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HandelEuropa

Eierpreise in den USA explodieren: Europa könnte helfen

Nik Martin
24. März 2025

Wegen der Vogelgrippe sind in den USA die Eierpreise um mehr als 150 Prozent gestiegen. Inzwischen werden Rufe laut, Europa solle seine Eierüberschüsse nach Übersee exportieren.

Eier im Albertsons Grocery Store auf der Charleston Ave. in Las Vegas, Nevada - Preis: US-Dollar 10.99
Eier im Albertsons Grocery Store in Las Vegas, Nevada - Preis: US-Dollar 10.99Bild: Amy Katz/ZUMA Press Wire/IMAGO

In den USA gehören Eier auf den Frühstückstisch - so selbstverständlich und unverzichtbar wie in Bayern karierte Tischdecken. Seltener gekocht, häufiger gebraten: Rührei oder Spiegelei, 'sunny-side-up' oder 'easy over' - Hauptsache Ei. Daher verwundert es nicht, dass steigende Eierpreise in der größten Volkswirtschaft der Welt eine gewisse gesellschaftliche Sprengkraft haben.

Viele Amerikaner stöhnen: In den letzten Wochen zahlten sie mitunter mehr als 10 Dollar (9,22 Euro) für ein Dutzend Eier, nachdem Ausbrüche der Vogelgrippe zu einem Eiermangel und einem massiven Preisanstieg geführt hatte. Angesichts  der Verteuerung von 159 Prozent innerhalb eines Jahres haben einige Lebensmittelgeschäfte begonnen, die Menge an Eiern, die jeder Kunde kaufen kann, zu beschränken.

Mehr als 166 Millionen Wild- und Hausvögel seien getötet worden, seit Anfang 2022 der Vogelgrippestamm H5N1 von den US-Behörden entdeckt wurde. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) berichtete diese Woche, dass seit Jahresbeginn mehr als 30 Millionen Hennen getötet wurden. Das entspricht 12,3 Prozent des nationalen Bestands an Käfigvögeln und fast acht Prozent des Bestands an Freilandhühnern.

Laut US-Behörden sind bereits weit mehr als 100 Millionen Vögel gekeult (getötet) wordenBild: JUSTIN SULLIVAN/Getty Images/AFP

In den letzten Wochen haben US-Behörden mehrere europäische Länder um Hilfe bei der Linderung des Mangels gebeten. Und das trotz der wachsenden Handelsspannungen zwischen der Regierung von US-Präsident Donald Trump und der Europäischen Union wegen Zöllen. Außerdem hatte Washington in der Vergangenheit Beschränkungen für den Eierimport aus den meisten EU-Staaten verhängt - wegen Bedenken hinsichtlich Vogelkrankheiten, insbesondere der Vogelgrippe.

Mehrere Medien berichten nun, dass Landwirtschaftsverbände in Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien kontaktiert wurden, um zu prüfen, ob sie ihre Überschüsse nicht doch in die USA exportieren könnten.

Zu viele Eier in Europa?

Europa hatte in den letzten drei Jahren ebenfalls mit einem Ausbruch der Vogelgrippe zu kämpfen, der zu Eierknappheit auf dem gesamten Kontinent führte. Polen, Ungarn und Frankreich waren am stärksten betroffen, und im Januar meldete Portugal einen Ausbruch auf einer Geflügelfarm nahe der Hauptstadt Lissabon. Im Vereinigten Königreich wurden in diesem Jahr strenge Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung ergriffen, nachdem in der Grafschaft Tyrone in Nordirland ein Verdachtsfall der Vogelgrippe aufgetreten war.

Daher geben die meisten europäischen Länder an, nur begrenzte Kapazitäten für den Eierexport zu haben. Hans-Peter Goldnick, Präsident des Deutschen Eierverbands, sagt, Deutschland habe zwar einige Eier über den Rohstoffhandelsmarkt, den sogenannten Spotmarkt, exportiert, das Volumen sei jedoch sehr gering.

In Deutschland - hier eine "Legebatterie" - gibt es gerade genug Eier für das OsterfestBild: dapd

Im Gespräch mit dem NDR erklärte er am 19. März, die Eierversorgung für das Osterfest sei gesichert, forderte die Deutschen jedoch auf, "weiterhin Eier wie gewohnt zu konsumieren und keine Hamsterkäufe zu tätigen". Deutschland leide keinen Mangel, habe aber auch kein großes Überangebot. Laut amtlichen Statistiken wurden 2023 rund ein Viertel der Eier importiert.

In Finnland sagte ein für Geflügel zuständiger Beamter dem öffentlich-rechtlichen Sender Yle, dass das skandinavische Land schon aufgrund der US-Importbeschränkungen wahrscheinlich nicht helfen könne. Selbst wenn der bürokratische Aufwand überwunden werden könnte, verfüge Finnland nur über vier Millionen Legehennen für den Eigenbedarf und habe kein Überangebot. Nach Aussagen von schwedischen und dänischen Beamten könnten auch ihre Länder aus den gleichen Gründen den USA keine rasche Hilfe anbieten.

Europa ist nicht nur durch US-Einfuhrbeschränkungen gebunden. Der Eierexport nach Übersee ist wegen der Zerbrechlichkeit der Ware und der dringend erforderlichen Temperaturkontrolle mit großen logistischen Problemen konfrontiert: Der Lufttransport ist teuer, während die Eier beim Seetransport sehr lange unterwegs sein würden.

Wer hat denn überhaupt Eier übrig?

Im vergangenen Monat berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, die Türkei werde ihre Eierexporte in die USA ausweiten. Sie hatte im Rahmen eines befristeten Abkommens mit Washington zugestimmt, zusätzliche 15.000 Tonnen Eier zu liefern.

Laut Ibrahim Afyon, dem Vorsitzenden des Zentralverbands der Eierproduzenten in der Türkei, werde das Land bis zum Juli rund 240 Millionen Eier liefern. Das wäre in etwa das Sechsfache der Menge, die im gesamten Vorjahr in die USA exportiert wurde. Die zusätzlichen Exporte werden der Türkei Einnahmen von etwa 26 Millionen US-Dollar bescheren.

Eggs for breakfast? Diese Eier kommen aus Taschkent - aber auch die Türkei bietet den USA Eier anBild: imago images/Cavan Images

Bloomberg berichtete im Februar, die USA planten, für Eierprodukte aus den Niederlanden - das Land ist der weltweit größte Eierexporteur - wieder Einfuhrlizenzen zu erteilen, um den heimischen Mangel zu lindern. Die Pläne umfassen laut der Europäischen Union Lieferungen von Flüssigei und Eipulver.

Wann gibt es wieder genug Eier?

Die Eierpreise in den USA sind im Februar bereits wieder gesunken - gleichermaßen wegen einer deutlich geringeren Nachfrage und einer Verbesserung des Angebots. Nachdem die durchschnittlichen Großhandelspreise Mitte Februar mit 8,15 US-Dollar ihren Höchststand erreicht hatten, haben sie sich laut USDA-Daten vorerst sogar halbiert.

Es könnte aber noch einige Zeit dauern, bis die entspannten Preise bei den Verbrauchern ankommen. Die Nachfrage könnte in den kommenden Monaten wieder steigen und die anhaltenden Vogelgrippe-Ausbrüche die Eierproduktion weiterhin beeinträchtigen.

Noch sieht es in vielen US-Supermärkten so aus wie hier in Miami - baldige Besserung unwahrscheinlichBild: Joe Raedle/Getty Images

Das Ersetzen notgeschlachteter Hennen und das Erreichen der Legereife junger Hennen dauert lange, in der Regel sind das vier bis fünf Monate. Selbst nachdem sie mit dem Legen begonnen haben, ist ihre Eierproduktion zunächst gering und steigt erst mit der Zeit allmählich an.

Geflügelhöfe benötigen außerdem Zeit, um die 'Produktion' neuer Junghennen anzukurbeln. Das ist teilweise auf strenge Biosicherheitsmaßnahmen zurückzuführen, was wiederum zu einer Verlängerung der gegenwärtigen Engpässen führt. Viele Eierproduzenten zögern zudem aus Angst vor weiteren Vogelgrippeausbrüchen die Aufzucht junger Legehennen hinaus. Deshalb werden die Eierpreise wohl noch länger hoch bleiben und der Mangel mindestens für den Rest des Jahres anhalten.

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.

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