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Ein zweischneidiges Schwert

4. November 2019

Seit drei Jahren arbeitet Chheng Niem als Journalist bei der Tageszeitung The Phnom Penh Post in Kambodschas Hauptstadt. Chandara Sor, Projektkoordinator der DW Akademie in ­Kambodscha, stellt ihn vor.

Artikelbild Weltzeit 4-2019: Chheng Niem, Journalist bei der Tageszeitung The Phnom Penh Post in Kambodscha
Bild: privat

Das Masterstudium in Deutschland habe ihm vor allem die Zeit und die Möglichkeiten geboten, mehr über die Medienlandschaft in zahlreichen Ländern zu erfahren, auch in seiner Heimat. Das Studium liegt inzwischen sechs Jahre zurück. Heute stellt Niem fest: In Kambodscha gab es in den vergangenen Jahren einen Rückschritt in Sachen Pressefreiheit. „Einige regierungskritische Titel mussten schließen. Bei anderen wurden führende Köpfe ausgewechselt. TV und Radio sind traditionell eher regierungsfreundlich – hier hat sich wenig bewegt.“ 

Manche Lücken schließen nach seiner Überzeugung inzwischen die Sozialen Medien. „Wenn es beispielsweise um Korruption und Unterschlagung geht, wie im Fall einiger Regierungsangehöriger, spielen Social-Media-Kanäle eine positive Rolle. Sie zielen jedoch zumeist auf einzelne Politiker aus der zweiten und dritten Reihe ab“, so Chheng Niem. „Und Falschmeldungen im Netz sind auch in Kambodscha ein wichtiges Thema.“

Für die junge Generation seien die Sozialen Medien „ein zweischneidiges Schwert“. Die Jugend verbringe einerseits viel Zeit mit Unterhaltungsangeboten – „zu viel“, wie der junge Journalist meint, und zu wenig mit Bildungsangeboten. Das sei allerdings ein globaler Trend. Andererseits hätten sie durchaus die Vorzüge von Social Media erkannt. Junge Leute nutzen „Mainstream-Medien kaum noch linear, sondern eher via Face­book live“. Und auch wenn Unterhaltung oben auf der Agenda stehe: „Die Jugend in Kambodscha interessiert sich durchaus für Politik, für Umweltthemen und Soziale Probleme“, meint Niem. 

Die Erfahrung aus der Tätigkeit für eine NGO im Rahmen der Aufarbeitung der Schreckensherrschaft der Roten Khmer bestimmen weiterhin seine persönlichen Schwerpunkte: Menschenrechte und Justiz. Als Reporter der National News Section bei der Phnom Penh Post gehören natürlich auch Themen aus anderen Politikfeldern sowie aus Wirtschaft und Kultur zu seinem Tagesgeschäft. 

Während des zweijährigen Masterstudiums in Deutschlands habe ihm besonders gefallen, wie die öffentlich-rechtlichen Sender die Entwicklung eines Ereignisses verfolgten oder Debatten um Gesetzesinitia­tiven bis zur Verabschiedung. „Meine Favoriten im Radio waren Deutschlandfunk und WDR 5, im Fernsehen ARD und ZDF – und hier Diskussionsformate zu aktuellen Themen. So etwas würde ich gern auch in Kambodscha sehen“, so Niem.

Chheng Niem schloss im Herbst 2013 das Masterstudium International Media Studies der DW Akademie in Bonn ab und kehrte in sein Heimatland Kambodscha zurück. Dort begann er zunächst als Kommunikationsexperte bei einer NGO, die im Rahmen der geschichtlichen Aufarbeitung tätig war – ein Projekt des von der UNO unterstützten „Khmer Rouge Tribunals“. 2015 war er als Koordinator für Bürgerjournalisten beim Cambodian Center for Independent Media (CCIM) tätig. Ein Jahr später wechselte er als Journalist zur Tageszeitung The ­Phnom Penh Post. 
 

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