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Ein Amerikaner in Afrika

Daniel Scheschkewitz7. Juli 2003

Für US-Präsident George W. Bush sind der Kampf gegen Aids und gegen den Terrorismus die wichtigsten Ziele in Afrika. Am Montag (7.7.2003) brach er zu seiner ersten Reise auf diesen Kontinent auf.

Freund Afrikas: Bush mit den Präsidenten Nigerias und SüdafrikasBild: AP

In jüngster Zeit hatte US-Präsident George W. Bush den afrikanischen Kontinent mit mehreren Initiativen stärker in den Mittelpunkt gerückt - unter anderem beim Kampf gegen die Immunschwächekrankheit AIDS. Im Zuge der weltweiten Anti-Terror-Bekämpfung und aufgrund seines wirtschaftlichen Potenzials spielt Afrika auch für die strategischen Politikinteressen der USA eine immer größere Rolle: "Wir sind am Erfolg Afrikas interessiert, weil wir wissen, dass mit dem Scheitern von Staaten Instabilität und Terrorismus verbunden sind, die uns alle bedrohen", sagte der Präsident im Vorfeld seiner Reise (7. bis 11. Juli 2003).

Im eigenen Interesse

Diese programmatische Aussage Bushs kommt nicht als leeres Versprechen daher. In seiner Rede zur Lage der Nation Anfang 2003 hatte Bush zusätzliche Mittel zur AIDS-Bekämpfung angekündigt. Zehn Milliarden Dollar sollen in den nächsten fünf Jahren fließen, hauptsächlich in afrikanische Länder. Vorausgesetzt, der US-Kongress bewilligt die Gelder. Außerdem will Präsident Bush zusätzlich zehn Milliarden Dollar Entwicklungshilfe jenen Ländern Afrikas zur Verfügung stellen, die demokratische und marktwirtschaftliche Reformen durchführen. Entwicklungshilfe jedoch, die in korrupten Regimen versandet, soll es aus Amerika nicht mehr geben.

Bush wird auf seiner jetzigen Reise vor allem die Länder besuchen, die Amerikas Reformvorstellungen weitgehend entsprechen, oder aber strategische US-Interessen berühren. Senegal, die erste Station auf Bushs Afrika-Reise, gilt als die älteste Demokratie auf dem afrikanischen Kontinent. Es ist das einzige französischsprachige Land, das der Präsident besuchen wird.

Humanitärer Einsatz in Liberia?

Als einflussreiche Regionalmacht im Westen Afrikas soll die senegalesische Regierung außerdem bei der Beendigung des Bürgerkriegs in Liberia eine unterstützende Rolle spielen. Bis kurz vor Reiseantritt hatte Bush offen gelassen, ob die USA eine Friedenstruppe in das Bürgerkriegsland schicken würden. Das krisengeschüttelte Liberia steht nicht auf der Reiseroute Bushs. Die USA haben Staatschef Charles Taylor aber aufgefordert, seinen Posten zu räumen. Immerhin: Eine Gruppe von 15 US-Militärexperten brach am Sonntag (6. Juli 2003) auf, um die Möglichkeiten eines humanitären Einsatzes in Liberia zu untersuchen.

Der südafrikanische Präsident Thabo MbekiBild: AP

Die Republik Südafrika wiederum ist der wichtigste Handelspartner der USA in Afrika. Das Land hat sich seit seiner Transformation in einen demokratischen Rechtsstaat positiv bei der Beendigung zahlreicher innerafrikanischer Konflikte engagiert. Dies will die US-Regierung honorieren. Bush wird sich allerdings nur mit dem amtierenden Präsidenten Tabo Mbeki treffen, eine Begegnung mit seinem Vorgänger Nelson Mandela, der sich wiederholt kritisch zu Bush und seiner Irak-Politik geäußert hatte, ist nicht geplant.

AIDS und Terror

Weiter geht die Reise nach Botswana. Dessen Regierung hat es geschafft, Tourismus mit dem Schutz seltener Ökosysteme in Einklang zu bringen. In Uganda soll dessen erfolgreiche AIDS-Politik zur Sprache kommen. Rund dreißig Millionen Menschen in Afrika sind mit dem HI-Virus infiziert. Als einziges schwarzafrikanisches Land hat es bisher Uganda geschafft, die AIDS-Epidemie einzudämmen. Uganda gehört außerdem neben Kenia, Tansania, Äthiopien und Dschibuti zu den Ländern, in denen die USA mit rund 100 Millionen Dollar die Terrorismusbekämpfung fördern wollen.

In Nigeria, der letzten Station seiner einwöchigen Reise, lautet Bushs Botschaft, dass sich der Kampf gegen den Terror nicht gegen den muslimischen Glauben richtet. Die zur Hälfte in Christen und Muslime gespaltene Nation ist ein wichtiger Rohöllieferant für die Vereinigten Staaten.

Auch Nichtbesuche sind Programm

Obwohl zwölf Prozent der Weltbevölkerung in Afrika leben, findet nur ein Prozent des Welthandels mit dem Schwarzen Kontinent statt. Handelsbarrieren und Subventionen für Agrarprodukte in Europa und den USA versperren den Ländern Afrikas den Zugang zu den Märkten. Daran wird auch die Afrika-Reise Bushs wenig ändern.

Fast genauso aussagekräftig wie das Besuchsprogramm des Präsidenten ist die Liste der Länder, die er nicht besuchen wird. Nicht nur Liberia fehlt auf dieser Liste, auch dem Sudan oder der Republik Kongo wird Bush fernbleiben, ebenso wie Guinea, Mosambik und Angola. Letztere Staaten hatten als Mitglieder des Weltsicherheitsrates den USA die Zustimmung zur Invasion im Irak verweigert.

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