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Ein Verlag, ein Autor und viele Sammler

5. Mai 2009

Ein Mini-Verlag, ein einziger Hausautor – der überdies schon 200 Jahre tot ist – und ein Kreis passionierter Sammler bibliophiler Kostbarkeiten: "Serapion vom See", eine Entdeckung im Berliner Südwesten.

E.T.A.Hoffmann / Selbstkarikatur Hoffmann, E.T.A. (Ernst Theodor Wil- helm); Dichter, Komponist und Zeichner; Koenigsberg (Pr.) 24.1.1776 - Berlin 25.6.1822. - Selbstkarikatur, Bamberg 1809. - Zeichnung.
E.T.A.Hoffmann (1776-1822): SelbstbildBild: picture-alliance / akg-images

E.T.A. Hoffmanns skurrile Märchen und Erzählungen sind voll abgründiger Leidenschaften, deren Zauber auch heutige Leser noch leicht erliegen. Kaum ein anderer Autor hat aber auch bis in die Gegenwart hinein so viele Künstler angeregt, sich mit seinem Werk zu beschäftigen. Immer wieder wurden seine Geschichten illustriert. Und dann sind da noch diejenigen, die E.T.A. Hoffmann nicht nur lesen, sondern auch seine Bücher sammeln.

Frühe Liebe

"Klein Zaches" mit Linolschnitten von Anke DziewulskiBild: Verlag Serapion vom See

Michael Duske ist so ein Sammler. Schon als Jugendlicher hat er sich für den romantischen Dichter interessiert und in Bücherkarren am Straßenrand nach dessen Werken gekramt. "Meine erste literarische Liebe war E.T.A. Hoffmann und er ist es immer noch," sagt Duske. Aus seiner Leidenschaft hat der Berliner schließlich so etwas wie ein zweites Berufsleben gemacht: Den Ein-Mann-Verlag mit dem schön klingenden Namen "Serapion vom See" – in Anlehnung an "Die Serapionsbrüder". Das ist nicht nur eine Novellensammlung, so nannte sich auch der Freundeskreis Hoffmans, der ja ein Multitalent war: Jurist, Komponist, Musiklehrer, Kapellmeister, Musikkritiker, Maler, Zeichner – vor allem aber: Dichter.

Traditionelles Handwerk

Duskes Wohnung im Berliner Südwesten ist zugleich Verlag und Büro. E.T.A. Hoffmann und sein literarisches Personal sind hier überall präsent: Auf Zeichnungen an der Wand, in Mappen und im Grafikschrank, in Büchern - alten und neuen Ausgaben -, die sich im Regal stapeln.

"Der Sandmann", Farbradierung von Stephan Klenner-OttoBild: Verlag Serapion vom See

Duske verlegt E.T.A.Hoffmann neu: mit Illustrationen, Radierungen und Zeichnungen moderner Künstler. Jede Ausgabe ist ein Unikat. Oft in großen Formaten, immer in kleiner Auflage, sind seine Bücher nicht nur künstlerische Kostbarkeiten, sondern auch handwerkliche. Bleisatz, Handpresse, Einzeldruck, aufwendige Heftung, bestes Papier, Leineneinband – alles Dinge, die man heute nicht mehr lernt, sagt Duske.

Die Drucker und Buchbinder, mit denen er zusammenarbeitet, sind erfahrene Handwerker im besten Sinne. "Die bekommen leuchtende Augen, wenn sie mal wieder so was Schönes machen können." Manche Erzählungen - so etwa "Klein Zaches" - werden immer wieder neu und anders illustriert. Duske lektoriert alles. Er könne inzwischen viele der Texte regelrecht "singen", meint der Verleger.

Spaß an der Groteske

Für solche Meisterwerke gibt es in Deutschland einen überschaubaren, aber höchst interessierten Abnehmerkreis: Enthusiastische Kunstfreunde, faszinierte Leser. Meist, so erzählt der Verleger, seien es gut situierte Herren in den "besten Jahren", also etwas jenseits der sechzig. Sie könnten es sich leisten, seine Bücher zum Preis zwischen 100 und 800 Euro zu kaufen.

Was die Künstler, Sammler und Verleger in ihrer Faszination für Hoffmanns Dichtungen eint, ist wohl vor allem dies: Die bildhafte Sprache des Dichters, seine skurrilen Figuren, der groteske Witz, das Zauberische, das Theatralisch-Opernhafte. "Da passiert wirklich was und das gefällt den Leuten heute noch," glaubt Michael Duske.

Gewinne lassen sich mit der Leidenschaft für E.T.A. Hoffmann heute übrigens nicht erzielen. Er fahre immer noch ein altes Auto, sagt Duske. Der Mercedes – das seien seine Schätze im Bücherschrank.

Autorin: Cornelia Rabitz

Redaktion: Gabriela Schaaf