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Politik

Schwere Vorwürfe im Eier-Skandal

9. August 2017

Sind die Ausmaße des Skandals größer als bisher angenommen? In der Affäre um die mit Fipronil verseuchten Eier suchen die Europäer weiter nach Antworten. Nun melden sich die Belgier mit einer neuen Anklage zu Wort.

Deutschland Eier im Supermarkt
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die niederländischen Behörden hätten bereits seit November 2016 von belasteten Eiern gewusst - allerdings nicht darüber informiert. Das erklärte der belgische Landwirtschaftsminister Denis Ducarme bei einer Parlamentsanhörung in Brüssel. Er berief sich auf ein internes niederländisches Dokument, das im Besitz der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sei. "Es gab dazu keine offizielle Mitteilung der Niederlande", kritisierte Ducarme. Er habe bei der Regierung in Den Haag eine Erklärung gefordert.

Die niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit (NVWA) wies die Anschuldigungen zurück. "Der Vorwurf, wir hätten im November 2016 von Fipronil in Eiern gewusst, trifft nicht zu", heißt es in einer Erklärung des NVWA-Chefs Rob van Lint. Allerdings habe es einen anonymen Hinweis gegeben, dass das Insektengift bei der Reinigung von Ställen zur Bekämpfung der Blutlaus eingesetzt worden sei.

"Jedes Jahr Hunderte von Tipps"

Seine Behörde bekomme "jedes Jahr Hunderte Tipps über Unregelmäßigkeiten", erklärte van Lint. Ein solcher Hinweis sei auch im November 2016 hinsichtlich der Stallreinigung eingegangen. Es habe aber keine Indizien dafür gegeben, dass sich Fipronil auch in Eiern befinden könnte.

Er lenkt die Aufmerksamkeit im Eier-Skandal auf das Nachbarland: Belgiens Landwirtschaftsminister DucarmeBild: Getty Images/AFP/V. Lefour

Die Vorwürfe des belgischen Ministers werfen dennoch die Frage auf, seit wann belastete Eier nach Deutschland und in andere EU-Länder geliefert wurden. Ducarme bemängelte im belgischen Parlament, es sei wirklich ein Problem, wenn einer der größten Eierexporteure der Welt seine Erkenntnisse nicht weitergebe.

Forderungen an Brüssel

Unterdessen forderte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft Aufklärung durch die EU-Kommission. Es könne nicht sein, "dass einzelne Staaten das Schnellwarnsystem zu einem 'Langsamwarnsystem' machen", sagte Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es stelle sich die Frage, ob die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten müsste. Ripke appellierte zudem an Brüssel, auch die osteuropäischen EU-Staaten zu Fipronil-Untersuchungen aufzufordern. Die EU-Kommission überwacht das Warnsystem für Lebensmittelsicherheit in der EU. 

Aus einem mit Spannung erwarteten Bericht der belgischen Lebensmittelbehörde FASNK wird derweil deutlich, dass Fipronil in Belgien nur durch Zufall entdeckt wurde. Der betroffene Betrieb habe einen im Rahmen der Selbstkontrolle vorgeschriebenen Test durchführen lassen, hieß es. Bisherigen Erkenntnissen zufolge liegt dort der Ursprung des Skandals. Ein belgischer Hersteller mengte einem gängigen Reinigungsmittel das Insektizid Fipronil bei und verkaufte die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland.

Vorwürfe auch an Belgien

Doch während die FASNK am 2. Juni von dem ersten Verdachtsfall erfuhr, wurden die anderen EU-Staaten erst am 20. Juli informiert. Das wird von Berlin massiv kritisiert. Ebenso wie der Umstand, dass die deutschen Behörden erst eine weitere Woche später davon erfuhren, dass belastete Eier auch nach Deutschland geliefert wurden. Für die Verzögerungen steht vor allem Belgien in der Kritik. Der belgische Landwirtschaftsminister Ducarme gab in der Parlamentsanhörung allerdings auch hierfür den Niederlanden die Schuld, die mangelhaft kooperiert hätten.

nin/gri (dpa, afp, rtr)

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