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Grande Dame Berlinale

Mathis Winkler3. Februar 2007

Im Vorfeld der diesjährigen Berlinale macht sich Festival-Direktor Dieter Kosslick Sorgen um junge, gutbetuchte Konkurrenzveranstaltungen. Experten meinen, dass nicht wirklich Grund zum Jammern besteht.

Berlins andere Grande Dame: Die Goldelse nebst Berlinale-PlakatBild: picture-alliance/dpa

Ein Filmstar hätte es kaum besser machen können: Umschwirrt von Blitzlichtern betrat Berlinale-Direktor Dieter Kosslick am Dienstag (30.1.2007) das Podium im Bundespresseamt, um einigen hundert Journalisten das Programm des diesjährigen, 57. Festivals zu präsentieren. Alsbald sprach er von einer Rekordzahl von eingereichten etwa 5000 Filmen, den boomenden und gleichzeitig stattfindenden Europäischen Filmmarkt und einer neuen Veranstaltung mit dem Namen "Kulinarisches Kino", die Kochfreund Kosslick sichtlich schon im Vorab Freude bereitete.

Macht sich Kosslick wirklich Sorgen?Bild: picture-alliance/dpa

Bekannt für sein wahrlich schlechtes Englisch brachte er dann auch noch den Saal zum Lachen, als er von seiner erfolgreichen Einladung von Clint Eastwood erzählte. "I'm Dieter from ze Cherman film festival" - so hatte er sich dem großen Kalifornier vorgestellt, den er mit einem Freund verwechselt hatte. Anscheinend wurde er trotzdem verstanden.

Fernab des Rampenlichts war Kosslick in letzter Zeit jedoch weniger zum Scherzen aufgelegt. "Die Sache mit den Filmfestivals wird immer komplizierter", sagte er kürzlich im Interview mit "Die Welt". "Es gibt eine Konjunktur für Festivals und parallel eine Konjunktur von Filmmärkten, in die Millionen investiert werden".

Neureiche Konkurrenten

Isabella Rosselini kam zum Festival in Rom, aber in Berlin wird sie auch seinBild: AP

Kosslick sprach dabei von einer neuen Generation von Veranstaltungen, die in den letzten Jahren weltweit aus dem Boden geschossen sind. In Europa eröffnete im Oktober das neue CINEMA. Festa Internazionale di Roma mit einem "gemunkelten" (Kosslick) Budget von 20 Millionen Euro. In Asien erhalten die Festivals in Bangkok und Pusan (Südkorea) immer mehr Beachtung. Und dann gibt es da das drei Jahre alte Dubai International Film Festival (DIFF), vom dem Kosslick anscheinend auch nicht besonders viel hält.

"Ich weiß, dass überall, wie zum Beispiel gerade in Rom und neuerdings auch in Dubai mit großem Geld Stars eingekauft werden, um Publikumsfestivals zu veranstalten", so Kosslick im Gespräch mit dem Fachmagazin "promedia". "Man sollte aber nicht übersehen, dass die großen Konkurrenzverantaltungen, die mit viel Geld ausgestattet werden, mehr und mehr reine Marketingveranstaltungen sind".

Dubai will sich vornehmlich auf arabische Filmemacher konzentrierenBild: AP

Stimmt nicht, meint DIFF-Sprecher Chris Paton, der Anschuldigungen zurück wies, dass Stars für ihr Erscheinen von Dubai Geld erhalten. "Die dortige Gastfreundschaft kann zwar großartig sein, aber es werden keine Honorare gezahlt", so Paton. Gratisflüge in der ersten Klasse und Luxus-Übernachtungen wären jedoch nun mal notwendig, um die Großen in Hollywood zu überzeugen, den 23-stündigen Flug auf sich zu nehmen: "Wenn man will, dass amerikanische Stars so weit reisen, muss man sie natürlich auch richtig behandeln".

Der A-Listen-Bonus

Dubai ist laut Paton darüber hinaus viel mehr daran interessiert, sich als wichtiger regionaler Drehpunkt zu etablieren als mit den "drei Grande Dames" - Berlin, Cannes und Venedig - zu konkurrieren. Mit seiner Meinung, dass Kosslick sich wegen Rom und Dubai nicht allzu viele Sorgen machen sollte, ist Paton nicht allein. "Ich denke, dass es da keine richtige Konkurrenz gibt", sagt Bruno Chatelin aus Paris, Mitbegründer der Internetseite Filmfestivals.com und ehemaliger Marketingboss mehrerer Filmstudios. Produzenten wären sich einfach über den Unterschied bewusst, in Dubai oder in Berlin ins Programm genommen zu werden.

Mit ihnen verkaufen sich Filme gleich viel besserBild: dpa

So ist sich Thorsten Schaumann, der Chef von Deutschlands führendem Filmvertrieb, Bavaria Film International, der Bedeutung einer Berlinale-Auszeichnung für einen Film ganz klar bewusst. "Die Berlinale ist auf alle Fälle das erste große A-Festival im Jahreszyklus, wo wir das erste Mal geeint alle Einkäufer der für uns relevanten Filme treffen", so Schaumann, der dieses Jahr zwei Filme im Rennen um den goldenen Bären hat. "Es ist eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Festival für uns. Das ist ein Status, den man der Berlinale nicht streitig machen kann". Trotzdem findet Schaumann, dass einige der Neulinge im jährlichen Festival-Zirkus auch ihren Nutzen haben. "Rom ist auch für uns eine wichtige Plattform - wir brauchen noch einen europäischen Markt am Ende des Jahres".

Eine gesunde Dosis Arroganz

Letztendlich waren Kosslicks Äußerungen über die neuen Festivals vielleicht nicht viel mehr als ein kluger Trick, um die Berlinale zu positionieren. "Er diskreditiert sie, in dem er sie in eine andere Liga einordnet", sagt Thorsten Hennig-Thurau, Professor für Marketing und Medien an der Weimarer Bauhaus-Universität. "Das kann er machen, aber ich denke, dass das nicht das Entscheidende ist".

Entscheidend, so Hennig-Thurau, wird sein ob Kosslick und sein Team es schaffen, ihren hart erarbeiteten Platz unter den wichtigsten Festivals der Welt zu erhalten, in dem sie weiterhin Stars und Filmproduzenten überzeugen können, nach Berlin zu kommen.

Optimismus, Dieter!Bild: AP

Lasst die doch ihre Festivals aufmachen. "Aber wir sind besser", so der Rat des Marketing-Experten an den Berlinale-Chef. Kosslick scheint das schon verstanden zu haben. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit unsere Mischung aus Markt, rotem Teppich, engagiertem Kino und Nachwuchsförderung das richtige Konzept haben". Ab nächstem Freitag (8.2.) kann er's wieder beweisen.

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