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Ein neues Dach für Bethlehems Geburtskirche

Tania Krämer24. Dezember 2013

Rund zwei Millionen Menschen besuchen jährlich die Geburtskirche in Bethlehem. Doch schon lange ist das Jahrhunderte alte Gebäude renovierungsbedürftig. Seit September wird die Kirche nun restauriert.

Renovierung an der Geburtskirche in Bethlehem
Bild: DW/T. Krämer

Die "alte Lady" nennt Marcello Piacenti (r.) die Geburtskirche liebevoll - und während er das sagt, schaut er prüfend auf ein Stück morsches Dachgebälk. Hoch oben, auf einem Gerüst unter dem Dach des Jahrhunderte alten Kirchengebäudes, hat der italienische Restaurator mit seinem italienisch-palästinensischen Team sein Arbeitsquartier aufgeschlagen. "Diese Kirche ist für viele Menschen eines der wichtigsten Monumente, vielleicht sogar das wichtigste in der Welt. Es tut einem weh, wenn man sieht, in welch schlechtem Zustand sie ist", sagt Marcello Piacenti. Sein kleiner Familienbetrieb in Italien hat die Ausschreibung für die erste Renovierungsphase des Sakralbaus erhalten, der sich der Überlieferung nach genau an jenem Ort erhebt, an dem einst der christliche Messias geboren wurde. "Wir sind begeistert, jetzt dabei mitarbeiten zu können", sagt der junge Italiener. Ein undichtes Dach, durchsickerndes Regenwasser und Verwitterung haben der Kirche über die Jahre hinweg zugesetzt. Die Kirchenmönche haben zwar überall da Eimer aufgestellt, wo es hereintropft, aber die ständige Feuchtigkeit hat Dachbalken, wertvolle Mosaiken und Wände angegriffen.

In keinem guten Zustand: Die Geburtskirche in BethlehemBild: DW/T. Krämer

Seit September werden nun zunächst die marode Versiegelung des Dachs und die Fenster renoviert. Es war höchste Zeit, denn schon lange war bekannt, dass die Kirche dringend renovierungsbedürftig ist. 2012 wurde die Geburtskirche als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Dabei wurde auch auf die Gefährdung des Bauwerks hingewiesen. Streitigkeiten zwischen den drei christlichen Gemeinden, die die Kirche verwalten, hatten die Arbeiten lange Zeit verzögert. Erst die Intervention des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas habe dem Disput zwischen den griechisch-orthodoxen, den armenisch-orthodoxen und den römisch-katholischen Geistlichen ein Ende bereitet, sagt Ziad al Bandak, Berater des palästinensischen Präsidenten für christliche Angelegenheiten. "Seit vielen Jahren, mindestens seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts, gab es keine umfassende Renovierung mehr", sagt Bandak. "Man muss sich vorstellen, diese Kirche ist über 1700 Jahre alt und war Kriegen, Erdbeben und schwierigen Wetterverhältnissen ausgesetzt. Letztlich ist die Kirche jetzt unter der Obhut eines künftigen Staates Palästina, also müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht weiter verfällt."


Erste Phase der Renovierungsarbeiten

2011 gerieten die religiösen Gruppen während der Reinigung des Gotteshauses aneinander. Jeder Konfession ist ein Teil des Gebäudes zugeteiltBild: dapd

Auf rund 15 Millionen Euro werden die Kosten für die Renovierung des gesamten Kirchengebäudes geschätzt, die in mehreren Phasen stattfinden soll. Noch sind allerdings nur die Mittel für die erste Phase gesichert. Etwa die Hälfte tragen die palästinensische Autonomiebehörde und private Sponsoren, ein anderer Teil kommt aus Staaten wie Russland, Griechenland, dem Vatikan, Ungarn und Frankreich. Die drei Kirchengemeinden haben schließlich ihren Segen für das Projekt erteilt. "Es ist wichtig, dass diese Kirche endlich renoviert wird", sagt Franziskanerbruder Ibrahim Faltas. "Die Geburtskirche ist die älteste und schönste Kirche der Welt. Man muss sich nur die Mosaiken anschauen. Und ausgerechnet da hat es überall reingeregnet. Gott sei dank haben die Renovierungsarbeiten endlich angefangen."

Rund zwei Millionen Menschen zieht die Geburtskirche in Bethlehem Jahr für Jahr an. Besonders zur Weihnachtszeit zieht es viele Christen an den Ort. Dass die Geburtskirche innen und außen mit einem Baugerüst ihre vielen Besucher empfängt, stört hier nur die Wenigsten. Die meisten Gläubigen sind eher erstaunt darüber, dass die Kirche überhaupt in einem solch schlechten Zustand ist. "Mich stört das nicht, im Gegenteil. Ich bin schon das zweite Mal hier. Für mich könnte die Kirche noch schöner aussehen. Es ist gut, dass endlich was getan wird", sagt ein junger Mann aus Nigeria, der mit einer Pilgergruppe aus der Kirche kommt.

Anziehungspunkt - Grotte mit dem Silberstern

Während unten die Pilger Schlange stehen, um in die Jesus-Grotte mit dem silbernen Stern hinabzusteigen, arbeitet das Team um Marcello Piacenti hoch über dem Boden an den Mosaiken und dem Dachgebälk. Teils arbeitet das Team der Restauratoren auch nachts, um die Messen und Besucher nicht allzu sehr zu stören. In einer Ecke werden wertvolle Engelsmosaiken vorsichtig mit Baumwollpflastern abgedeckt, die mit einer speziellen Tinktur getränkt sind. Damit wird verhindert, dass die Feuchtigkeit, die in die Wände zieht, einzelne Mosaiksteine weiter lockert. Auch jeder Holzbalken wird sorgfältig vermessen und geprüft. "Nach der Untersuchung legen wir fest, welche Balken ausgetauscht werden müssen. Wir versuchen dabei, so wenig wie möglich zu intervenieren", erklärt Restaurator Marcello Piacenti. Die Holzbalken in der Kirche sind teilweise über 600 Jahre alt. "Wir haben Holz in Italien gefunden, das ähnliche Merkmale wie das Holz in der Geburtskirche aufweist. Daraus werden die Holzprothesen gemacht. Das ist wichtig, damit es später nicht zu Problemen kommt", erklärt Piacenti. Die Arbeit an der Geburtskirche gleiche der eines Archäologen: Fast unter jeder Schicht, die abgetragen wird, befinde sich eine neue, unbekannte Schicht, erklärt Piacenti. Das lasse auch darauf schließen, wie oft an der Kirche bereits ausgebessert wurde.

Doch offenbar wurde sie in den letzten Jahrzehnten nicht genügend geschützt. Das Bauwerk mit seinem verschachtelten Kirchengebäude und der berühmten Grotte wurde über die Zeiten hinweg immer wieder verändert. Für die Restauratoren ist die Arbeit eine Herausforderung - und eine Herzenssache. Die Geburtskirche gehöre nun einmal zu den einzigartigen Bauwerken der Welt, sagt Marcello Piacenti, dessen Familie seit Generationen Kirchen und Baudenkmäler restauriert. "Ich hoffe wirklich, dass die Welt dieser alten Lady mehr Aufmerksamkeit schenkt, damit sie uns noch lange erhalten wird", sagt Marcello Piacenti mit einem Lächeln. "Hoffentlich wird es auch von anderen Nationen und Stiftungen Unterstützung geben, um dieses wunderschöne Meisterwerk zu erhalten."

Touristen fotografieren die Grotte: Sie gilt als der Geburtsort JesuBild: Imago
Die wertvollen Mosaiken werden zum Schutz vor Feuchtigkeit mit speziellen Mullbinden abgeklebtBild: DW/T. Krämer
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