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Glaube

"Ein friedvolles und helles Lichterfest"

22. Dezember 2019

Es sei wunderbar, dass in diesen Tagen an vielen deutschen Orten der Chanukka-Leuchter entzündet werde, erklärte Kanzlerin Angela Merkel. Sie wünsche den Juden ein "friedvolles und helles Lichterfest".

Groesster Chanukka-Leuchter Europas in Berlin entzuendet
Bild: epd/R. Zoellner

Die Lichter zeugten davon, dass es heute nach dem Zivilisationsbruch der Schoah wieder ein blühendes jüdisches Leben in Deutschland gebe. Dies sei ein "Wunder, für das wir zutiefst dankbar sein können", betonte Angela Merkel. Sie stellte klar: "Jüdisches Leben, seine Kultur und Geschichte sind Teil der Identität Deutschlands."

Kein Platz für Rassismus und Antisemitismus

In ihrer Grußbotschaft unterstrich die Kanzlerin, der Bundesregierung sei es ein zentrales Anliegen, die jüdische Gemeinschaft zu stärken und ihre freie Entfaltung weiter zu unterstützen. Jedoch habe der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober schmerzhaft ins Bewusstsein gerufen, dass jüdisches Leben wachsamen und beständigen Schutz erfordere. "Wir dürfen Rassismus und Antisemitismus in Deutschland keinen Raum lassen", mahnte Merkel.

 In Halle hatte am 9. Oktober ein schwer bewaffneter Mann versucht, in die Synagoge einzudringen, in der rund 50 Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Nach dem Scheitern seines Plans erschoss er erst eine zufällig vorbeikommende Passantin, dann einen Mann. Nach seiner Festnahme räumte der Täter antisemitische und rechtsextremistische Motive ein.

Acht Tage brennen die Lichter

Das jüdische Lichterfest Chanukka dauert acht Tage und erinnert an den Aufstand der Makkabäer gegen die syrische Herrschaft im 2. Jahrhundert vor Christus. Außerdem erinnert das jüdische Fest an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem.

An Deutschlands größtem, fast zehn Meter hohen Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor in Berlin entzündete die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer das erste Licht. Bei der Zeremonie waren auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sowie der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, vertreten.

Nacht der Holocaust-Überlebenden

Bei Feierlichkeiten anlässlich einer Internationalen Nacht der Holocaust-Überlebenden haben Politiker und Vertreter der Juden zu einem entschiedenen Eintreten gegen Antisemitismus aufgerufen. "Wir müssen uns der Fratze des Judenhasses mit allen Mitteln entgegenstellen", sagte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle in München. "Es geht um nichts Geringeres als um die Menschenwürde im Alltag, wie jüdische Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft ihren Lebensentwurf umsetzen." Auch in Bremen wurden Holocaust-Überlebende bei einer Chanukka-Feier geehrt.

Die Internationale Nacht der Überlebenden, die 2017 initiiert wurde, findet weltweit zum Beginn des Chanukka-Fests statt. Eröffnet werde sie außer in München und Bremen auch in New York und Moskau, teilte die Jewish Claims Conference mit. Am Montag sind Feierlichkeiten in Paris und an der Klagemauer in Jerusalem geplant. Chanukka sei "die perfekte Zeit, um die Überlebenden des Holocaust zu ehren, die der Welt so viel gegeben haben", sagte in Bremen der Claims-Conference-Vizepräsident Greg Schneider. "Überlebende sind ein Licht für uns." Die Claims Conference strebt die Rückgabe jüdischen Eigentums an, das während des Holocausts gestohlen wurde, und verteilt Geld an Einzelpersonen und Organisationen. 

haz/kle (kna, epd, dpa)