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Ein bisschen Frieden

24. März 2009

Es könnte so einfach sein im Nahen Osten. Das ist die Botschaft der Sängerinnen Noa und Mira, die beim Grand Prix für Israel antreten. Sie wollen ein Zeichen setzen und werden dafür massiv angefeindet.

Das israelisch-arbische und jüdische Gesangsduo Mira Awad (l.) und Achinoam Nini, bekannt als Noa (r.), Foto: dpa
Werden ständig verwechselt: Noa und AwadBild: picture-alliance / dpa

"Was zwischen zwei Menschen möglich ist, muss auch zwischen zwei Völkern möglich sein!" Davon ist Achinoam Nini überzeugt. Seit acht Jahren arbeitet die von jeminitischen Juden abstammende Sängerin mit der christlichen Araberin Mira Anwar Awad zusammen, mittlerweile sind beide eng befreundet. Und als die Einladung zum Eurovision Song Contest kam, da bestand sie darauf, dass ihre Freundin mitkommt: "Das war meine Bedingung", erklärt sie.

Noa: 'Wir streiten, aber wir lachen dabei!'Bild: AP

Ständig werden die beiden verwechselt: Optisch bedient die viel dunklere, lebhafte Nini mit ihren krausen langen Haaren das Klischee einer arabischen Frau, während Mira zurückhaltend ist und mit ihrer hellen Haut und den grünen Augen europäisch wirkt. "Das ist ja das Verrückte!", sagt Nini: "Ich bin die Jüdin und sehe aus wie eine Araberin, und Mira ist Araberin und sieht aus wie eine Jüdin!"

Arabische Texte kommen nicht an

Die 39-Jährige ist in Europa besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Noa und gilt als ist die "Stimme Israels". Sie trat bereits in der New Yorker Carnegie Hall und beim Jazz-Festival in Montreux auf. Stars wie Sting, Stevie Wonder und Sheryl Crow sangen mit ihr im Duett. Die 33-jährige Mira Anwar Awad wurde als Tochter eines Palästinensers und einer Bulgarin im Norden Israels geboren und ist dort vor allem als Schauspielerin in der TV-Serie "Arab Labour" erfolgreich.

Aud dieser Bühne in Moskau werden die beiden Sängerinnen im Mai stehenBild: EBU

Als Musikerin hatte sie es hingegen schwer, weil israelische Plattenfirmen und Radiosender sich zunächst weigerten, ihre Lieder zu spielen. Musik in arabischer Sprache mache den israelischen Hörern "Angst", hieß es. Der Durchbruch gelang ihr 2001, als sie gemeinsam mit Noa den Beatles-Song "We can work it out" aufnahm. Die Songzeile "Life is very short and there's no time for fighting" wurde ihr Statement für die Friedensbewegung, zu deutsch: "Das Leben ist zu kurz um es mit Kämpfen zu vergeuden". Der Song wurde ein Hit; seitdem treten die beiden oft gemeinsam auf.

Warten auf den Tag


Auch am 16. Mai werden sie in Moskau beim Eurovision Song Contest gemeinsam für Israel auf der Bühne stehen. Ihr Lied "There Must Be Another Way" erzählt von dem Schmerz und der Sehnsucht nach Frieden in der Region. Die Frauen singen den Text auf Englisch, Hebräisch und Arabisch und werden begleitet von dem Jazz-Gitarristen Gil Dor. "Wir haben einen langen, harten Weg hinter uns gebracht, Hand in Hand, und die Tränen fließen umsonst, der Schmerz hat keinen Namen, wir warten nur auf den Tag danach - Es muss einen anderen Weg geben", heißt es in dem Lied. "Deine Augen sagen, eines Tages wird die Angst weg sein. Und wenn ich weine, dann weine ich für uns beide."

"Wir wollen einen vollständigen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern", fordern sie. Was für westliche Ohren logisch und fast banal klingt, hat in ihrer Heimat eine hitzige Debatte ausgelöst: Es gebe regelrechte Hassforen im Internet, erzählt Mira. Ihr wird darin vorgeworfen, sie diene der israelischen Besatzungsmacht als Feigenblatt. Ihre Freundin Noa muss sich gegen rechte Landsleute wehren, die monieren, dass ihr Land von einem Mitglied der arabischen Minderheit vertreten werde. "Die absurdeste Kritik war, dass Israel zwei Araberinnen zur Eurovision schickt", sagt sie in Anspielung auf ihre jemenitische Abstammung und lächelt dabei abfällig.

"Was zwischen zwei Menschen möglich ist, muss auch zwischen zwei Völkern möglich sein!" Davon sind die beiden Sängerinnen überzeugtBild: picture-alliance / dpa

Zahlreiche Anfeindungen

"Wir wollen eine alternative Stimme aus der Region sein", sagt Awad, "Wir wissen, dass die Realität schlimm ist und sind nicht naiv." Und angesichts der frustrierenden Wirklichkeit von immer neuem Blutvergießen verlieren auch die beiden Optimistinnen manchmal die Hoffnung. "Natürlich, wir streiten uns auch oft, wir sind nur Menschen", sagt Noa, aber beide lachen dabei. "Wir haben auch nicht alle Antworten." In Krisensituationen identifiziere sich jeder zunächst einmal reflexartig mit dem eigenen Lager. "Aber danach reden wir wieder und kommen immer zu dem gleichen Schluss - Gewalt ist nicht der richtige Weg."

Darin werden sie von ihren Fans bestärkt, sowohl israelische als auch arabische. Und in einem sind sie sich völlig einig: Beide sind sehr aufgeregt vor dem Finale der Eurovision am 16. Mai in Moskau und, noch viel wichtiger: "Wir haben noch nichts anzuziehen", sagen sie lachend im Chor. (ina/dpa/ap)

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