Eigentlich sind die Räume bestens gesichert. Trotzdem konnten unbekannte Täter in das Residenzschloss in Dresden einbrechen und kostbare Juwelen aus einer Vitrine entwenden.
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Von dem Einbruch betroffen ist die wertvolle Sammlung des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss. Teile mehrerer Juwelengarnituren, darunter einige der kostbarsten Stücke der Sammlung, wurden aus einer Vitrine entwendet. Die Vitrine sei dabei gezielt zertrümmert worden, teilte die Polizei mit.
Beute "von unermesslichem Wert"
Unter den gestohlenen Stücken sind nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) prominente Kunstwerke der Diamantrosen- und Brillantgarnitur sowie des Brillantschmucks der Königinnen wie Kleinod und Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens, die Große Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette und ein mit über 770 Diamanten besetzter Degen.
SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann sprach von einem "Staatsschatz" und erklärte: "Wir können es gar nicht in einem Wert auflösen, da es unverkäuflich ist - es gibt keinen finanziellen Wert, mit dem wir arbeiten." Später sagte sie dem Hörfunksender radioeins, als der Tatort nochmals untersucht worden sei, habe sich herausgestellt, "dass zum Glück doch eine ganze Menge Objekte noch da sind". Alle Stücke waren demnach einzeln mit dem Untergrund vernäht.
Nach Angaben der Polizei durchtrennten die Täter an diesem Montag gegen fünf Uhr früh ein Gitter und schlugen ein Fenster ein, durch das sie in die Kunstsammlungen im Residenzschloss einsteigen konnten. Aufnahmen der Kamera im Juwelenzimmer, die später veröffentlicht wurden, zeigen zwei Einbrecher.
Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa sprach von einer gut geplanten Tat. Möglicherweise stecke eine kriminelle Bande dahinter, sagte er im ZDF. Einen Fahndungserfolg gibt es noch nicht. Eine eilends einberufene Sonderkommission mit Namen "Epaulette" wurde inzwischen auf 20 Fahnder verdoppelt.
Grütters: "Diebstahl trifft uns ins Herz"
Kurz vor dem Einbruch war in unmittelbarer Nähe ein Stromkasten in Brand geraten. Durch das Feuer fielen in der Umgebung die Straßenlaternen aus. Die Ermittler vermuten, dass es einen Zusammenhang mit dem Einbruch gibt. Laut Polizei sollen die Täter in einem Audi A6 geflüchtet sein. Ein solches Auto wurde später in einer Tiefgarage im Dresdener Stadtteil Pieschen in Brand gesetzt.
Der Diebstahl "von Stücken, die unsere Identität als Kulturnation ausmachen, trifft uns ins Herz", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Berlin. "Angesichts generalstabsmäßig organisierter, hochkrimineller Täter ist der noch stärkere Schutz unserer Museen und Kultureinrichtungen eine Aufgabe von höchster Priorität", so Grütters weiter. Sicherheitsvorkehrungen seien in letzter Zeit gezielt weiter verschärft worden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) äußerte sich entsetzt über den Einbruch: "Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen. Die Werte, die im Grünen Gewölbe und im Residenzschloss zu finden sind, sind von den Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden." Man könne die Geschichte des Freistaates nicht verstehen, ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens, betonte Kretschmer.
Schatzkammer von August dem Starken
Das Grüne Gewölbe in Dresden gehört zu den bekanntesten Museen Deutschlands. Die Räumlichkeiten des historischen Gebäudes stammen aus dem 16. Jahrhundert. 1723 errichtete der sächsische Kurfürst und polnische König August der Starke darin eine Schatzkammer. Heute wird sie in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses in den acht authentisch wiederhergestellten Räumen der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke. Der Name kommt von der malachitgrünen Bemalung im Innern der Räume.
pr/jj (dpa, afpd, epd)
Die spektakulärsten Kunstraube der Geschichte
Der Raub des Goldschatzes im Kelten Römer Museum im oberbayerischen Manching ist kein Einzelfall. Immer wieder stehlen Diebe unersetzliche Kulturgüter - Juwelen, Gemälde - ob bewaffnet oder als Polizisten verkleidet.
Bild: Frank Mächler/dpa/picture alliance
"Wie in einem schlechten Film"
Die fast 500 Goldmünzen waren das Aushängeschild des Kelten Römer Museums im bayerischen Manching. Nun stahlen Einbrecher den zwei Jahrtausende alten Goldschatz. Beim Aufbruch der Vitrine sei es zugegangen "wie in einem schlechten Film", so ein Polizeisprecher. Wie die Täter die Alarmsysteme ausschalten konnten, sei noch unklar. Bayerns Kulturminister spricht von einer "Katastrophe".
Bild: Armin Weigel/dpa/picture alliance
2019: Einbruch ins Grüne Gewölbe
Im November 2019 drangen Diebe in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden ein und stahlen drei Juwelengarnituren. Die Einbrecher verschafften sich - nach Polizeierkenntnissen - durch ein Fenster Zugang. Besucher gelangen nur durch eine moderne Sicherheitsschleuse in die Schatzkammer, die rund 3.000 frei ausgestellte Objekte zeigt. Viele der geraubten Stücke sind unersetzlich.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert
2017: Raub von 100-Kilo-Goldmünze
Aus dem Berliner Bode Museum wurde im März 2017 eine 100-Kilo-Goldmünze gestohlen, deren Material fast vier Million Dollar wert ist. Vermutlich drangen die Diebe durch ein Fenster in das Gebäude ein. Die Münze "Big Maple Leaf" stammte aus Kanada, ist 53 cm groß und drei cm dick. Auf der Vorderseite zeigt sie das Konterfei von Queen Elizabeth II. Die Münze bleibt bis heute verschwunden.
Bild: picture-alliance/dpa/F.May
2008: Der wohl größte Kunstraub Europas
2008 entwendeten Bewaffnete vier Gemälde im Gesamtwert von 180 Millionen Franken aus dem Haus der Sammlung Bührle in Zürich. "Der Knabe mit der roten Weste" von Paul Cézanne, "Ludovic Lepic und seine Töchter" von Edgar Degas, "Blühende Kastanienzweige" von Vincent van Gogh und das auf dem Foto zu sehende "Mohnfeld bei Vétheuil" von Claude Monet tauchten jedoch alle wieder auf.
Bild: picture-alliance/akg-images
2004: Bewaffneter Überfall auf das Munch-Museum
"Der Schrei" und "Madonna" des Expressionisten Edvard Munch wurden 2004 in Oslo gestohlen. Zwei bewaffnete Täter stürmten das Munch-Museum und rissen die Bilder vor zahlreichen Augenzeugen von der Wand. Bei einer Razzia fand die Polizei die beiden berühmten Bilder wieder. Der Zustand von "Der Schrei" war jedoch so schlecht, dass es nicht wieder vollständig restauriert werden konnte.
Bild: picture-alliance/dpa/Munch Museum Oslo
2003: „Die Madonna mit der Spindel": jahrelang verschwunden
Das bis zu 70 Millionen Euro teure Gemälde von Leonardo da Vinci wurde 2003 aus einem Schloss in Schottland entwendet. Zwei Diebe, die als Touristen in die Ausstellung gelangt waren, überwältigten den Wachmann des Drumlanrig Castle und flohen mit dem Gemälde. Das Bild blieb vier Jahre spurlos verschwunden. Erst 2007 wurde es bei einer Razzia in Glasgow wiedergefunden.
Bild: picture-alliance/dpa
1991: Spektakulärer Raub von Van Gogh-Gemälden
1991 ließ sich ein Mann unbemerkt in einer Toilette des Van Gogh-Museums in Amsterdam einschließen und stahl mithilfe eines Aufsehers gleich 20 Gemälde, unter anderem das auf dem Foto zu sehende "Selbstbildnis vor der Staffelei". Die Polizei konnte das Diebesgut jedoch bereits nach einer Stunde im Fluchtfahrzeug wieder sicherstellen. Auch die Diebe wurden nach ein paar Monaten gefasst.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Van Weel
1990: Kunstraub in Boston bis heute ein Rätsel
Der Kunstraub von 13 Gemälden aus dem Isabella Steward Gardner Museum erregte 1990 internationales Aufsehen. Zwei als Polizisten verkleidete Männer drangen in das Gebäude ein und stahlen unter anderem Édouard Manets "Chez Tortoni" und das auf dem Foto zu sehende "Konzert" von Jan Vermeer. Die leeren Rahmen hängen bis heute an Ort und Stelle.
Bild: Gemeinfrei
1966, 1973, 1981, 1986: Das meistgestohlene Gemälde der Welt
Rembrandts Bildnis des "Jacques III de Gheyn" wurde sage und schreibe vier Mal aus der Dulwich Picture Gallery in Großbritannien entwendet: 1966, 1973, 1981 und 1986. Deshalb wird das Gemälde auch der “Der Rembrandt zum Mitnehmen” genannt. Auch nach dem letzten Diebstahl wurde es erfreulicherweise wiedergefunden.
Bild: picture-alliance/akg-images
1911: Als Mona Lisas Lächeln verschwand
1911 wurde das wohl berühmteste Frauenporträt der Welt gestohlen: Die "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci. Ein junger Italiener, Vincenzo Peruggia, entwendete das Bild aus dem Louvre, indem er sich wie ein Museumsangestellter kleidete und das relativ kleine Bild einfach unter seinem Kittel versteckte. 1913 tauchte das Gemälde wieder auf, ein Kunsthändler hatte Peruggia bei der Polizei verraten.