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Politik

Ehemaliger KZ-Häftling Jack Terry ist tot

3. November 2022

Er wollte kein "KZ-Überlebender" und auch kein "Zeitzeuge" sein - weil er diese Begriffe als Vereinnahmung empfand. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Terry in New York City als Psychoanalytiker tätig.

Holocaust-Überlebender Jack Terry gestorben
Jack Terry im Jahr 2012 bei einer Gedenkveranstaltung im ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg in der OberpfalzBild: Armin Weigel/dpa/picture-alliance

Der ehemalige KZ-Häftling Jack Terry ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das teilte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, mit. Terry sei nach schwerer Krankheit bereits am Sonntag "selbstbestimmt" aus dem Leben geschieden, sagte Skriebeleit. Zuerst hatte der "Neue Tag" darüber berichtet.

Jack Terry hatte sich für die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen im KZ Flossenbürg eingesetzt und war lange Jahre Sprecher der ehemaligen Häftlinge. Den Begriff "KZ-Überlebender" habe er - ebenso wie den des "Zeitzeugen" - abgelehnt, sagte Skriebeleit. Er habe sich nicht als solcher definieren und vereinnahmen lassen wollen. Obwohl er jahrelang an den Gedenkfeiern zur Befreiung des KZ-Flossenbürg teilnahm, sei ihm das dabei vorgebrachte "Nie wieder!" zu ritualisiert vorgekommen, erläuterte Skriebeleit, den eine jahrelange Freundschaft mit Terry verband. "Die Welt hat nichts gelernt", habe sein Resümee gelautet.

"Der traurigste Tag meines Lebens"

Terry wurde im März 1930 als Jakub Szabmacher in der Nähe von Lublin (Polen) als Kind eines jüdischen Kaufmanns geboren. Mit 14 Jahren kam er nach Flossenbürg. Dort erlebte er auch im April 1945 die Befreiung des Konzentrationslagers durch die US-Armee. Er war der einzige in seiner Familie, der nicht während des Holocausts von den Nazis ermordet wurde. Die Erlebnisse in Flossenbürg verließen ihn nach eigenen Worten nie mehr.

"Der Tag meiner Befreiung war der traurigste Tag in meinem Leben", sagte er immer wieder. "Bis zu diesem Tag ging es nur instinktiv um mein eigenes Überleben. Am Tag meiner Befreiung habe ich realisiert, dass ich völlig allein auf der Welt bin." Später ging Terry nach New York und wurde ein anerkannter Psychoanalytiker. "Nach diesem Albtraum wollte ich wissen, wie die menschliche Seele funktioniert. Und was Menschen dazu bringt, anderen Menschen ihr Menschsein abzusprechen", schrieb er in seinen Erinnerungen.

jj/sti (dpa, epd)