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Organspende

Gudrun Heise31. Juli 2012

Allein in Deutschland warten etwa 12.000 Menschen dringend auf ein Spenderorgan. Wer steht dabei an erster Stelle auf der Warteliste und wie verläuft der Weg bis zur rettenden Transplantation?

Nierentransplantation (Foto: EPA/BALAZS MOHAI HUNGARY OUT)
Bild: picture-alliance/dpa

Seit 1997 regelt das TPG, das Transplantationsgesetz, in Deutschland Organspenden. Im Vordergrund steht dabei, ob eine Organspende überhaupt zulässig ist. Dafür muss der Patient zu Lebzeiten mit einem Organspendeausweis ausdrücklich einer Spende zugestimmt haben oder die nächsten Familienangehörigen müssen entscheiden, ob Organe entnommen werden dürfen. In dem Fall muss der jeweilige Arzt die Verwandten davon überzeugen, dass die Organspende eines Toten das Leben eines anderen retten kann - dazu gehört viel Fingerspitzengefühl.

Die schwierige Aufgabe übernimmt nach der Neuregelung des TPG mit Wirkung vom 1. August der sogenannte Transplantationsbeauftragte. "Wenn in den Krankenhäusern jemand ist, der sich um das Thema Organspende kümmert und auch dafür zuständig ist, dass potenzielle Spender erkannt werden, dann ist natürlich die Erfolgsquote wesentlich größer", so Birgit Blome, Pressesprecherin der DSO, der Deutschen Stiftung für Organtransplantation.

Verschiedene Organisationen, ein Ziel

Die DSO ist eine gemeinnützige Stiftung. Sie ist die Koordinierungsstelle und organisiert den gesamten Ablauf von der Registrierung eines potenziellen Spenders über die Weiterleitung der Daten an Eurotransplant bis hin zur Übergabe des Organs an das Transplantationszentrum, in dem die Operation durchgeführt werden soll. DSO und Eurotransplant sind die wichtigsten Organisationen bei der Organspende.

Ein Herz wird für die Transplantation vorbereitetBild: AP

Eurotransplant ist eine Stiftung, die für die reine Vermittlung der Organe zuständig ist, mit Hauptsitz im niederländischen Leiden. Dort befindet sich die Empfängerkartei mit allen notwendigen Daten und dort werden auch die Wartelisten erstellt. Dazu wird anhand von Laborwerten, zum Beispiel bei Lebererkrankungen, der sogenannte MELD-Score berechnet. Der ist ein Maß dafür, ob der Patient ohne eine Transplantation innerhalb der nächsten drei Monate versterben würde und damit ist entscheidend dafür, auf welchem Platz auf der Warteliste der Patient landet. Allein in Deutschland warten zurzeit etwa 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. "In vielen Fällen geht es dabei um Leben und Tod", so Birgit Blome. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn jemand auf ein Herz, auf eine Leber oder eine Lunge warte.

Abgleichung der Patientendaten

Wurde ein Spender gefunden, wird Eurotransplant darüber informiert, dann wird ein geeigneter Empfänger gesucht. Verschiedene Angaben werden abgeglichen: Wie ist die Blutgruppe und die Gewebeübereinstimmung? Bestehen Allergien oder weitere Erkrankungen? Und auch andere Merkmale müssen stimmen: "Es sind banale Dinge wie Körpergröße und Körperumfang. Das Organ muss passend sein. Man kann sich vorstellen, dass ein 120 Kilogramm schwerer Spender von 65 Jahren für ein 12-jähriges, zierliches Mädchen schwierig ist", erklärt Hartmut Schmidt. Er ist Direktor der Klinik für Transplantationsmedizin in Münster und Transplantationsbeauftragter.

Von der Organentnahme bis zur Transplantation

Computergesteuert wird bei Eurotransplant in Leiden ein Empfänger für das Spenderorgan gesucht. Alles muss schnell gehen: Das Organ muss entnommen und zum entsprechenden Transplantationszentrum gebracht werden, von denen es rund 40 in Deutschland gibt. Ein eigens gebildetes Team entnimmt das Organ. Idealerweise wird das Transplantat dann von demselben Team verpflanzt.

Spenderorgane werden oft per Hubschrauber transportiertBild: Deutsche Stiftung für Organtransplantation

Vorher aber kommt das Organ für den Transport in eine konservierende Lösung und dann in eine spezielle Box, die mit sterilem Eis gefüllt ist. Aber auch darin sind Organe nur begrenzte Zeit haltbar: Ein Herz hört nach etwa vier Stunden auf zu schlagen, eine Niere ist bis zu 24 Stunden außerhalb eines menschlichen Körpers noch funktionsfähig. Aber die Zeit drängt in jedem Fall, und so geht die Reise häufig per Flugzeug oder Helikopter. Und der Empfänger, der von Eurotransplant ermittelt wurde? Ist er nicht sowieso schon in der Klinik, muss er sofort in das nächste Transplantationszentrum, wo er auf die Operation vorbereitet wird.

Von der Niere bis zur Lunge

Nierentransplantationen werden in Deutschland am häufigsten durchgeführt. Aber auch andere Organe werden dringend gebraucht. Dazu gehören Leber, Herz, Lunge, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse. Oftmals können einem einzigen Spender mehrere Organe entnommen werden. "Wenn zum Beispiel in Bielefeld ein Organspender im Krankenhaus liegt, ein Kollege aus Hannover die Entnahme der Organe durchführt, dann kann es sein, dass eine Niere nach Münster geht, ein Herz nach Essen", sagt Hartmut Schmidt. Alle Organe, die sich für eine Transplantation eignen, werden über Eurotransplant vermittelt, und die DSO kümmert sich darum, das Organ dahin zu bringen, wo es Leben retten kann.

Nieren werden in Deutschland am häufigsten transplantiertBild: picture-alliance/dpa
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