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Weltjugendtag geht zu Ende

Sarah Judith Hofmann 29. Juli 2013

Millionen von Pilgern an der Copacabana, ein Papst, der soziale Gerechtigkeit fordert und Strafgefangene umarmt: Bilder vom Weltjugendtag, die bleiben werden. Und in Rio? Legt sich die Aufregung.

Der Papst beim Abschlußgottesdienst in Brasilien (Foto: Getty)
Bild: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

Müde und glücklich ziehen sie über die Copacabana, die Fahnen nicht mehr hoch erhoben wie noch am Vorabend zur Nachtwache mit dem Papst, sondern hinter sich herziehend. Es waren aufregende sechs Tage für die katholischen Jugendlichen, die aus allen Kontinenten nach Rio de Janeiro gereist sind, um gemeinsam mit Franziskus den Weltjugendtag zu feiern.

Millionen am Strand 

Die Stimmung hatte sich innerhalb einer Woche von jedem Tag auf den anderen gesteigert. Zur Auftaktmesse mussten sich die Pilger noch aufwärmen. Schlechtes Wetter, Regen und ungewöhnliche Kälte beherrschten Rio, die Copacabana wirkte recht leer. Doch dann folgte ein Papstauftritt auf den nächsten: der Kreuzweg mit den Jugendlichen - hier waren es schon drei Mal so viele Menschen - und schließlich die Nachtwache mit dem Papst und die Abschlussmesse. Millionen Menschen versammelten sich an Brasiliens berühmtem Strand, beteten, sangen und feierten sich und ihren Glauben. Das Wetter spielte auch mit: Sonne an der Copacabana. Endlich die Stimmung, die alle erwartet hatten.

"Das war die größte Beachparty der Welt", meint Dominik Humm, der aus Frankfurt am Main angereist ist. "Mit so vielen Jugendlichen, Millionen Gläubigen haben wir zusammen die Messe gefeiert. Da kann man nur sagen, das war eine Fügung des Himmels."

Papst gegen Ausgrenzung Schwuler

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Für Kaplan Thomas Müller, der die Gruppe von jungen Katholiken aus allen Regionen Deutschlands während des Weltjugendtags betreut hat, steht fest: "Die Gastfreundschaft der Brasilianer war überwältigend." Wie die Jugendlichen hier in Brasilien ihren Glauben lebten, das habe ihn nachhaltig beeindruckt. Das wisse er bereits jetzt. "Das Großartigste aber war der Heilige Vater", sagt der Kaplan. Wie der Papst den Mut gehabt habe, bei der Nachtwache zu sagen: "Freunde, drei Dinge sind wichtig, Gebet, Sakramente, Nächstenliebe, und dann könnt ihr die Welt verändern." Das wird der Kaplan mit zurück nach Deutschland nehmen.

Franziskus hat bei seiner Reise nach Brasilien einen klaren Schwerpunkt gesetzt: den Kampf gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit. Er hat eine Favela besucht, sich mit jugendlichen Strafgefangenen und Drogenabhängigen getroffen.

Beim Kreuzweg sprach er von der Verbindung des Kreuzes durch Jesus mit "den Opfern von Gewalt", mit "Menschen, die Hunger leiden", mit "allen, die aufgrund ihrer Religion, ihrer Vorstellungen oder einfach wegen ihrer Hautfarbe verfolgt werden". Jungen Seminaristen rief er bei einer feierlichen Messe in der Kathedrale von Rio de Janeiro zu: "Schwimmt gegen den Strom." Um Christus zu dienen, müsse man in Armenviertel gehen. Und vor Vertretern aus Wirtschaft und Politik Brasiliens stellte er sich hinter die Demonstrationen der vergangenen Wochen: "Zwischen der egoistischen Gleichgültigkeit und dem gewaltsamen Protest gibt es nur eine Option, die immer möglich ist: der Dialog."

Mehrere hunderttausend Menschen an der CopacabanaBild: Vanderlei Almeida/AFP/Getty Images

"Es wird sich etwas ändern müssen"

Bernd Klaschka, Geschäftsführer des Lateinamerikawerks der katholischen Kirche, zieht eine positive Bilanz von Papstbesuch und Weltjugendtag. "In der brasilianischen Gesellschaft wird sich etwas ändern müssen", sagt er. Der Papst habe die jungen Menschen darin bestärkt, sich einzusetzen für mehr soziale Gerechtigkeit. "Sie sind voller Hoffnung, dass sich etwas ändert." Den Politikern sei nach dem Papstbesuch durchaus bewusst, so hofft er, dass sie auf die Forderungen der Jugend eingehen müssten.

Klaschka glaubt auch, dass der Papstbesuch den Menschen in den Favelas Auftrieb gegeben hat. "Sie haben es als Auszeichnung erfahren, dass der Papst sie besucht hat, dass er sie ernst nimmt. Und das gibt ihnen Kraft, sich zu organisieren. Sebastião Santos von der brasilianischen NGO Viva Favela glaubt hingegen nicht, dass sich nun nach dem Papstbesuch kurzfristig etwas in den Favelas ändern wird. "Aber langfristig", so hofft auch er, "wird sich mit dem Appell an soziale Verantwortung etwas in der Gesellschaft verändern."

Für den Glauben werben

Bei der Abschlussmesse sprach der Papst die jungen Pilger als Missionare an, denn dies war das Motto und erklärte Ziel des Weltjugendtags: zu missionieren und die vielen Gläubigen, die die katholische Kirche in den vergangenen Jahren vor allem in Lateinamerika verloren hat, wieder zurückzugewinnen. Die jungen Menschen, so der Papst, sollten in die Randgebiete gehen und dort für ihren Glauben werben, "auch zu denen, die am fernsten, am gleichgültigsten erscheinen".

Bei Juan Ferrera aus Uruguay ist diese Botschaft angekommen. "Der Abschluss des Weltjugendtags ist doch kein Ende", meint er, "sondern erst der Anfang". Jetzt kehrten die Pilger schließlich in ihre Gemeinden zurück und könnten das Evangelium verbreiten. "Wir wollen mit unserem Glauben Freude in das Leben all der Menschen bringen, die alleine sind, die traurig sind oder in der Routine ihrer Arbeit festsitzen. Christus ist Freude, das ist unsere Botschaft."

In Rio hinterlassen die Pilger eine positive Stimmung. Große Proteste sind ausgeblieben. Einige Hundert Menschen hatten bei der vergangenen Nachtwache für das Recht auf Abtreibung und Verhütung demonstriert. Doch an den Pilgern gingen diese kritischen Stimmen weitgehend vorüber. Dem Südamerikaner Juan Ferrera wie auch dem Deutschen Dominik Humm hat nichts gefehlt. Dass der Papst sich mit keinem Wort zur katholischen Sexualmoral geäußert hat, stört sie nicht. Auch nicht, dass Fragen der Ökumene nicht angesprochen wurden.

Andere Pilger, die sich während der Woche in den morgendlichen Katechesen und auf dem International Youth Hearing durchaus kirchenkritisch geäußert haben, hoffen auf reformerische Worte von Franziskus zum nächsten Weltjugendtag. 2016 wird dieser in Krakau stattfinden.

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