Ein Bilderbuch für die Meinungsfreiheit
22. Februar 2015 "Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit" heißt das soeben erschienene Büchlein. Verleger Klaus Humann hat das Künstler-Bündnis unmittelbar nach dem 7. Januar geschmiedet. Zwar schätze er das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo", wie er sagt, nicht sonderlich. Den mörderischen Überfall auf die Redaktion aber verstand er als Angriff auf ein Grundrecht. "Dieses Recht ist unverhandelbar", so Humann zur Deutschen Welle, "da mussten wir uns positionieren."
Namhafte Zeichner am Werk
Von 40 Künstlern, die Humann ansprach, sagten immerhin 29 zu, darunter so bekannte wie Jutta Bauer, Nikolaus Heidelbach und Axel Scheffler, aber auch Ole Könnecke, Christoph Niemann, Philip Waechter, Barbara Yelin und andere. Viele sind Träger des Deutschen Jugendliteraturpreises. Von Deutschland, Frankreich und England über die USA bis nach Australien spannt sich die Künstlerpalette.
Mit Humor und Farbe
Und was zeigen ihre Bilder? Larissa Bertonasco etwa hat bewaffnete Terroristen an einen Tisch gesetzt und lässt sie mit Fingerfarben spielen. Die Französin Joelle Jolivet verpasst einem Totenkopf per Federstrich ein Lächeln. Janosch schickt ein dickes Männchen mit Protestschild durchs Bild. Darauf steht: "Wir wollen die Freiheit, viel Geld und ewige Freude." Auf Michelangelos berühmtes Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle von der Erschaffung der Welt greift Marine Ludins Zeichnung zurück, in der sich der ausgestreckte Finger Gottes und ein Bleistift beinahe berühren.
Humor hilft. Das Augenzwinkern vieler Illustratoren ist unübersehbar. Sehr poetisch geht es hingegen bei Christoph Niemann zu, wenn er den Abfall eines frisch gespitzten Bleistiftes mit zwei Strichen zur Blüte verzaubert. Philip Waechter hat einen Zeichner am Schreibtisch gezeichnet, aus dessen Stift heraus farbige Striche explodieren. So verschieden die Charaktere und Bildwelten der Illustratoren, so künstlerisch anspruchsvoll sind ihre Beiträge zu dem Band "Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit".
Adressaten sind Kinder
Nach dem islamistischen Terroranschlag von Paris hatten sich Karikaturisten, Cartoonisten und Zeichner auf der ganzen Welt für Meinungsfreiheit eingesetzt. Aus ihren Bildern sprechen Schmerz, Trauer und nicht selten Empörung und Wut. Die Bilderbuch-Illustratoren fügen dem entstandenen Bilderkosmos nun einen wichtigen Aspekt zu, denn ihre Arbeit richtet sich an Kinder.
Andreas Platthaus, Feuilleton-Redakteur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", hat die Einleitung für das Bilderbuch geschrieben. Für ihn liegt die "Macht der Zeichenkunst in der Heraufbeschwörung einer ganzen Welt mit Strichen". Er mutmaßt: "Keine andere Profession ist so nahe am religiösen Schöpfergedanken. Mag sein, dass auch das die radikalen Eiferer zu ihrer Tat provoziert hat."
Sozialer Zweck
Das 48 Seiten starke Buch "Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit" verfolgt - ganz nebenbei - auch einen sozialen Zweck: Alle an der Produktion Beteiligten, von der Druckerei über den Verlag bis hin zu den Zeichnern selbst, verzichteten auf ihr Honorar. Die Einnahmen kommen dem "Writers in Prison"-Programm des P.E.N. (Poets, Essayists, Novelists, Amn.d.R.) zugute, das verfolgte und unterdrückte Schriftsteller, Verleger, Illustratoren und Journalisten unterstützt. Ausgeschlossen davon sind Gefangene, die wegen Propagierung oder Anwendung von Gewalt verurteilt wurden oder zum Rassenhass aufgerufen haben.
"Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit", herausgegeben von Klaus Humann, ist im Aladin-Verlag Hamburg erschienen, hat 48 Seiten und kostet in Deutschland € 12,90.