Studi war einer der wenigen Hollywood-Schauspieler mit "echtem" indianischem Hintergrund. In Walter Hills "Geronimo" spielte er 1993 eben jenen legendären Indianer-Häuptling gleichen Namens.
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Ein paar Jahre nach dem Welterfolg von Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt" (1990) haben die beiden Filmexperten Matthias Peipp und Bernhard Springer zum ersten Mal im deutschen Sprachraum differenziert beschrieben, wie sich das Bild des Indianers im Film im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat.
Kevin Costners Film brachte 1990 einen Neuanfang im Western
Die Autoren schrieben damals: "Im öffentlichen Bewusstsein (...) hatten sie (die Indianer, Anmerk. der Red.) nur auf der Leinwand überlebt - als blutrünstige Kulisse, vor der sich der Mythos vom aufrechten, entbehrungsreichen Frontier-Mann so glänzend in Szene setzten ließ, oder als edler Wilder, der als Letzter seines Stammes den treuen Begleiter des weißen Helden abgab." Erst mit Costners Film habe Hollywood sich dann tatsächlich seiner "Native Americans" besonnen.
Seit ihrer grundlegenden Untersuchung "Edle Wilde/Rote Teufel" (Heyne Verlag 1997) sind nun wieder fast 20 Jahre vergangen und in Hollywood werden immer noch Western produziert - wenn auch längst nicht mehr so oft wie in früheren Jahrzehnten. Das Bild der Indianer im Film hat sich seither in einer Art und Weise gewandelt, dass die schlimmsten Klischeebilder der Native Americans heute nicht mehr auftauchen, "Edle Wilde" hingegen schon.
Hollywood und der Western: Noch bleiben Fragen
Umstritten sind nach wie vor auch Besetzungsfragen - wer soll (oder muss) Indianer im Film darstellen? Dürfen das weiße Schauspieler? Oder nur Schauspieler indianischer Abstammung?
Und vor allem: Wie sollen Indianer dargestellt werden? Erst im vergangenen Jahr kam es bei den Dreharbeiten zur Westernkomödie "The Ridiculous Six" zu Auseinandersetzungen am Set. Eine Schauspielerin, Stammesangehörige der Navajo, brach die Dreharbeiten ab. Sie wollte damit ein Zeichen setzen gegen das von Hollywood gezeichnete Bild der Indianer im Film.
Die Geschichte von "Hollywood & die Indianer" scheint also noch lange nicht zu Ende erzählt.