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Ein Wochenende an der Sächsischen Weinstraße

Katherine Sacks | ak2. Oktober 2014

Erholung findet man in Deutschlands kleinster Weinregion nur zwei Stunden von Berlin entfernt: im Sächsischen Elbland. DW-Reporterin Katherine Sacks über Höhepunkte eines perfekten Wein-Wochenendes.

Weinberg von Schloss Proschwitz
Bild: DW/K. Sacks

Es geht zwei Stunden im Auto von Berlin aus Richtung Süden. Dann ist man schon an der Elbe, mittendrin in Deutschlands kleinstem und vielleicht auch reizvollstem Weinanbaugebiet. Zwischen den Ausläufern des Erzgebirges und dem Lausitzer Gebirge bietet das Sächsische Elbland Besuchern eine 850 Jahre alte Weinbautradition. Mit gepflegten Rebhängen, Ausblicken in die malerische Landschaft und mittelalterlichen Städten. Der Sächsische Weinwanderweg verbindet über 90 Kilometer Sehenswürdigkeiten, Weinberge und Vinotheken. Auf ihm geht es als Wanderer oder Weinliebhaber gepflegt von einer Weinprobe zur nächsten.

Auf dem Weg kommt man auch an der Terrasse der Weinstube Weinkönigin vorbei. Während wir dort sitzen und ein Glas des lokalen Weißweins Müller-Thurgau genießen, breitet sich vor unseren Augen das Tal aus, Wanderer, Radfahrer und Inlineskater ziehen vorbei.

Weißweine mit Geschmack

Obwohl es sich um eines der nördlichsten Weinbaugebiete der Welt handelt, ist das Sächsische Elbland für seine fruchtig-spritzigen und trockenen Weißweine bekannt. Die gängigsten Rebsorten der Region sind neben dem Müller-Thurgau der Riesling und der Weißburgunder. Wer dabei eine regionale Spezialität sucht, sollte nach dem Goldriesling Ausschau halten. Diese Rebsorte enthält wenig Säure und besitzt ein zartes blumiges Aroma. Goldriesling wird nur in Sachsen angebaut.

Nicht verpassen: die Albrechtsburg in MeißenBild: LianeM - Fotolia.com

Am Sächsischen Weinwanderweg liegen auch mehrere große Städte, die sich für einen Wochenendtrip anbieten. Wir entscheiden uns für Meißen, eine nahezu perfekt erhaltene mittelalterliche Stadt mit gewundenen Pflastersteinstraßen. Sie führen den steilen Hügel hinauf zur Albrechtsburg, die im 15. Jahrhundert im gotischen Stil errichtet wurde.

Ausflug ins Mittelalter

Eine Besichtigung der Burg ist mindestens genauso beeindruckend wie die Weinverkostungen in der Gegend. Wir verbringen einen ganzen Morgen damit, das gut erhaltene Burginnere zu erkunden. Gegründet im Jahr 1471 steht die Burg auch für die Geschichte Sachsens als europäische Großmacht im Mittelalter. Im Jahr 1710 wurde das Schloss schließlich zur Porzellan-Manufaktur umgewandelt.

Wir haben tatsächlich das Gefühl auf einer Zeitreise in die Vergangenheit zu sein, als wir durch die riesige Sammlung schlendern - vorbei an historischen Kleidern, Möbeln, Kunstwerken, Porzellan und anderen Ausstellungsstücken. Ergänzt werden die Eindrücke durch den Audioguide mit Musik, Poesie und Schriften aus Zeiten der sächsischen Kurfürsten.

Die Geschichte von Meißen ist eng verbunden mit der Produktion von Porzellan und WeinBild: picture-alliance/dpa/M. Hiekel

Lokale Spezialitäten

Auf dem Rückweg in die Stadt halten wir immer wieder an und durchstöbern Vinotheken und Läden, die handgefertigtes Porzellan anbieten. Neugierig macht uns auch eine lokale Backspezialität mit Namen Fummel, leider ist die Bäckerei geschlossen.

Um wieder zu Kräften zu kommen, kehren wir schließlich in ein traditionelles deutsches Gasthaus am Marktplatz ein. Rund um den Platz reihen sich zahlreiche Restaurants und Geschäfte. Dazwischen ragt die in ihrer Einfachheit wunderschöne Frauenkirche auf, deren Porzellanglockenspiel mehrmals am Tag erklingt. Danach besuchen wir wieder in ein paar Weinhandlungen, unter anderem die Sächsische Winzergenossenschaft, die Kellertouren und Weinproben veranstaltet und außerdem viele lokale Weine verkauft.

Von Weinprobe zu Weinprobe

Obwohl es im Zentrum von Meißen zahlreiche Weinrestaurants und Bars gibt, wollen wir zu einer richtigen Weinprobe zurück an die Sächsische Weinstraße. Schloss Proschwitz zählt zu den bekannteren Weingütern in der Region. Durch seine Weinberge führt eine drei Kilometer langer Weg zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen großartigen Blick über die Elbe auf die Stadt Meißen hat.

Blick über die Weinberge von Schloss Proschwitz nach MeißenBild: DW/K. Sacks

Im kleinen Verkostungsraum von Schloss Proschwitz probieren wir einige Weine und Fruchtschnäpse. Auch andere Weingüter in und um Meißen bieten Weinverkostungen an. Etwa der Familienbetrieb Weinhaus Schuh oder das Weingut Vincenz Richter, dessen Weißweine beim Wettbewerb "Berliner Wein Trophy 2014" zwei Auszeichnungen erhielten.

Natürlich gibt es entlang des Sächsischen Weinwanderwegs noch weitere Möglichkeiten, Wein zu verkosten und Städte zu entdecken. Etwa Radebeul, einer der wohlhabendsten Orte in Ostdeutschland. In der charmanten Weinstadt mit ihren acht historischen Dorfkernen befindet sich auch das Karl-May-Museum, in dem Kunst- und Alltagsgegenstände der nordamerikanischen Ureinwohner gezeigt werden. Beliebter Anlaufpunkt im Stadtzentrum ist der Weinkeller Am Goldenen Wagen. Er bietet Weinverkostungen, über 40 regionale Rot- und Weißweine sowie Fassweine an.

Idylle in den Weinbergen

Außerhalb von Radebeul und zurück auf dem Weinwanderweg sollte man unbedingt Schloss Wackerbarth besuchen. Das Anwesen war im 17. Jahrhundert Sitz eines Grafen. Heute rühmt es sich mit neun hochkarätigen Weinsorten, einem wunderschönen Englischen Garten, dem barocken Herrenhaus und einem Restaurant mit sächsisch-mediterraner Küche. In der Sektkellerei, der ältesten Produktionsstätte von Perlwein in der Gegend, finden während der Sommermonate auch klassische Sonntagskonzerte auf der Gartenterrasse statt.

Die Moritzburg lässt sich mit der Dampflok erreichenBild: Fotolia/adogg

Nicht weit entfernt befindet sich das Weingut Hoflößnitz. Es besitzt ein barockes Jagdhäuschen, das inmitten akkurat beschnittener Reben mit Biotrauben steht. Aus ihnen wird ein zertifizierter Bio-Wein hergestellt - der erste in der Region, der diese Auszeichnung erhielt. Hier gibt es auch das einzige Weinmuseum in Sachsen, dessen aktuelle Ausstellung sich der 850-jährigen Geschichte des Weinanbaus in der Region widmet.

Wer ohne Auto in der Gegend unterwegs oder Eisenbahnromantiker ist, kann auf der Strecke zwischen Radebeul und Moritzburg auch die 130 Jahre alten Dampflok nehmen. Wer lieber wandert, für den gibt es zahlreiche Tourenvorschläge und Wanderkarten, so dass jeder hier locker den ganzen Tag mit Wein und Wandern verbringen kann.

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