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Ein tränenreicher Abschied

Thomas Klein (in Mönchengladbach)1. September 2016

Bastian Schweinsteiger lässt sich bei seinem letzten Auftritt im DFB-Dress feiern. Beim Testspiel gegen Finnland zeigt der Kapitän Gefühle, große Dankbarkeit und macht ein ungewöhnliches Foto.

Freundschaftsspiel Deutschland Finnland Bastian Schweinsteiger
Bild: Reuters/T. Schmuelgen

Tief bewegt, mit Tränen in den Augen und zittriger Stimme, versuchte Bastian Schweinsteiger vor dem Spiel gegen Finnland seine Dankbarkeit in Worte zu fassen: "Es war mir eine große Ehre, für Deutschland zu spielen und eine sehr, sehr große Ehre, für euch Fans zu spielen". Er verspüre tiefe Dankbarkeit, sagte der Weltmeister, während ihm die Tränen die Wange herunterliefen. Immer wieder wurde seine Abschiedsrede durch lautstarke Jubelarien unterbrochen. Schweinsteiger, der nach zwölf Jahren zu seinem letzten Länderspiel nach Mönchengladbach gekommen war, zeigte sich tief beeindruckt und wurde von seinen Gefühlen immer wieder überwältigt.

Nach den Abschieden von Miroslav Klose, Philipp Lahm, Per Mertesacker und Lukas Podolski war der 32-Jährige der letzte verbliebene Spieler, der den Aufstieg des deutschen Fußball maßgeblich mitgeprägt und begleitet hatte. Nun war Schluss. Endgültig. Dabei hatte eine gute Stunde zuvor noch alles ganz normal gewirkt. Gemeinsam mit den Teamkollegen erreichte Schweinsteiger das Stadiongelände in Mönchengladbach. Einige Fans hatten sich in die Nähe des Mannschaftsbusses geschlichen, klatschten ihm Beifall und riefen seinen Namen. Im Blitzlichtgewitter der anwesenden Fotografen lächelte der DFB-Kapitän kurz, verschwand dann aber in den Katakomben der Arena. Alles wie immer also.

Ein Selfie mit Schweinsteiger

Auf dem Platz aber war ein Unterschied zu erkennen, denn Löw schickte den 32-Jährigen gemeinsam mit Nachwuchskräften wie Julian Brandt, Joshua Kimmich, Niklas Süle oder Max Meyer auf den Rasen. Der Kapitän dabei mit mehr Länderspielen als die restliche Startelf zusammen. Und er trabte über den Platz, passte, grätschte und dirigierte - wie immer. Jede Ballberührung des Nationalspielers wurde von Beifall begleitet. "Das hat mich schon sehr berührt, das hat man am Anfang auch gemerkt. Ich hätte das nicht gedacht, aber das hat mich schon sehr berührt", gab er später zu.

Hochgenommen von der "Familie" - die Mannschaftskameraden lassen Bastian Schweinsteiger hochlebenBild: Reuters/W. Rattay

Andere Aktionen der DFB-Elf sorgten dagegen nicht gerade für Begeisterung auf den halbleeren Rängen im Stadion. In der zweiten Halbzeit veränderte Löw sein System, brachte frische Kräfte. Das Tempo wurde höher, die Laufwege von Schweinsteiger dementsprechend kürzer. Der Leitwolf ist eben alt geworden.

Abschied mit Kapitänsbinde

Nach einer Stunde wurde der Weltmeister von einem Fan überrascht, der es an den Ordnern vorbei auf den Platz geschafft hatte. Im Trikot des Spielführers steuerte dieser zielgerichtet auf Schweinsteiger zu. Es folgte ein kurzes Gespräch, eine Umarmung und ein Foto - der Nationalspieler nahm es mit Humor und schickte den "Gast" freundlich zurück auf die Tribüne. Kurz danach war aber auch für die Hauptperson des Abends Schluss. Die Zuschauer erhoben sich, klatschten Beifall und "Basti"-Sprechchöre hallten durch das Stadion.

Selfie als Unikat: Ein Fan stiehlt sich aufs Spielfeld, macht ein Foto von sich und seinem IdolBild: Reuters/W. Rattay

Schweinsteiger bedankte sich artig, klatschte seine Mitspieler ab und wurde von Löw an der Seitenlinie in den Arm genommen. "Ich war bei der Auswechslung von Bastian emotional stark berührt", sagte der Bundestrainer. "In Gedanken sind mir die vergangenen Jahre durch den Kopf gegangen. Wir haben zwölf Jahre zusammen gearbeitet. Schweinsteiger und Lukas Podolski waren die Konstanten in meiner Amtszeit. Was mich neben seinen fußballerischen Fähigkeiten und Leistungen immer beeindruckt hat, ist seine Menschlichkeit, seine Ehrlichkeit und seine Fairness. Er war einfach ein großartiger Mensch." Und der so Gelobte freute sich: "Dass es so schön sein würde, hatte ich mir nicht vorstellen können. Die Nationalmannschaft ist wie eine Familie."

Auf der Schultern der Kollegen

Nach 121 Spielen, 24 Toren und zwölf Jahren im Nationalmannschaftstrikot geht Schweinsteiger nun in "DFB-Rente" - und nimmt die Kapitänsbinde erst einmal mit. Denn die behielt der 32-Jährige auch nach seiner Auswechslung am Arm, seinen Nachfolger will Löw erst am Donnerstag bekannt geben. Nach dem Schlusspfiff bedankte sich Schweinsteiger noch einmal bei den angereisten Zuschauern. Auf den Schultern seiner Teamkollegen wurde er durch die Arena getragen und ein letztes Mal in seiner Nationalmannschaftskarriere ausgelassen gefeiert.

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