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Ein bisschen Aufschwung für Afrika

12. Juni 2017

Wohin entwickelt sich die afrikanische Wirtschaft in den nächsten zwei Jahren – und was bedeutet das für deutsche Unternehmen? Antworten verspricht der African Economic Outlook 2017, der in Berlin vorgestellt wurde.

Mali Bamako - Brückenbau
Bild: picture-alliance/Photoshot

Schokolade – wer mag sie nicht, diese dunkle, süße Köstlichkeit? Rund zehn Kilogramm pro Kopf werden allein in Deutschland vernascht. Der Weltmarkt für Schokolade ist ein Milliardengeschäft. Allerdings nicht für Afrika, wo 75 Prozent der weltweit produzierten Kakaobohnen herkommen. Die Erzeuger sind nur mit etwa zwei Prozent an der Wertschöpfungskette beteiligt, die aus der Kakaobohne eine hoch veredelte und im Vergleich zum Rohstoff teure Süßware werden lässt. 

Für Akinwumi Adesina, den Präsidenten der afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), ist das milliardenschwere Geschäft mit der Schokolade ein gutes Beispiel dafür, was in Afrika seit Jahrzehnten wirtschaftlich schief läuft. "Staaten, die am Anfang einer Wertschöpfungskette verharren, bleiben arm. Staaten, in denen Produkte industriell verarbeitet werden, prosperieren, weil sie am Ende der Wertschöpfungskette stehen." Afrikanische Produkte müssten daher in den Erzeugerländern weiterverarbeitet und veredelt werden, so Adesina. Doch dafür ist eine funktionierende Industrie nötig - und die fehlt in der Regel.

In Ostafrika läuft es am besten

Stattdessen sind die afrikanischen Staaten von den Rohstoffpreisen auf dem Weltmarkt abhängig. Fallen sie, dann sinkt die Wirtschaftsleistung, steigen die Preise, nehmen die Staaten etwas mehr Geld ein. Ein Geschäftsmodell, das die durchschnittliche Wachstumsrate in Afrika 2016 auf 2,2 Prozent fallen ließ.

Der "African Economic Outlook 2017", den die AfDB regelmäßig zusammen mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erstellt, zeigt, wie ungleich das Wachstum verteilt ist. Südafrika, das wirtschaftsstärkste Land des Kontinents, wuchs 2016 um lediglich 0,3 Prozent. Der gesamte Süden des Kontinents kam auf 1,1 Prozent. Westafrika blieb sehr schwach mit einer Wachstumsrate von 0,4 Prozent. Besser lief es in Nordafrika mit rund drei Prozent und am besten schnitt die Region Ostafrika mit einem Plus von 5,3 Prozent ab.

Sieben Prozent wären nötig

Insgesamt prognostiziert der Afrika-Report für das laufende Jahr ein Plus von 3,4 Prozent und 4,3 Prozent im kommenden Jahr. Das ist zwar eine vergleichsweise große Steigerung, nach Ansicht von AfDB-Präsident Adesina reicht das Wirtschaftswachstum aber nicht aus, um wirklich etwas bewegen zu können. "Eigentlich bedeuten diese Wachstumsraten nicht mehr, als dass ein guter Schwimmer seinen Kopf über Wasser hält und überlebt", so Adesina. "Um die Armut wirklich signifikant bekämpfen zu können, sind Wachstumsraten von rund sieben Prozent nötig."

Afrika braucht Investitionen in Unternehmen

01:16

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Stefan Liebing, Vize-Vorsitzender der Subsahara-Initiative der deutschen Wirtschaft, hält das angesichts des Rohstoffreichtums auf dem Kontinent für durchaus machbar. Der African Economic Outlook sei nicht mehr als eine Vorhersage. "Wir haben Einfluss darauf, wie sich die Wachstumsraten tatsächlich entwickeln und wir können dafür sorgen, dass sie steigen", wirbt Liebing. Allerdings müssten sich dafür die "teilweise herausfordernden" Rahmenbedingungen für Investitionen spürbar ändern. Gerade für deutsche mittelständische Unternehmen, die ja grundsätzlich Interesse daran hätten, in Afrika zu investieren, müssten Risiken minimiert, Garantien gegeben und Förderinstrumente eingerichtet werden. "Wir brauchen die Unterstützung der deutschen Regierung."

Einmalige Gelegenheit

Die deutsche G20-Präsidentschaft sieht Liebing als große Chance, um die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas voranzutreiben. Die Neuorientierung der deutschen Afrika-Politik habe dazu geführt, dass die Bundesregierung derzeit verstärkt über die Rolle der Wirtschaft für die Entwicklung Afrikas diskutiere. "Das ist eine Gelegenheit, wie sie einmal in einer ganzen Dekade gegeben ist." Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit müssten enger verzahnt und passgenau aufeinander abgestimmt werden. Gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft könne der Aufholprozess afrikanischer Volkswirtschaft gezielt unterstützt werden.

Kanzlerin Angela Merkel und ihre afrikanischen Gäste in BerlinBild: Getty Images/AFP/J. Macdougall

Laut OECD und Entwicklungsbank werden in diesem Jahr mehr als 57 Milliarden Dollar ausländische Direktinvestitionen nach Afrika fließen. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Neben vielem anderen werden potenzielle Investoren auch davon abgeschreckt, dass vielerorts schlicht die Infrastruktur fehlt. "Wir brauchen flächendeckend verfügbare Elektrizität", fordert AfDB-Präsident Adesina, "und zwar nicht erst in 50 Jahren, sondern jetzt." Zwölf Milliarden Dollar investiert die Afrikanische Entwicklungsbank dafür in den nächsten fünf Jahren. "Im Dunkeln können sie nichts entwickeln, Elektrizität ist für industrielle Produktion so etwas wie Blut für den menschlichen Körper." Gebraucht werden aber auch Häfen, Bahnstrecken, transnationale Schnellstraßen und ein gut funktionierender Luftverkehr. Auch in diesem Bereich investiert die Entwicklungsbank massiv.

Digitale Ideen aus der Garage

Ziel ist es, die Voraussetzungen für eine funktionierende Privatwirtschaft zu schaffen. Die Hoffnung liegt auf kleinen und mittelständischen Unternehmen. Denn sie schaffen die meisten Arbeitsplätze. Und davon werden die afrikanischen Staaten in den nächsten Jahren noch mehr als bisher brauchen. Derzeit leben rund 450 Millionen junge Menschen in Afrika. 2050 werden es absehbar 850 Millionen sein. Gerade von der jungen Generation erhoffen sich die Entwicklungsbank und die OECD auch neue Ideen für die afrikanische Wirtschaft. Die Digitalisierung sei da sehr hilfreich, meint Mario Pezzini, Direktor des OECD-Entwicklungszentrums. "Digitale Geschäftsideen kann man auch in einer Garage umsetzen."

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