Wie reagieren Berichterstatter auf einen Präsidenten, der sich wie eine Witzfigur verhält? Im ersten Amtsjahr von Donald Trump haben Redakteure und Illustratoren ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.
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Abbild seiner Politik: Donald Trump auf Magazin-Covern
Das erste Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump hat die Fantasie von Illustratoren und Karikaturisten aus der ganzen Welt beflügelt. Hier eine Auswahl der besten Magazin-Cover des letzten Jahres.
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Ganz der Staatsmann
Ein Cover, das dem frisch gewählten US-Präsidenten Ende 2016 gefallen haben dürfte: Das US-Nachrichtenmagazin "Time" wählte Trump zur Person des Jahres. Er stand damit in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Adenauer, Kennedy und Martin Luther King - aber auch Hitler und Stalin. Person des Jahres ist der Redaktion zufolge, wer die Welt maßgeblich beeinflusst hat - zum Guten oder zum Schlechten.
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Trump als politischer Wiedergänger
Zu welcher der beiden Gattungen Trump zählt, war für das mexikanische Magazin "Letras Libres" schon vor der Wahl klar: "Amerikanischer Faschist" titelten die Blattmacher im Oktober 2016 - dargestellt als stilisiertes Hitler-Bärtchen. Trump hatte angekündigt, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen und illegal in den USA lebende Einwanderer einsperren und abschieben zu lassen.
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Leiser Kommentar
Die Mauer zu Mexiko war eines der zentralen Wahlkampfversprechen, folglich griff "The New Yorker" Trumps Vorhaben zwei Wochen nach dessen Wahl im November 2016 auch als Angriff auf ihr Blatt auf. Bei der Gestaltung der Titelbilder zeigten die Redakteure der internationalen Presse ein breites Spektrum: von eher leisen Kommentaren wie diesem hier bis hin zu explizit derberen Kommentaren.
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Eine rhetorische Frage
Schrill ging es beim französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu, das auf einen aufgetauchten Videomitschnitt reagierte. In diesem hatte Trump gesagt, man(n) könne Frauen in den Schritt greifen und überhaupt "alles machen, was man wolle". "Charlie Hebdo" fragte folgerichtig: "Sollte man ihm den nuklearen Knopf anvertrauen?"
Bild: Charlie Hebdo
Homer first
Manchmal überholt die Realität selbst die aberwitzigste Fiktion: Nach Trumps Wahl nahm das englische Boulevardblatt "The Sun" die Szene einer 16 Jahre alten "Simpsons"-Episode auf den Titel: deren Macher hatten Trump darin quasi prophetisch zum US-Präsidenten gekürt - und damit selbst den dumpfen Homer verschreckt. Der reist in "Bart to the Future" übrigens durch Trumps Haupthaar.
Bild: The Sun
Die Patrick-Parallele
Die linksliberale französische Tageszeitung "Libération" reagierte auf den Wahlausgang mit beißendem Sarkasmus. Immerhin entlieh die Redaktion die Schlagzeile "American Psycho" beim Bestseller von Bret Easton Ellis, in dem es, nun ja, um einen eiskalten Serienmörder geht: Patrick Bateman ist reich, oberflächlich, selbstverliebt und hat einen Hang zu Statussymbolen. Genug Parallelen?
Bild: Libération
Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!
Manche Kommentatoren hofften, der gewählte Präsident Trump werde womöglich gemäßigter auftreten als der Wahlkämpfer Trump. Zur Titelgeschichte "Hier gibt es nichts zu sehen" über die chaotischen Verhältnisse rund um den Machtwechsel im Weißen Haus schuf der Illustrator Tim O'Brien für "Time" mit feinen Pinselstrichen dieses kleine Kunstwerk.
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Aus dem Weg!
Nach Trumps Vereidigung griff der "New Yorker" dessen breitbeiniges Auftreten auf: Zwar übernahm er das Steuer, verhielt sich aber wie ein Kleinkind, das seinen Willen durchsetzen will. Man höre immer wieder unglaubliche Geschichten von kleinen Jungs, denen es irgendwie gelänge, das Familienauto zu starten und quer durch die Stadt zu fahren, sagte der Illustrator Barry Blitt zu seinem Werk.
Bild: The New Yorker
Präsidialer Brandstifter
Das britische Wochenmagazin "The Economist" inszenierte den obersten Befehlshaber im Februar 2017 als Revoluzzer, der Brandsätze wirft. Während Chaos in der Politik normalerweise im Versagen ende, scheine es bei Trump Teil des Plans zu sein, schrieb das Magazin in der Titelgeschichte.
Bild: The Economist
Messermassaker
Für Aufsehen sorgte im Februar 2017 dieser Titel des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel": Als Reaktion auf die "America first"-Politik sowie den Einreisestopp für Menschen aus sieben islamischen Ländern, zeigt es Trump mit dem abgetrennten Kopf der Freiheitsstatue samt blutigem Messer. Die bildliche Gleichsetzung des Präsidenten mit den Schlächtern der Terrormiliz IS war umstritten.
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Im Kreise der Lieben
Satire kann es schwer haben, wenn der politische Alltag so bizarr ist wie bisweilen unter Donald Trump. Das Magazin "Mad" nahm sich der sorglosen, von Ethik befreiten Einbindung von Trumps Familie in den politischen Stab an, hier in Person von Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner - mit "Mad"-Coverboy Alfred E. Neumann als Kushner: "Nehmt eure Kinder jeden Tag mit zur Arbeit."
Bild: Mad
Sprachrohr der Rechten
Nach den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville im Bundesstaat Virginia fuhr ein Teilnehmer vorsätzlich mit dem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten, tötete eine Frau und verletzte 19 Personen. Trotz dieser Tat brachte es Trump fertig, unter den Demonstranten "gute Leute" zu erkennen. Für den "Economist" machte ihn das zum Sprachrohr der Rechten.
Bild: The Economist
Rückenwind vom Präsidenten
Auch der "New Yorker" griff die unter dem Motto "Vereinigt die Rechten" veranstaltete Demonstration in Charlottesville auf, an der Mitglieder der ultrarechten Alt-Right-Bewegung ebenso teilnahmen wie jene vom Ku-Klux-Klan und Neonazis. Tenor des Covers: Die rassistische Bewegung bekommt Rückenwind vom US-Präsidenten.
Bild: The New Yorker
Heil Trump!
Der deutsche "Stern" ging noch weiter und inszenierte Trump wenig subtil als neuen Hitler. Das Titelbild trug die Schlagzeile "Sein Kampf" - und sorgte gerade dadurch für Kritik: Der Zentralrat der Juden sprach von einer Relativierung von Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf". In den sozialen Medien wurde dem Magazin Effekthascherei vorgeworfen.
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Fauler Junge
Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" zeigte Trump im Spätsommer, wie man ihn sich wohl auch nach der Lektüre des aktuellen Bestsellers "Fire and Fury" von Michael Wolff vorstellen muss: als zappenden TV-Junkie. 40 Tage im Golfklub, aber kein einziges wichtiges Gesetz, bilanzierte Newsweek das erste Halbjahr: "Stellen Sie sich vor, wie er sich erst fühlen müsste, wenn er mal arbeiten würde."
Bild: Newsweek
An der russischen Leine
Donald Trump als US-Präsident ist ein gefundenes Fressen für Satiriker. Schon nach kurzer Zeit überschlug sich das Internet anlässlich des "Time"-Covers zur Wahl der Person des Jahres mit kreativen Abwandlungen, zeigte ihn in als Knasti oder wie hier - in Anspielung auf die mutmaßliche Einflussnahme Russlands auf die US-Wahl - als russische Braut.
Alternative Fakten
"Fake News" unterstellt Trump gerne jenen Medien, die kritisch über ihn berichten. Sofern es ihm nützt, macht der Präsident aber auch mal Abstriche. Diese "Time"-Ausgabe aus dem Jahr 2009 hat es nie gegeben, hängt aber eingerahmt in Trumps Golfklubs. Das Cover preist seine TV-Show "The Apprentice". Trump schlage einfach an allen Fronten ein. Immerhin letzteres sollte sich 2016 bewahrheiten.
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Der erste Schock hatte sich bereits etwas gelegt am 20. Januar 2017, wenigstens kurzfristig. Donald Trump - Immobilienmogul, Lautsprecher und Selbstdarsteller - hatte am 8. November 2016 für die Republikaner die Präsidentschaftswahl gewonnen, zur großen Verwunderung der meisten politischen Beobachter. Seitdem war dennoch die leise Hoffnung aufgekeimt, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten werde vielleicht gemäßigter auftreten als der Wahlkämpfer Trump, der sich erst despektierlich gegen die innerparteiliche Konkurrenz durchgesetzt und anschließend seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton angegriffen hatte.
Keine Hoffnung auf Mäßigung
Am 20. Januar holte die Realität solche Gedankenspiele jedoch schlagartig wieder ein. Trump ließ sich vor dem Kapitol in Washington vereidigen und wandte sich anschließend in einer Rede an seine Landsleute, die keine Zweifel daran ließ, wie er und sein Gefolge sich die kommenden vier Jahre vorstellten: eine Kampfansage an alle Gegner samt des wiederkehrenden Mantras "America first".
Schon die Feierlichkeiten rund um die Vereidigung lieferten Stoff für die Fortsetzung der Fehde zwischen den Medien und dem Twittersüchtigen Präsidenten, der ablehnte, den Nutzernamen @potus (Abkürzung für "President of the United States") von Amtsvorgänger Barack Obama zu übernehmen und stattdessen seinen privaten Account weiter nutzte.
Trump als Hundeskulptur in Taiyuan, ChinaBild: picture-alliance/MAXPPP/Yinming
"Fake News" unterstellt er seitdem allen, die kritisch über ihn berichten. Das nimmt häufig bizarre Ausmaße an. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit, als Trump darauf pochte, es seien noch nie in der Geschichte des Landes so viele Menschen zur Vereidigung eines Präsidenten gekommen wie zu seiner, verdrehte er die Wirklichkeit. Sein Stab legte zur Bestätigung nachweislich falsche Daten vor und sprach von "alternativen Fakten".
Für die seriösen Berichterstatter ist die Präsidentschaft Trumps seither eine Herausforderung, ebenso für Satiriker: Was bleibt noch an Witz, wenn sich der Protagonist permanent selbst lächerlich macht?
Trump im Spiegel der Satire
Während im chinesischen Taiyuan zu Weihnachten ein Trump-Hund vor einem Einkaufszentrum wachte, fanden die internationalen Redakteure, Grafiker und Illustratoren einen Weg, mit den Eigenheiten des breitbeinig und launisch auftretenden US-Präsidenten umzugehen: Sie spielten in Karikaturen und auf den Titeln ihrer Magazine mit den neuen Möglichkeiten, variierten zwischen leisen Tönen und derben Vergleichen.
In unserer Bildergalerie oben bilden wir Donald Trumps erstes Jahr als US-Präsident in einer Auswahl von Zeitschriftencovern ab.