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Sommer-COVID-Welle: Was Sie jetzt wissen müssen

Fred Schwaller (MM)
18. August 2024

Von positiv getesteten Athleten bei den Olympischen Spielen bis hin zu weltweiten Infektionswellen. Was die neuesten COVID-Daten zeigen und ob wir Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten.

Drei Menschen sitzen an einem Tisch in einem Restaurant am Berliner Brandenburger Tor. Die Kellnerin mit Mundschutz bringt Getränke.
Die Bedienung in diesem Berliner Restaurant trägt wegen der COVID-Pandemie Mundschutz (Archiv Mai 2021)Bild: Maja Hitij/Getty Images

Die UN-Gesundheitsbehörde befürchtet, dass sich weltweit schwerere Varianten von SARS-CoV-2 ausbreiten. Die neusten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass zwischen dem 24. Juni und dem 21. Juli 2024 die Zahl der neuen Krankenhauseinweisungen im Vergleich zum Vormonat um elf Prozent und die Zahl der Einweisungen auf Intensivstationen um drei Prozent gestiegen ist. "Die Daten unseres Überwachungssystems in 84 Ländern zeigen, dass der Prozentsatz positiver Tests auf SARS-CoV-2 über mehrere Wochen hinweg gewachsen ist", sagt Dr. Maria Van Kerkhove von der WHO.

Auch die Zahl der COVID-bedingten Todesfälle ist in den letzten Wochen um 26 Prozent gestiegen. Die WHO mahnt jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation der gemeldeten Daten, da die Tests und die Sequenzierung für COVID zurückgegangen sind und viele Länder die Ergebnisse mit Verzögerung melden.

Gibt es heute vielleicht eine gewisse Testmüdigkeit?Bild: pressefoto_korb/picture alliance

Insgesamt sind zehn Prozent der SARS-CoV-2 Tests positiv. Dr. Van Kerkhove bekräftigt jedoch, dass der Prozentsatz in Europa bei über 20 liegt.

Weltweiter Anstieg von COVID-Fällen?

Ziyad Al-Aly, Mediziner und Wissenschaftler, der sich an der Washington University in St. Louis, USA, mit COVID beschäftigt, warnt, dass man den Anstieg der Krankenhauseinweisungen ernst nehmen sollte. Es sei immer klug, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und auf das Beste zu hoffen. "Dem Anstieg in den USA ging eine COVID-Welle in Singapur voraus. Leider werden diese Daten in vielen Ländern nicht erfasst und gemeldet. Wir befinden uns also im Blindflug", erklärt Al-Aly der DW.

Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der COVID-Krankenhausaufenthalte immer noch deutlich unter dem Niveau des letzten Winters liegt. Auch der Schweregrad der Infektionen scheint geringer zu sein als zu Beginn der Pandemie, so Paul Hunter, Medizinprofessor an der University of East Anglia in Großbritannien.

Hunter betont jedoch, dass die Vielzahl der COVID-Fälle Teil des normalen Lebens sind, da "SARS-CoV-2 uns wahrscheinlich über Generationen hinweg begleiten wird. Steigende und fallende Zahlen werden mindestens zu unseren Lebzeiten Teil unserer Zukunft sein".

FLiRT-COVID-Varianten verursachen neue Fälle

Der jüngste leichte Anstieg der COVID-Fälle scheint auf mehrere neue Untervarianten, die sogenannten FLiRTs, zurückzuführen zu sein.

Sie sind Nachkommen der heute dominierenden JN.1-Variante, die ihrerseits ein Nachkomme von Omikron ist, aber bestimmte zusätzliche Mutationen aufweist. Zu den Mitgliedern der FLiRT-Gruppe gehören KP.2, KP.3 und JN.1.7.1.

"Die FLiRT-Varianten sind nach ihren spezifischen Mutationen benannt: 'Furin-like cleavage site, L452R und T478K'. Ich weiß, das ist albern, aber der Name ist hängen geblieben", so Hunter. Die Datenlage sei zwar begrenzt, aber laut Hunter gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass diese Varianten gefährlicher sind als frühere Varianten. Möglicherweise seien sie sogar weniger ernst.

Al-Aly äußert sich vorsichtiger und sagt, es sei noch zu früh zu sagen, ob die neuen FLiRT-Varianten mehr oder weniger bedrohlich seien als frühere Varianten.

"Wir sind noch dabei, etwas über die neuen Varianten KP.1, KP.2, KP.3 und LB.1 zu lernen. Es gibt Hinweise darauf, dass einige von ihnen ansteckender sind und sich dem Immunsystem besser entziehen können. Dies könnte den Anstieg der Krankenhauseinweisungen in einigen Regionen erklären. Aber wir brauchen mehr Daten, bevor wir definitive Antworten haben", sagt er.

Was ist die Ursache für den COVID-Anstieg im Sommer?

Die bisherigen Erkenntnisse deuten auf eine abnehmende Immunität der Bevölkerung gegen COVID hin. "Die Immunität nach einer Infektion oder Impfung hält im Durchschnitt nur vier bis sechs Monate an, so dass die durch Infektionen im Winter oder die Impfkampagne im Herbst erworbene Immunität bereits größtenteils verlorengegangen ist", so Hunter.

Die Immunität der meisten Menschen gegen COVID beruht auf einer Mischung aus Infektionen und Impfung. Diese sogenannte hybride Immunität bietet einen besseren Schutz vor Infektionen und schweren Erkrankungen als eine der beiden allein.

Derzeit lassen sich weit weniger Menschen gegen COVID impfen als zur Hochzeit der PandemieBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Hunter vermutet, dass es sich bei den meisten aktuellen Berichten über COVID-Krankenhausaufenthalte im Vereinigten Königreich um ältere oder gefährdete Menschen handelt, denn sie medizinisch Hilfe gesucht und seien direkt vor Ort getestet worden.  

Hunter betont, dass ältere Menschen und solche mit einem höheren Risiko für schwere COVID-Infektionen zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten, um Infektionen zu vermeiden. "Wenn Sie also 75 Jahre alt sind und im letzten Jahr die Herbstauffrischung hatten, eine Infektion über den Winter vermieden haben und dann die Frühjahrsauffrischung nicht nachgeholt haben, dann haben Sie jetzt nur noch eine sehr geringe Immunität", sagt Al-Aly. "Die Leute fragen mich immer wieder: Kann man mit den neuen Varianten noch immer COVID bekommen, und die Antwort ist sehr wahrscheinlich: ja".

Dieser Artikel wurde erstmals am 5. Juli 2024 veröffentlicht. Er wurde am 15. August 2024 aktualisiert, um neue Daten zu COVID-Todesfällen, positiven Tests, Krankenhaus- und Intensiveinweisungen zu berücksichtigen.

Aus dem Englischen adaptiert von Marco Müller.

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