Für den Regiestar Iñárritu ist es der nächste Triumph in seiner Karriere. Gemeinsam mit dem Schauspieler Donald Sutherland und der Regisseurin Agnès Varda erhielt Iñárritu einen Ehrenoscar. Ein Rückblick auf sein Werk.
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Alejandro González Iñárritu: Großer Erzähler mit filmischen Innovationen
Nachdem seine Spielfilme schon ein paar Oscars abgeräumt haben, bekam Alejandro González Iñárritu nun auch für seinen VR-Flüchtlingsfilm "Carne y Arena" den "Special Award Oscar". Ein Karriere-Rückblick.
Bild: Ugo Dalla Porta
Iñárritu erhält Ehrenoscar
Alejandro González Iñárritu erhielt am 11. November 2017 die von der Oscar-Akademie nur selten verliehene Auszeichnung speziell für seinen Virtual-Reality-Film "Carne y Arena". Der "Special Award Oscar" wird nicht fürs Lebenswerk, sondern für eine filmische Innovation verliehen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/C.Pizzello
Eintauchen in andere Welten
In "Carne y Arena" wird der Zuschauer mittels einer Datenbrille in die Lage versetzt, das Schicksal von Flüchtlingen hautnah mitzuerleben. Visuell und akustisch soll ein möglichst realistischer Eindruck vermittelt werden. Das Publikum wird in die oft gefährliche Situation von flüchtenden Menschen hineinversetzt. Iñárritu ist auch in seinem bisherigen Werk für innovative Formen bekannt.
Bild: Ugo Dalla Porta
DiCaprio im Überlebenskampf
2005 hatte Iñárritu seinen bisher letzten Spielfilm in die Kinos gebracht: "The Revenant". Dort streift ein Pelztierjäger im 19. Jahrhundert durch die Weiten Nordamerikas. "The Revenant" ist ein Natur- und Westernepos, in dem sich Leonardo DiCaprio unter anderem im Kampf gegen einen riesigen Grizzly-Bären behaupten muss. Auch das war ein Film, der den Zuschauer magisch in Bann zog.
Bild: picture-alliance/dpa/20th Century Fox
Von New York in die Einsamkeit
In der Natur bewies der Mexikaner Souveränität. "The Revenant" wurde in den unwirtlichen, menschenleeren Wäldern Kanadas und in Südamerika gedreht. Für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung. Ein Jahr zuvor hatte Iñárritu den Film "Birdman" inszeniert, der mit vier Oscars ausgezeichnet wurde und im Gegensatz zu "The Revenant" ein Großstadtfilm war.
Bild: 2015 Twentieth Century Fox
Ein Meister der Regie
Mit nunmehr sechs langen Spielfilmen hat sich der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu nach ganz oben gearbeitet. Er gehört zweifellos zu den bedeutendsten Filmregisseuren der Gegenwart. Schon sein Debüt war eine filmische Sensation.
Bild: picture-alliance/dpa
Debüt mit "Amores Perros"
Iñárritus erster großer Regie-Auftritt in der Welt des Films bescherte ihm gleich einen beachtlichen Triumph. "Amores Perros", sein komplex erzählter Spielfilm über die Härten des Lebens im Moloch Mexiko-City, räumte im Jahr 2000 beim Festival in Cannes zwei wichtige Preise ab und errang danach zahlreiche weitere internationale Auszeichnungen.
Bild: Imago/Entertainment Pictures
Das Gewicht der Seele
Iñárritus zweiter Spielfilm "21 Gramm" bestätigte das künstlerische Kaliber dieses erstklassigen Regisseurs. In dem hochdramatischen Kinofilm spielt Sean Penn einen Patienten nach einer Herz-OP. Der in Erzählsplitter zerfallende Film spielt mit verschiedenen Handlungssträngen. Erst ganz am Ende löst der Regisseur seine Geschichte auf.
Bild: picture alliance/dpa
Hollywoodstars und Experimente
Auch im folgenden Film "Babel" präsentierte Iñárritu keine lineare Handlung, sondern ein vielfach gebrochenes Erzählkonstrukt. Doch so kühn der Regisseur seine Filme erzählt, schafft er es doch, für seine Projekte große Hollywood-Stars zu verpflichten. In "Babel" sind es unter anderem Cate Blanchett und Brad Pitt.
Bild: picture alliance/kpa
Spanische Passionsgeschichte
In seinem nächsten Spielfilm "Biutiful" brachte der Mexikaner einen völlig anderen Tonfall auf die Leinwand. Diesmal erzählt er seine Geschichte relativ konventionell - und siedelt sie in Europa an. Javier Bardem spielt in "Biutiful" einen krebskranken Familienvater in Barcelona zwischen Kleinkriminalität und religiöser Hingabe.
Bild: picture-alliance/dpa
Triumph mit "Birdman"
2015 eroberte Iñárritu dann mit seinem Kinofilm "Birdman" endgültig Hollywood. Die in einer Einstellung gedrehte Satire um einen abgehalfterten Filmstar (Michael Keaton) gewann vier wichtige Oscars. Der vielfach ausgezeichnete Regisseur konnte sich jetzt die nächste Ehrung in Hollywood abholen: den "Special Award Oscar".
Bild: 20th Century Fox/dpa
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Der prämierte siebenminütige Kurzfilm zeigt den schweren und gefährlichen Weg von Migranten, die aus Mexiko in die USA fliehen. "Carne y Arena" ("Fleisch und Sand") versetzt die Zuschauer mittels einer Datenbrille in die Lage der Flüchtlinge, deren Schilderungen sie hautnah miterleben. Per Kopfhörer sind die Hilferufe der verzweifelten Mexikaner zu hören und das Gebell der Hunde, die von den Grenzhütern an der Mauer losgeschickt werden.
Weltpremiere beim Festival in Cannes
Um das Ganze noch authentischer zu machen, laufen die Besucher während der Vorstellung barfuß über einen Boden, der mit Sand und Steinen bedeckt ist. Die Installation war zunächst beim Filmfestival im Mai in Cannes zu sehen, danach wurde sie unter anderem im Los Angeles County Museum of Art sowie im Tlatelolco Museum in Mexico City gezeigt.
Für so viel "visionäre Erzählkunst" bekomme Alejandro Iñárritu den "Special Award-Oscar", so der Vorstand der Academy of Motion Picture Arts and Sciences bei Bekanntgabe der Hollywood-Auszeichnung. Er und sein Kameramann Emmanuel Lubezki hätten mit ihrem stark emotionalen Werk über Migranten "neue Türen für filmische Wahrnehmung" geöffnet, sagte Oscar-Akademie-Chef John Bailey.
Vielfach ausgezeichnet: Alejandro Iñárritu
Alejandro Iñárritu kann besonders stolz auf die Trophäe sein, denn sie wird nur selten vergeben. Zuletzt 1996, als die Oscar-Akademie Pixars "Toy Story" auszeichnete, den ersten komplett computererzeugten Spielfilm. Als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor ist Iñárritu ("Birdman", "The Revenant - Der Rückkehrer") bereits mehrfacher Oscarpreisträger, außerdem gewann er zwei Golden Globes und den Directors Guild of America Award. Sein Landsmann Lubezki holte hintereinander drei Kamera-Oscars für "Gravity", "Birdman" und "The Revenant".
Den Ehrenoscar hat der mexikanische Regisseur am 11. November im Rahmen der Governors-Awards-Gala in Los Angeles entgegengenommen. Dort wurden auch der 82-jährige kanadische Schauspieler Donald Sutherland und die 89-jährige französische Regisseurin Agnès Varda mit einem Ehrenoscar für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Seit 2009 werden die Ehrenpreise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences nicht mehr während der Oscarverleihung im März, sondern bereits im Vorfeld in einer eigenen Zeremonie verliehen.