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Einbürgerungstests: Pindakaas und Cockney

Deanne Corbett17. März 2006

Einbürgerungstests kommen in Europa in Mode: Deutschland, die Niederlande und Großbritannien überarbeiten ihr Immigrations-Prozedere. Aber werden Muslime durch diese Tests benachteiligt?

Fragebogen auf Länderebene: Der hessische EinbürgerungstestBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Immigrantenstatus oder gar die Staatsangehörigkeit zu bekommen, wird mehr und mehr zu einer Erfahrung wie bei der beliebten Fernseh-Quiz-Show "Wer wird Millionär" aufzutreten. Denn immer mehr Länder führen Einbürgerungstests ein oder überarbeiten diese. Einige Beispielfragen von den neuen Tests im Vereinigten Königreich, Deutschland und den Niederlanden lauten: Wo spricht man Geordie-, Cockney- und Scouse-Dialekt? Nennen Sie drei Mittelgebirge in Deutschland! Wer war "William of Orange"?

"Moslem-Tests"

Die deutschen Tests fragen nach Allgemeinwissen und kulturellen WertenBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Während der im November 2005 in Großbritannien eingeführte Test für Immigranten aus allen Kulturen konzipiert ist und seinen Schwerpunkt auf das praktische Leben in Großbritannien legt, werden die in zwei deutschen Bundesländern neu erstellten Tests bereits jetzt "Moslem-Tests" genannt; denn durch die Fragen soll die Kompatibilität des Bewerbers mit lokalen Werten überprüft werden.

Baden-Württemberg, das erste Bundesland, das den Einbürgerungstest eingeführt hat, fragt die Bewerber zum Beispiel nach ihren Einstellungen zu Zwangsheirat, Homosexualität und Frauenrechten - alles kulturgebundene Themen, die bereits viele Spannungen zwischen Deutschen und der großen muslimischen Bevölkerung im Land verursacht haben.

Hessen zieht nach

Diese Woche folgte das Land Hessen dem Beispiel und führte einen Test ein, der aus vielen Fragen zum Allgemeinwissen besteht, aber auch eindeutig an Moslems gerichtete Fragen beinhaltet. Zum Beispiel wird erfragt, ob der Bewerber Israel ein Existenzrecht zugestehen würde, und ob es richtig ist, dass sich eine Frau ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zeigt.

Die vorgeschlagenen Tests wurden als Einbürgerungshürden für Moslems kritisiert - aber sie sind leicht im Vergleich zu den neuen Einwanderungs-Prozessen, die diese Woche in den Niederlanden vorgestellt wurden.

Besonders kontrovers: Der niederländische Test

Die Niederlande erwarten von Immigranten Toleranz gegenüber HomosexuellenBild: AP

Der holländische Einbürgerungstest ist offen diskriminierend dadurch, dass er überhaupt nur von Bürgern "nicht westlicher Staaten" zu bestehen ist; Staatsbürger der EU oder der USA sind also gar nicht betroffen.

Eigentlich ist es ironisch, das Vorgehen überhaupt als "Test" zu bezeichnen; es besteht mindestens aus drei Vortests, die telefonisch durchgeführt werden. Erst danach kann der Bewerber sich bei der niederländischen Botschaft in seinem Heimatstaat für den Haupt-Test anmelden, der mehrere Stunden lang das geographische, geschichtliche und sprachliche Wissen des Bewerbers über die Niederlande testet.

Doch das ist nicht alles

Diejenigen, die pflichtbewusst den Tests abgelegt haben, sollten danach wissen, dass das Nacktbaden legal ist in den Niederlanden, und dass "Pindakaas" keine Käsesorte, sondern vielmehr Erdnussbutter ist. Der Test kostet saftige 350 €, exklusive des Vorbereitungs-Pakets mit DVD (63 €). Dies soll die Immigranten auf das Leben in den Niederlanden vorbereiten: Zu sehen sind Frauen, die sich mit nacktem Oberkörper sonnen, und sich küssende schwule Männer.

Die niederländische Immigrationsministerin Rita Verdonk, auch "Eisen-Rita" genannt, glaubt nicht, dass dieses neue strenge Prozedere ein Image-Problem der Niederlande zur Folge haben wird: "Es wird kein Problem sein. Ich habe gesehen, dass mehr und mehr Länder unserem Beispiel folgen, die Notwendigkeit eines Immigranten-Programms anerkennen und wissen, dass sie Verantwortung übernehmen müssen, so dass Immigranten ihren Platz in der Gesellschaft finden können. Es ist nicht falsch, etwas von Leuten zu erwarten, die hierher kommen wollen."

Trees Wijn, Leiter der Polizei des niederländischen Flüchtlingsrats, glaubt jedoch, dass die Tests zu viel verlangen, insbesondere von Bewerbern aus bildungsfernen Schichten: "Wenn Sie wenig gebildet sind, wird es Ihnen schwer fallen, die Grundlangen der holländischen Sprache und Gesellschaft, die abgefragt werden, allein zu lernen. Es ist schwer für diese Personen, diese Dinge zu verstehen, wenn sie nicht lesen können oder keinen Zugang zu einem Computer haben."

Ein Vorbild für Deutschland?

Nichtsdestotrotz pries der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble die neuen niederländischen Regulierungen: "Wir können von den Niederländern etwas lernen." Er deutete an, dass das holländische Modell ein Vorbild für Deutschland sein könnte, dass es aber nicht eins zu eins übernommen werden wird.

In Deutschland wächst jedoch der Druck, von den Lösungsversuchen auf Länderebene wegzukommen und das Problem auf dem föderalen Level anzugehen. Viele der Integrationsprobleme, mit denen Deutschland jetzt zu kämpfen hat, resultieren aus dem jahrzehntelangen Fehlen einer nationalen Einwanderungsregelung, eine Situation, die erst 2004 behoben wurde. Jetzt hat man das Gefühl, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden sollten: "Immerhin wird jemand Staatsbürger Deutschlands, nicht eines Bundeslands", sagte Maria Böhmer, Integrations-Beauftragte der Regierung.

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