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Eilenburg trotzt dem Hochwasser

Christian Werner7. Juni 2013

Eilenburg in Sachsen hat die Flut fast unbeschadet überstanden. Beim Jahrhunderthochwasser 2002 wurde die Stadt noch komplett überschwemmt. Dieses Mal aber war sie gut vorbereitet.

Blaues Schild mit der Aufschrift "Hochwasserschutzmauer" vor der Mulde (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Torsten Otto steht in Gummistiefeln und Blaumann in einem seiner Lagerräume und kehrt das Wasser der Mulde auf die Straße. Das Gelände seiner Firma in Eilenburg ist überflutet worden und an den Gebäuden wird das Wasser wohl einige Schäden hinterlassen. Wer jetzt erwartet, dass der Inhaber eines Abschleppdienstes und Ersatzteilhandels zu klagen oder gar zu schimpfen beginnt, der täuscht sich. Im Gegenteil. Torsten Otto lobt den Hochwasserschutz seiner Heimatstadt im Vergleich zur Jahrhundertflut 2002. "Wir haben neue Mauern bekommen und die haben auch gehalten. Leider waren sie hier hinten etwas zu kurz", erzählt der Mann mit dem angegrauten Dreitagebart. Torsten Otto zeigt auf den Mühlgraben, einen Seitenarm der Mulde, der hinter dem Firmengelände wieder in sein Flussbett zurückgekehrt ist.

So sah Eilenburg während des Jahrhunderthochwassers 2002 ausBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Wie jetzt wieder, so versanken auch schon 2002 Städte und Dörfer in Sachsen und Sachsen-Anhalt in den Fluten der Mulde. Eilenburg, eine halbe Autostunde nordöstlich von Leipzig gelegen, traf es besonders heftig. Der Fluss hatte Deiche und Mauern einfach weggerissen. Eilenburgs Marktplatz glich tagelang einem lehmbraunen See, in der Innenstadt stand das Wasser zwei Meter hoch. Fast jeder der 15.000 Einwohner war von dem Hochwasser betroffen, das einen Schaden von 250 Millionen Euro hinterließ.

Dämme zurückverlegt und Mauern gebaut

Auch dieses Mal überschwemmte die Mulde wieder Städte wie Grimma oder Dessau. Dagegen blieb Eilenburg relativ trocken. Denn hier wurden Lehren aus der Jahrhundertflut 2002 gezogen. "Wir haben bis 2010 6,5 Kilometer neue Deiche und 6,5 Kilometer neue Mauern gebaut", sagt Heiko Leihe, der in diesen Tagen die Anfragen der Medien in Eilenburg beantwortet. Doch dabei beließ es die Stadt nicht. "Wir haben auch Teile eines Gewerbegebiets geopfert", erzählt er weiter. "Wir haben eine Hochwasserschutzmauer weiter weg vom Fluss errichtet und einen Deich verlegt, damit die Mulde mehr Platz hat." Bei Hochwasser ist die Fließgeschwindigkeit dadurch nicht ganz so hoch und der Fluss kann nicht eine solch zerstörerische Kraft entfalten wie vor elf Jahren.

Genau das wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Naturschützern, Experten und Politikern gefordert. Doch nicht überall wurden diese Forderungen umgesetzt. Zum einen, weil die Planfeststellungsverfahren zu lange dauerten, zum anderen, weil Landwirte oder Bürgerinitiativen aus unterschiedlichsten Gründen gegen diese Maßnahmen protestierten oder klagten. "In Eilenburg haben wir solche Probleme nicht gehabt. Das ist mir nicht bekannt", erzählt Torsten Otto, der seine Firma in wenigen Tagen wieder eröffnen will.

Eine Wand schützt die Stadt nun vor HochwasserBild: picture-alliance/dpa

7000 Einwohner mussten Häuser verlassen

Der gleiche Optimismus herrscht ein paar Häuser weiter. Dort hat Heike Theinert 2002 ihre Kleintierpraxis eröffnet. Nur wenige Wochen später riss die Flut alles mit sich. Dieses Mal stand das Wasser 40 Zentimeter in den Räumen. Trotzdem findet auch die Tierärztin nur lobende Worte für den Hochwasserschutz im Vergleich zu 2002. "Ich denke, dass die Stadt auf alle Fälle wesentlich besser geschützt war."

Trotz des besseren Schutzes mussten 7000 Einwohner kurzzeitig ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Mittlerweile sind alle wieder in ihr Zuhause zurückgekehrt. Die Schäden sind überschaubar. "Bei uns am Mühlgraben haben rund zwanzig Zentimeter an der neuen Mauer gefehlt", sagt Tierärztin Heike Theinert. Am Mühlgraben liegt die Achillesferse beim Hochwasserschutz in Eilenburg. Die Anwohner hoffen nun, dass die Mauer hier in den nächsten Jahren noch ein Stück erhöht wird, damit sie beim nächsten Hochwasser auch vor den Fluten der Mulde geschützt sind. 

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