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Ehud Barak

Igal Avidan/ dpa9. Februar 2009

„Nicht nett - Ein Führer“, „Nicht im Trend - Ein Führer“ und „Nicht sympathisch - Ein Führer“, wirbt die Arbeitspartei im Wahlkampf für ihren sperrigen Chef. Ehud Barak ist unbequem.

Bild: AP

Die Imagestrategen der israelischen Arbeitspartei wollten wohl aus der Not eine Tugend machen, als sie versuchten, die bisweilen ruppige und ungeduldige Art Ehud Baraks umzumünzen in etwas, was die Israelis anspricht. Und einen in Stahlgewittern gehärteten Führer wünscht sich die Mehrheit allemal. Ihr offeriert sich der höchstdekorierte Soldat des Landes als schlagkräftige Antwort auf die Raketenangriffe der Hamas und die Atom-Ambitionen der iranischen Mullahs. Denn das Kriegshandwerk beherrscht Barak.

Als Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer wurde er 1942 unter dem Namen "Ehud Brog" geboren. Mit 17 wurde er zum Militär eingezogen, in der Zeit gab er sich den Namen "Barak", Hebräisch für „Blitz“. Er studierte Mathematik und Physik an der Hebräischen Universität in Jerusalem und an der Stanford University in Kalifornien und bereits früh galt er als genialer Stratege.

Kein politischer Erfolg

1972 leitete Barak die Kommandoeinheit Sajeret Matkal, die auf dem Flughafen von Tel Aviv eine von Palästinensern entführten Passagiermaschine befreite. 1973 soll er als Frau verkleidet nach Beirut eingereist sein, um dort die Hintermänner des Terroranschlags von München zu töten. 1991, im Alter von nur 37, wurde er Generalstabschef der Armee.

Er war nur knapp zwei Jahre im Amt des MinisterpräsidentenBild: AP

1999 wurde er zum Ministerpräsidenten gewählt; Israels am höchsten dekorierter General wollte nach seiner politischen Blitzkarriere nun alles Mögliche unternehmen, um den Kriegszustand an allen Fronten Israels zu beenden. Im Mai 2000 zog Barak, wie er es im Wahlkampf versprochen hatte, die israelischen Truppen aus dem Südlibanon ab. Er leitete die israelische Delegation beim Gipfeltreffen mit Syrien. Beide Seiten machten weitgehende Fortschritte, konnten sich jedoch über die endgültige Grenze nicht einigen.

Als Barak im Juli 2000 in Camp David unter der Schirmherrschaft von US-Präsident Bill Clinton mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat einen Friedensvertrag aushandeln wollte, hatte er schon keine Mehrheit mehr im Parlament. Dennoch bot er den Palästinensern an, auf 90 Prozent des Westjordanlandes, in Ost-Jerusalem und im Gazastreifen einen unabhängigen Staat zu gründen. Als der Gipfel scheiterte und im September 2000 die zweite Intifada ausbrach, beschuldigte Barak Arafat, eigentlich nicht an einem Frieden interessiert zu sein.

1979 gab es bereits 'Camp David 1'. 2000 trafen sich Barak, Clinton und Arafat zu 'Camp David 2'Bild: picture alliance / dpa

Kein beliebter Politiker

Die nachfolgende Wahl verlor er 2001 gegen Ariel Scharon, den ehemaligen Panzergeneral an der Spitze des Likud. Daraufhin zog sich Barak aus der Politik zurück und wurde erfolgreicher Geschäftsmann. Mit einem Jahr und acht Monaten wurde Baraks Amtszeit die kürzeste in der Geschichte Israels.

In einem Fernsehinterview fragte ihn Gideon Levy einmal, was er getan hätte, wenn er als Palästinenser geboren worden wäre. „Wäre ich ein Palästinenser im passenden Alter“, sagte Barak damals, „würde ich mich irgendwann einer Terrorgruppe anschließen.“ Er erntete dafür viel Kritik. Barak gilt als hart - viele aus seinem Umfeld beklagen seine Ungeduld, seine Ruppigkeit und die Unfähigkeit, zuzuhören.

In einem anderem Interview gab er das auch einmal auf ungewöhnlich selbstkritische Art zu: Er sei an der militärischen Front geprägt worden, sagte e, wo es auf Entscheidungen ankomme. „Dort geht es nicht um Liebe“, sagte er damals. „Die Menschen lieben mich nicht - daran bin ich gescheitert. Ich beginne zu lernen, dass Politik auch bedeutet, den Menschen zuzuhören, nett zu sein, ihnen Streicheleinheiten und Dankbarkeit zu geben. Das gelingt mir leider nicht immer besonders gut.“

Profitiert vom Gaza-Krieg

Auch der Arbeitspartei ging es von da an nicht mehr gut. Im Krieg 2006 gegen den Libanon stellte sie mit Amir Perez den Verteidigungsminister. Seine tragische Inkompetenz machte ihn zur öffentlichen Witzfigur in einem überhastet geführten Kriegszug, den viele Israelis als Trauma erlebten.

Barak kehrte im Juni 2007 in die Politik und damit an die Spitze der Arbeitspartei zurück. Doch er brach sein Versprechen, die Regierung zu verlassen, falls Premierminister Ehud Olmert infolge des kritischen Berichts zum Libanonkrieg nicht zurück treten würde. Barak erzwang Neuwahlen - ein Schritt, dem ihm die Israelis bis heute als politische Fehlentscheidung vorwerfen. Ehud Barak wurde zum Prügelknaben der israelischen Medien. Noch im November 2008 galt seine Arbeitspartei mit rund 7 Prozent in den Umfragen als politisch tot. Der Gazakrieg zur Jahreswende machte ihn bei der Bevölkerung wieder populärer, auch weil die Zahl der israelischen Opfer gering war.

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