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Eine Frage von Geld und Ehre

Diana Fong / (fb)13. Juni 2006

Streitigkeiten um Spielerprämien haben das Image der togoischen Nationalmannschaft angekratzt und beinahe zum Rücktritt ihres deutschen Trainers geführt. Einige werfen den Spielern sogar Habgier vor.

Die Nationalspieler Togos wollen sicherstellen, dass ihr Geld nicht einfach verschwindetBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Die Chancen für Togo bei der Fußballweltmeisterschaft wurden im Vorfeld meist als gering eingeschätzt, und bereits die Qualifizierung des kleinen, zwischen Ghana und Benin gelegenen Landes, das einmal französische Kolonie war, galt als Sensation. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme treffen Togos so genannte "Sperber" am Dienstag (13.6.) in Frankfurt auf Südkorea.

Rücktritt vom Rücktritt - Togos Trainer Otto PfisterBild: AP

Als wäre es noch nicht entmutigend genug, in ihrer Gruppe klarer Außenseiter zu sein, verloren die Togoer zeitweise auch noch ihren deutschen Trainer Otto Pfister, der nach einem heftigen Streit mit dem Togoischen Fußball-Verband am Freitag (9.6.) in die Schweiz abgereist war. Die Spieler hatten aus Protest gegen nicht geleistete Gehälter und Prämien sogar Trainingseinheiten boykottiert.

Rückkehr ist eine Herzensentscheidung

Der 68-jährige Pfister, der in den letzten Jahrzehnten diverse afrikanische Nationalmannschaften trainiert und 1998 Saudi-Arabien zur Weltmeisterschaft nach Frankreich geführt hat, kündigte am Montag (12.6.) jedoch überraschend seine Rückkehr an. "Der Rücktritt war eine Grundsatzentscheidung", sagte Pfisters Sohn und Berater Mike in einem Interview mit Reportern der FIFA. "Die Rückkehr ist eine Herzensentscheidung."

Ein Coach mit Afrika-Erfahrung: Winfried SchäferBild: AP

Während der trainerlosen Zeit am Wochenende war der Togoische Fußball-Verband in Verhandlungen mit Winfried Schäfer getreten, einem weiteren deutschen Trainer mit Afrika-Erfahrung, der 2002 mit Kamerun an der Weltmeisterschaft teilgenommen hatte. Schäfer hatte dem Verband ein Ultimatum gestellt, nur als Trainer einzuspringen, wenn die finanziellen Unklarheiten aus der Welt geschafft würden. Die Spieler fordern 155.000 Euro für die Teilnahme an der WM plus einen Bonus von 33.000 Euro für jeden Sieg und 15.000 Euro für jedes Unentschieden.

Die Ehre, für das eigene Land zu spielen

Togos Nationalmannschaft hat einen schlechten WM-Start erwischt - schon vor dem ersten SpielBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Togos Sportminister, Agouta Ouyenga, der für die Eröffnungsfeier nach Deutschland gereist war, sagte gegenüber einem Radiosender in seiner Heimat, es sei noch kein Kompromiss gefunden. Im Vergleich zum Durchschnittseinkommen in Togo, das gerade einmal 1.700 Dollar jährlich beträgt, wirken die Forderungen deutlich überzogen. Kritiker warfen der Mannschaft daher auch Habgier vor. Die Ehre, für das eigene Land bei der WM zu spielen, sei genug. "Der Stolz, für die Nationalmannschaft zu spielen ist eine Sache, aber das sind professionelle Spieler, die fair bezahlt werden müssen", sagte Harald Ganns, ein hoher deutscher Diplomat, der fast 20 Jahre in Afrika und auch in Togo beschäftigt und in den 1960er Jahren selbst Co-Trainer der Nationalmannschaft von Togo war.

Das Geld verschwindet einfach

"Das Problem liegt nicht bei den Spielern, sondern beim Verband und den Spielervermittlern", fügte er hinzu. "Zahlungsstreitigkeiten sind nichts Ungewöhnliches in Afrika. Bei Geldtransfers gibt es kaum Kontrolle. Das Geld verschwindet einfach, und damit die Spieler nicht in Gefahr geraten, überhaupt nicht bezahlt zu werden, müssen Garantien gegeben werden, bevor der Ball rollt."

Hoffnung einer ganzen Nation: Togos Emmanuel AdebayorBild: dpa

Ganns sagte auch, die akute Armut, von der viele afrikanische Länder betroffen seien, stelle ein großes Problem dar. "Die Stadien sind in einem schlimmen Zustand und junge Mannschaften haben manchmal sogar Probleme, genug Bälle aufzutreiben", erklärte er. Und dennoch haben es Mannschaften wie Kamerun oder Senegal in den letzten Jahren geschafft, in die Weltspitze aufzusteigen und bei der letzten WM sogar ins Viertelfinale zu kommen. Die Mannschaft aus Togo ist hauptsächlich auf ihren Stürmerstar Emmanuel Adebayor vom englischen Erstligisten Arsenal London angewiesen. Die meisten anderen Spieler haben kaum internationale Erfahrung und spielen meist in niedrigeren europäischen Ligen.

Kossi Aziabou und Sven Klein vom Deutsch-Togoischen Fanclub

Doch egal was passieren wird, die Mannschaft kann sich auf eine eingeschworene Fangemeinde verlassen, die sie in Deutschland begleiten wird. "Das Ergebnis gegen Korea wird entscheidend sein", sagte Sven Klein, Mitbegründer des Deutsch-Togoischen Fanclubs, der inzwischen über 1000 Mitglieder zählt. "Wir stehen zu 100 Prozent hinter Togo, egal was kommt." Die Fans wollen eine Stimmung wie beim Spiel zwischen der Elfenbeinküste und Argentinien erzeugen. Obwohl die Afrikaner dieses Spiel 1:2 verloren haben, war das Tor gegen die Weltstars aus Argentinien in der "Todesgruppe", in der auch Serbien-Montenegro und die Niederlande spielen, ein Triumph.

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