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Gündogans Aufstieg

Thomas Klein25. März 2013

Ilkay Gündogan ist gerade erst 22 Jahre alt. Joachim Löw attestiert dem zukünftigen "Weltklassespieler" eine fantastische Entwicklung und auch der FC Barcelona soll schon angeklopft haben.

Nationalspieler Ilkay Gündogan spricht am Donnerstag (06.09.2012) bei der Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Barsinghausen. (Foto. dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Normalerweise lässt sich Bundestrainer Joachim Löw nicht in die Karten schauen, wenn es um die Aufstellung für die kommenden Spiele der Nationalmannschaft geht. Doch in diesem Fall machte er eine Ausnahme: "Ilkay wird spielen von Beginn weg", verkündete Löw am Tag vor dem Spiel gegen Kasachstan in Nürnberg (26.3.2013) den Einsatz von Ilkay Gündogan. Der 22-Jährige kam so zu seinem sechsten Spiel in der A-Mannschaft. "Er hat einen Riesensprung gemacht nach der EM 2012. Er ist auf einem internationalen Topniveau, und seine Entwicklung wird weitergehen. Er hat alle Voraussetzungen, ein Weltklassespieler zu werden", schwärmte Löw.

Bundesliga-Debüt gegen Schalke

Noch vor vier Jahren hätte sich Gündogan über solche Lobeshymnen sicher noch sehr gewundert. Damals war der gebürtige Gelsenkirchener gerade von den Amateuren des VfL Bochum zu den Profis des 1. FC Nürnberg gewechselt; der Club überwies damals für Bundesliga-Verhältnisse die geringe Summe von 50.000 Euro an die Bochumer. Nach einem Einsatz im DFB-Pokalspiel gegen Dynamo Dresden gab Gündogan 2009 gegen den FC Schalke 04 sein Debüt in der Bundesliga.

Ilkay Gündogan spielte zwei Jahre für den 1. FC Nürnberg und erzielte sechs ToreBild: imago sportfotodienst

Im Frankenland entwickelte sich das Talent Gündogan dann zu einer festen Größe und einem Mittelfeld-Strategen im Bundesliga-Kader des "Clubs". Doch es war keine leichte Zeit, denn Gündogan machte parallel zum Bundesliga-Alltag sein Abitur. "Das Leben als Abiturient und Fußballprofi ist sehr stressig, man muss sehr diszipliniert sein und letztendlich auch den Willen haben, den Schulabschluss machen zu wollen", resümiert der Nationalspieler.

Schwierige Zeiten beim BVB

Nur zwei Spielzeiten später wurde Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, auf den Deutsch-Türken aufmerksam und lockte ihn nach Dortmund. Der BVB zahlte die stattliche Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro an den Rivalen aus Nürnberg. Die Schwarz-Gelben waren mit Anführer Nuri Sahin gerade erst deutscher Meister geworden. Doch Sahin wechselte darauf zu Real Madrid, Gündogan sollte die Lücke im BVB-Kader schließen. Der deutsche Meister stattete den Mittelfeldspieler mit einem Vierjahresvertrag aus und betonte von Beginn an, dass Gündogan behutsam aufgebaut werden sollte, zu groß waren die Fußstapfen des abgewanderten Sahin.

Die Verantwortlichen des BVB sollten recht behalten, denn Gündogans Start in Dortmund verlief holpriger als gedacht. Nach einer schwachen Hinrunde wurde er von Klopp sogar aus der Startelf genommen. "Das war die beste Entscheidung für meine Entwicklung", sagt Gündogan heute und weiß, was er seinem Trainer zu verdanken hat. Denn so konnte sich der schon als "Fehleinkauf" abgestempelte BVB-Star langsam und in Ruhe entwickeln. Heute ist er aus dem Spiel der Klopp-Elf nicht mehr wegzudenken. "Ilkay hat eine riesige Entwicklung hinter sich. Er ist so eine Art Kopf für uns in Dortmund", sagt Offensiv-Künstler Marco Reus über seinen Mitspieler beim BVB.

"Ich wurde ohne Vorurteile angenommen"

Gündogan ist neben Nationalmannschaftskollege Mesut Özil sicher das Parade-Beispiel für gelungene Integration. Er hat viel Potenzial auf, aber auch neben dem Platz und ist in Verein wie Nationalmannschaft ein beliebter wie gefragter Spieler. "Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie den Mut hatten, sich von Anfang an in die deutsche Gesellschaft integrieren zu wollen. Ich wurde ohne Vorurteile angenommen; dass ich Türke war, spielte keine Rolle", beschreibt er seine Kindheit in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Sein bislang größter Triumph: Das Double mit Borussia Dortmund 2011/2012Bild: imago sportfotodienst

"Illy", wie ihn seine Teamkollegen rufen, ist gereift, er ist erwachsen geworden - das merkt jeder, der ihn einmal außerhalb des Platzes erlebt hat. Er lacht viel, ist immer freundlich, nimmt sich Zeit für die Journalisten und Fans und beantwortet geduldig alle Fragen. Auch die nach den Gründen für die Wahl des National-Teams. "Das ist die meistgestellte Frage" sagte der BVB-Star mit einem breiten Grinsen im DW-Interview. Für ihn war allerdings immer klar, dass er für Deutschland spielen wird: "Hier bin ich aufgewachsen, hier fühle ich mich wohl."

Entwicklung noch nicht abgeschlossen

Zum Glück hat er sich so entschieden, wird sich Joachim Löw denken, denn aus dem 22-Jährigen ist mittlerweile eine feste Größe im DFB-Kader geworden. Auch wenn er aktuell noch hinter Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira die Backup-Rolle einnehmen muss. Aber dank seiner starken Leistungen macht er mächtig Druck auf das etablierte Duo im defensiven Mittelfeld. "Es ist schön zu sehen, dass er Tritt fasst", freut sich auch Teammanager Oliver Bierhoff über Gündogans Entwicklung. Der rasante Aufstieg hat rund um das Spiel gegen Kasachstan einen kleinen Höhepunkt erreicht, Gündogan gelang an alter Wirkungsstätte sogar sein erstes Länderspieltor. Die Adelung des Bundestrainers erscheint wie ein Ritterschlag. Zudem machten zuletzt Gerüchte die Runde, dass der FC Barcelona an dem Mittelfeld-Ass interessiert sei - Gündogans Reise ist also noch lange nicht zu Ende.

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