Zwei Festnahmen im Eier-Skandal
10. August 2017Bei den Festgenommen handele es sich um zwei Manager der Firma, die das Insektengift Fipronil wahrscheinlich in Agrarbetrieben eingesetzt haben, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft mit. Sie wurden in der Nähe von Utrecht in ihren Wohnungen in Gewahrsam genommen. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Unternehmen um die niederländische Firma "Chickfriend". Alle rund 180 niederländischen Eierproduzenten, bei denen mit Fipronil belastete Eier gefunden wurden, waren Kunden der Firma. Den Managern wird eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch den Einsatz von Fipronil in Ställen von Legehennen vorgeworfen, außerdem der Besitz verbotener Substanzen. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaften in den Niederlanden sowie in Belgien koordinierte Razzien in beiden Ländern durchgeführt.
Mehr belastete Eier in Großbritannien als gedacht
Der Skandal um Millionen mit dem Insektengift belastete Eier hat nach bisherigen Erkenntnissen seinen Ursprung in Belgien. Dort wurde offenbar verbotenerweise ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Es wurde auch in Ställen in den Niederlanden und in einigen Fällen auch in Deutschland eingesetzt. Millionen der belasteten Eier aus den Niederlanden wurden nach Deutschland verkauft.
Zuletzt wurde bekannt, dass 20 Tonnen mit Fipronil belasteter Eier nach Dänemark geliefert wurden. Das teilte die dänische Behörde für Lebensmittelsicherheit mit. Eine dänische Firma habe die gepellten und gekochten Eier von einem belgischen Händler bezogen - produziert wurden die Eier den Angaben zufolge aber in den Niederlanden. "Die Eier wurden überwiegend an professionelle Küchen verkauft, aber nicht an normale Verbraucher", sagte Nikolas Kühn Hove, Leiter der Abteilung für Lebensmittelwarnungen. Nach jüngsten Angaben sind inzwischen elf Länder von dem Eierskandal betroffen: Neben Deutschland, den Niederlanden und Belgien auch Frankreich, die Schweiz, Österreich, Schweden, Großbritannien, Luxemburg. Dänemark und Rumänien.
In Großbritannien wurden nach Angaben der Behörden drei Mal mehr belastete Eier verwendet als bisher gedacht. Laut einem Sprecher der Behörde für Lebensmittelsicherheit seien rund 700.000 betroffene Eier importiert worden. Diese wurden in industriell verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt. Die Behörde versuchte gleichzeitig zu beruhigen. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass es irgendein Risiko für die Konsumenten der betroffenen Lebensmittel gebe. Die importierten Eier wurden demnach nicht einzeln verkauft, sondern in Sandwichfüllungen und Salat verwendet. Davon seien einige schon verkauft und verzehrt worden, der Rest werde aus dem Verkauf genommen, so der Sprecher.
Wer wusste wann Bescheid?
Der deutsche Bauernverband kritisierte unterdessen das europäische Krisenmanagement bei der Aufarbeitung des Skandals. "Es darf nicht wieder passieren, dass Behörden solche Informationen zurückhalten", sagte der Vize-Generalsekretär des Verbandes, Udo Hemmerling, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Dadurch haben wir wertvolle Zeit verloren, um die Verbreitung der Eier im EU-Binnenmarkt einzugrenzen." Damit nahm er Bezug auf die belgischen Behörden, die bereits Anfang Juni von einer möglichen Belastung von Hühnereiern durch das Insektizid Fipronil erfahren hatten. Aufgrund von Betrugsermittlungen wurde diese Information nach Angaben der belgischen Behörden für Lebensmittelsicherheit aber nicht öffentlich gemacht. Die anderen EU-Länder erhielten erste Meldungen über belastete Eier dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge erst am 20. Juli.
Belgien warf den Niederlanden unterdessen vor, schon im November 2016 von belasteten Eiern gewusst, aber nicht darüber informiert zu haben. Die niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit (NVWA) wies die Anschuldigungen zurück.
Der niedersächsische Agrarminister Christian Meyer (Grüne) sprach sich derweil für eine intensivere Lebensmittelüberwachung durch die EU aus. Er forderte eine EU-Task-Force mit Kontrollkompetenzen auf europäischer Ebene zum Schutz der Verbraucher. Gleichzeitig kritisierte er die Nachbarländer. "Es kann nicht sein, dass Informationen zum Schutz der Gesundheit von Millionen Verbraucherinnen und Verbrauchern in Europa nur deshalb zurückgehalten werden, weil sich nationale Behörden streiten."
rk/kle (dpa, afp, ape rtr)