Warren Beatty ist 80 und hat einen neuen Film im Kino
Jochen Kürten
6. April 2017
Gerade 80 Jahre alt geworden, bringt Warren Beatty jetzt seinen fünften Film in eigener Regie in die Kinos. Ein Rückblick auf das erstaunliche Lebenswerk eines erfolgreichen Schauspieler-Regisseurs.
Anzeige
Mit 80 noch einmal auf dem Regiesessel: Warren Beatty
"Regeln spielen keine Rolle" heißt der neue Film von Hollywood-Legende Warren Beatty. Der Schauspieler, mit "Bonnie und Clyde" 1967 zu Ruhm gekommen, stand vor kurzem bei der Oscar-Verleihung unfreiwillig im Mittelpunkt.
Bild: picture-alliance
Legendärer Filmerfolg
Noch immer ist der im Jahre 1967 gedrehte Gangsterfilm "Bonnie und Clyde" einer der erfolgreichsten Hollywood-Filme aller Zeiten - und zwar künstlerisch und kommerziell. Warren Beatty spielte die Hauptrolle und produzierte den Film. Er begründete seinen Ruhm als Superstar.
Bild: picture-alliance
Mit Faye Dunaway zurück auf großer Bühne
Das "Comeback" mit seiner damaligen Filmpartnerin Faye Dunaway vor kurzem hatte sich Beatty sicherlich anders vorgestellt. Bei der Oscarverleihung im Februar stand das Schauspieler-Paar auf der Bühne - und verlas den falschen Siegerfilm: ein Riesenskandal.
Bild: Reuters/L. Nicholson
Fünfter Regiestreich
Warren Beatty, vor allem als Schauspieler bekannt, hat auch hin und wieder Regie geführt. Sein fünfter selbst inszenierter Film "Rules Don't Apply" ("Regeln spielen keine Rolle") läuft gerade in den Kinos. Hauptdarsteller ist - Warren Beatty. Er spielt den legendären US-Milliardär Howard Hughes.
Bild: picture alliance/AP Photo/F.Duhamel
Debüt mit jungen Jahren
Der 1937 geborene Beatty wuchs als Kind einer Schauspiellehrerin auf. Auch seine Schwester ist eine berühmte Darstellerin: Shirley MacLaine. Der Beruf war ihm also in die Wiege gelegt. Nach einigen Rollen am Broadway war sein Auftritt an der Seite von Natalie Wood im Drama "Splendor in the Grass" ("Fieber im Blut") 1961 seine erste große Rolle auf der Leinwand - sie bedeutete seinen Durchbruch.
Bild: picture-alliance/KPA
Früher Verführer
Schon zu Beginn seiner Schauspiel-Karriere spielt Beatty charmante Draufgänger und jugendliche Verführer. So auch 1962 im Familiendrama "All Fall Down" ("Mein Bruder, ein Lump") an der Seite von Eva-Maria Saint.
Bild: picture alliance/United Archiv
Arzt - aber selbst labil
1964 spielte Warren Beatty in "Lilith" einen jungen Arzt für Psychiatrie, der in einer Klinik einer hübschen wie schwierigen Patientin näherkommt. Diese wird von Jean Seberg gespielt. Im Laufe der Handlung gerät auch der Arzt in eine seelische Krise.
Bild: picture alliance/United Archiv
Warren Beatty Superstar
Nach seinem Welterfolg "Bonnie und Clyde" legte Warren Beatty eine schöpferische Pause ein und kehrte drei Jahres später mit "The Only Game in Town" ("Das einzige Spiel in der Stadt") auf die Leinwand zurück: ein Drama, das in der Spielerstadt Las Vegas spielt - und das den Star an der Seite von Elisabeth Taylor zeigt.
Bild: picture alliance/United Archiv
Kluge Rollensauswahl
Warren Beatty, schon damals politisch interessiert und engagiert, zeigte ein gutes Gespür bei der Auswahl seiner Rollen und ließ sich trotz seines blendenden Aussehens und seines Star-Appeals von den großen Hollywood-Studios nicht verheizen. Er spielte lieber bei Ausnahmeregisseuren wie Robert Altman - hier an der Seite von Julie Christie im Spätwestern "McCabe und Mrs. Miller".
Bild: picture-alliance/United Archives/TopFoto
Politisches Kino
Nach einer wiederum dreijährigen Pause trat Beatty in dem Politthriller "The Parallax View" ("Zeuge einer Verschwörung") auf. Der Film ist kennzeichnend für die damalige politische Stimmung der Ära Nixon. Beatty wurde zu einem der führenden Darsteller dieses engagierten, klugen Politkinos.
Bild: picture alliance/United Archiv
Unterhaltung & Engagement
Warren Beatty verstand es damals, unterhaltende Filme zu drehen, die gleichzeitig viel über die Atmosphäre ihrer Entstehungszeit aussagten. In "Shampoo" spielte Beatty einen Star-Friseur - eine Rolle, in der der Schauspieler mit seinem Image als Frauenversteher spielte. Gleichzeitig war der Film eine Reflexion auf die Nixon-Ära - Warren Beatty hatte auch das Drehbuch geschrieben.
Bild: picture alliance/M. E. Picture Library/R. Grant
Erfolg auch als Regisseur...
Ende der 1970er Jahre traute sich Warren Beatty dann auch auf den Regiestuhl. Auch damit hatte der Star Glück. Seine Tagikomödie "Heaven can wait" ("Der Himmel kann warten") war an den Kassen sehr erfolgreich und gewann einen Oscar.
Bild: picture alliance/United Archiv
Am Boden: Kino-Desaster
Doch auch Warren Beatty erlebte sein Hollywood-Desaster. Nachdem seine zweite Regiearbeit "Reds" (1981) noch sehr erfolgreich war, folgte sechs Jahre später der Absturz. Die teure Komödie "Ishtar" brachte nicht nur ein desaströses Einspielergebnis an den Kinokassen, sondern auch zahlreiche "Auszeichnungen" als "schlechtester Film des Jahres" - allerdings für Regisseurin Elaine May.
Bild: picture-alliance/dpa/Mary Evans Library
Beatty gelingt Comeback
Der Schauspieler und Regisseur erholte sich jedoch von dem "Ishtar"-Drama und setzte 1990 mit der Comicverfilmung "Dick Tracy" wieder ein kräftiges Ausrufezeichen. Der Film bekam gute Kritiken, sammelte Oscars ein und war auch an den Kassen recht erfolgreich.
Bild: picture alliance/dpa/United Archiv
Auch mit über 50 sehr charmant...
Beatty blieb erfolgreich und stand auch noch in der zweiten Lebenshälfte seinen Mann. In "Bugsy" war er an der Seite von Annette Bening zu sehen - eine folgenreiche Begegnung am Set. Die beiden heirateten ein Jahr später und bekamen vier Kinder. Der ehemalige Frauenschwarm Hollywoods war nun in festen Händen.
Bild: picture alliance/United Archiv
Glänzender Satiriker
Beattys vierte Regiearbeit "Bulworth" zeigte den Regisseur einmal mehr als politischen Filmstar. In der Polit-Satire spielt der Schauspieler einen US-Senator, der ein Problem bekommt - weil er plötzlich immer die Wahrheit sagt. Warren Beatty spielte in jenen Jahren mit dem Gedanken, in die Politik zu wechseln. Stattdessen zog er sich dann aber ins Privatleben zurück und drehte nur noch selten.
Bild: picture alliance / United Archiv
15 Bilder1 | 15
"Regeln spielen keine Rolle" heißt sein neuer Film, der fünfte, bei dem Warren Beatty selbst Regie geführt hat (Kinostart in Deutschland: 4. Mai). Der Star ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch eine der Hauptrollen zu übernehmen. In dem Drama mimt Beatty den legendären US-Milliardär Howard Hughes. Vielleicht hat Warren Beatty, der am 30. März 80 Jahre alt geworden ist, den Titel seines aktuellen Films im Kopf gehabt an jenem denkwürdigen Abend einen Monat zuvor.
Warren Beatty las den falschen Oscar-Sieger vor...
Es hätte eigentlich der Höhepunkt des Abends sein sollen. Am 26. April stand im Dolby Theatre in Los Angeles die 89. Verleihung der Oscars auf dem Programm, die Hollywood-Prominenz war geladen, Millionen Menschen rund um den Globus schauten via TV zu. Beatty und seine Partnerin Faye Dunaway standen auf der Bühne, um den Sieger des Abends zu verkünden: "And the winner is...". Der Rest ist Hollywood-Geschichte.
Das Desaster um den vertauschen Umschlag hat ein Millionenpublikum verblüfft und erstaunt. Die größte Panne der Oscargeschichte - sie wird künftig auch mit dem Namen Warren Beatty in Verbindung gebracht. Dabei trug der damals noch 79-jährige Star keine Schuld an dem Versehen der Organisatoren. Doch es ist nun mal so, dass diejenigen, die auf der Bühne stehen, den Kopf hinhalten. Sie bekommen den größten Ruhm ab - oder ernten, wie in diesem Fall, den größten Spott.
Eine lange Liste stolzer Erfolge
Dabei hat Warren Beatty die andere Seite der Publicity während seiner spektakulär verlaufenden Karriere in Hülle und Fülle auskosten können. Hier nur ein paar Fakten:
- der Film, mit dem Beatty den endgültigen Durchbruch als Schauspieler schaffte und der ihn zum Superstar werden ließ, das Gangsterdrama "Bonnie und Clyde", ist auch heute noch einer der kommerziell erfolgreichsten Filme in der Geschichte des amerikanischen Kinos. Ganz nebenbei läutete er auch einen künstlerischen Epochenbruch im amerikanischen Film ein, stand am Anfang des modernen "New Hollywood"-Kinos.
- Beatty hat "nur" zwei Dutzend Filme gemacht während seiner langen Karriere, für einen Star seines Rangs ist das äußert bescheiden. Beatty hat sich zwischendurch öfters lange Pausen gegönnt. Es gibt wohl keinen Hollywood-Star, der über einen so langen Zeitraum vor und hinter der Kamera gearbeitet und der so wenig Filme gemacht hat - und doch solch einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen konnte.
- Der charismatische Schauspieler und Frauenheld Warren Beatty hatte gleich mit seinem ersten Auftritt als Regisseur ebenso überragenden Erfolg. Sein Regiedebüt "Der Himmel soll warten" war an den Kassen sehr erfolgreich, bekam ausgezeichnete Kritiken und gewann einen Oscar (bei acht Nominierungen).
- Allein die ersten vier von ihm inszenieren Filme kamen auf nicht weniger als 29 Oscar-Nominierungen - und gewannen sieben Trophäen.
- Warren Beatty ist - neben der Kinolegende Orson Welles - der einzige Filmschaffende, der im selben Jahr für vier Oscars nominiert worden ist. Das Kunststück gelang ihm sogar zweimal: 1978 mit "Der Himmel soll warten", drei Jahre später mit "Reds" - einem Film über einen amerikanischen Kommunisten
- Sein Schauspielerkollege und Freund Jack Nicholson brachte Beattys Erfolgsbilanz einmal auf den Punkt, indem er Beatty scherzhaft als "Profi" bezeichnete, der mehr Preise gewonnen als Filme gedreht habe.
Auf wilde Hollywood-Jahre folgt Beständigkeit
Wer das möchte, der kann auch die vielen Liebschaften des Frauenschwarms Warren Beatty als Erfolgsgeschichte verbuchen. Der ewige Charmeur hatte Beziehungen und Affären unter anderem zu Natalie Wood, Leslie Caron, Julie Christie, Diane Keaton, Jane Fonda, Madonna und vielen mehr. Seit der Hochzeit 1992 mit der Kollegin Annette Bening ist er allerdings in festen Händen.
Der Vollständigkeit zu erwähnen sei aber noch, dass Beattys Mitwirken in der Komödie "Ishtar" 1987 eines der größten Hollywood-Desaster aller Zeiten war, ein Riesen-Flop an den Kinokassen und ein Film, der für mehrere Goldene Himbeeren nominiert war. Regisseurin Elaine May "gewann" den Negativ-Preis schließlich auch.
Dagegen ist das Malheur mit den vertauschten Briefumschlägen bei der jüngsten Oscarverleihung eigentlich Peanuts. Warren Beatty ist über das "Ishtar"-Desaster hinweggekommen, über Envelope-Gate wird er auch hinwegkommen - und in Hollywood sicherlich auch in Zukunft als einer der charismatischsten Stars gelten.