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Reise

Ein Bad in der Brühe: Mallorca, Müll und Meer

6. Juni 2018

Rund um die Inselhauptstadt Palma wird in der Hauptsaison an den Stränden immer wieder die rote Fahne gehisst. Den schmutzigen Grund dafür kennen die wenigsten Mallorca-Touristen.

Spanien Mallorca - Strand von Arenal
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Mallorca, der Name steht für weiße Strände, blaue Buchten und Badevergnügen. Vielerorts mag das stimmen. Aber nicht rund um die Inselhauptstadt. Statt ungetrübter Urlaubsfreuden lauern hier trübe Fäkalienabwässer unter der Oberfläche. 

"Wenn es regnet, öffnen die Stadtwerke die Schleusen und leiten die Abwässer direkt und ungereinigt ins Meer ", erzählt Aina Barceló aus Portixol, einem populären Vorort von Palma. "So etwas ist in Europa verboten! Ein Privatunternehmen oder eine Privatperson würden dafür haftbar gemacht werden, hier passiert das einfach so", sagt die Mallorquinerin wütend. 

Fäkalien im Meer: ein im Gegensatz zum Müll weitgehend unsichtbares ProblemBild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Ihre kleine Tochter lässt Barceló hier jedenfalls nicht mehr ins Wasser, stattdessen fährt sie eine Stunde bis an den Strand eines Naturschutzgebietes. "Die Verschmutzung des Wassers ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. In der Hauptsaison wird zwar eine rote Fahne gehisst, doch die wenigsten Strandbesucher wissen, warum."

Mallorcas langes Abwasserproblem

Die Klärwerke der Baleareninsel sind veraltet und überfordert: Dem durch die Bevölkerung und den Touristenansturm ausgelösten Druck halten sie schon lange nicht mehr Stand. Neus Truyol leitet die Stadtwerke in Palma. Und gibt zu, dass die Stadt ein Problem hat. "Jedes Mal, wenn es regnet, sind die Klärwerke überlastet. Sie können nicht all das Regenwasser aufnehmen, und so mischt es sich mit dem Abwasser der Haushalte", erläutert sie. Was dann am Klärwerk ankomme, sei so viel, dass  Teile des Abwassers ungefiltert ins Meer geleitet würden.

Bei Regen sind Palmas Klärwerke schnell überfordertBild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Viele geben der konservativen Vorgängerregierung die Schuld, die jahrelang keinen Finger gerührt habe. Das derzeit regierende linke Bündnis aus MES und PSOE hat nun immerhin erreicht, dass das zuständige Umweltministerium in Madrid Anfang des Jahres den Bau eines neuen Klärwerks zugesagt hat. Doch das wird Jahre dauern - und wirkt doch nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Im Kampf gegen den Müll

Anwohnerin Aina Barcelò inmitten von angeschwemmtem Müll und sanitären AbfällenBild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Dabei gab es auch andere Zeiten, als Meer und Strand noch sauber waren. Aina Barcelò ist in Portixol aufgewachsen und erinnert sich an wogende Seegraswiesen, erzählt von Seepferdchen und Seeigeln im Meer. Sie hat genug von Dreck und Müll und hat sich deshalb Umweltschützern angeschlossen, um selbst aktiv zu werden.

Auch ihre Freundin Alice Manson von der Umweltorganisation "Ondine" will helfen und aufklären. In Schulprojekten versucht sie, schon die Kinder für das Problem zu sensibilisieren. Auf einem auf 50 Meter begrenzten Strandabschnitt in El Arenal fanden die Schüler in einer Sammelaktion 722 Teilchen Mikroplastik und 700 größere Plastikstücke sowie unzählige Zigarettenkippen, Wattestäbchen, Flaschen, Tüten, Spielzeug und Sanitärabfälle.

Mehr kompostierbare Alternativen, weniger Plastikartikel: das neue Müllgesetz soll ab 2019 wirkenBild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Nicht all der Müll auf Mallorca komme auch aus Mallorca, wendet Stadtwerksleiterin Truyol ein: "Viel wird aus anderen Ländern angeschwemmt." Der Müll stamme von Schiffen oder von der nordafrikanischen Küste, das sei an der arabischen Schrift darauf zu erkennen, sagt sie.

Mit solchen Aussagen gehe sie ihrer Verantwortung aus dem Weg, hält die Tauchervereinigung "Mallorca Blue" dagegen. Eine dreimonatige  Feldstudie habe gezeigt, dass der Müll überwiegend aus Mallorca stamme und vom Meer an die Strände zurückgespült werde. 

Eine Gefahr für Meer und Mensch

Einwegrasierer und Spritzen am Strand in der Bucht von PalmaBild: picture-alliance/dpa/B. Marks

Umweltaktivistin Alice Manson läuft mit gesenktem Kopf den Strand von Portixol entlang, ihr Blick schweift über die Müllhaufen. Innerhalb weniger Minuten hat sie zwei Insulinspritzen im Sand gefunden, eine davon offen und mit nach oben gebogener Nadel. "Jeder, der hier barfuß den Strand entlangläuft, hätte da reintreten können", sagt sie kopfschüttelnd und fordert Bürger und Urlauber auf, sich endlich verantwortlich zu verhalten. "Es liegt nicht allein am Klärwerk, diesen Müll zurückzuhalten, sondern vor allem auch an uns, ihn zu vermeiden."

Shelina Marks (dpa)

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