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Eine graue Eminenz als Chefdiplomat

Mareike Aden15. Oktober 2005

Der designierte deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte auch in der alten Bundesregierung eine zentrale Rolle - jedoch abseits der Medienöffentlichkeit. Als Kanzleramtschef agierte er im Hintergrund.

Der künftige Außenminister Frank-Walter SteinmeierBild: AP

Den meisten Deutschen muss nun erst einmal erklärt werden, wer zum neuen Außenminister gekürt werden soll. "Verschwiegen, loyal, uneitel, aktensüchtig" - mit diesem Vierklang beschreibt die Boulevardzeitung "Bild" den "Mann im Dreiteiler" und setzt in bedeutungsschweren Klammer dahinter: "16 Stunden täglich am Schreibtisch!"

Auch wenn das ein wenig übertrieben sein mag: Der 49-jährige Jurist Frank-Walter Steinmeier gilt als verlässlich und effizient und war in der alten Bundesregierung ein unersetzlicher Strippenzieher - nicht nur in seiner Partei, der SPD. Der Kanzleramtschef koordinierte die Tätigkeiten der verschiedenen Bundesministerien und vermittelte, wenn es Streitereien gab. So zum Beispiel Anfang 2001, als sich Gesundheits- und Landwirtschaftsministerium nicht auf eine Strategie im Umgang mit der Rinderseuche BSE einigen konnten.

Schröders Vertrauter

Auch seinen Amtsvorgänger Joschka Fischer und den Bundeskanzler ermahnte er zu Einigkeit, als die beiden Politiker sich zunehmend entfremdeten. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, dass der Kanzleramtschef den beiden geraten habe, sich so zu verhalten wie zwei liebkosende Wölfe, die auf der Titelseite des "Berichts der Bundesregierung zur Lage der Natur" abgedruckt sind.

Frank-Walter Steinmeier konnte sich so etwas erlauben, denn er gehörte zum inneren Zirkel der rot-grünen Regierung. Mit dem Schröder hat Steinmeier schon zusammen gearbeitet, als dieser noch Ministerpräsident in Niedersachsen war. Zunächst leitete er 1993 Schröders persönliches Büro, im Jahr 1996 wurde er Leiter der Niedersächsischen Staatskanzlei und 1998 - als Gerhard Schröder Kanzler der rot-grünen Regierung wurde - dann schließlich Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Schon ein Jahr später rückte er zum Chefposten im Bundeskanzleramt auf.

Mit Schröder und Fischer am runden Tisch

Seitdem war er an allen wichtigen Entscheidungen der Regierung beteiligt: In den Tagen nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 nahm er an den täglichen Treffen von Schröder und Fischer teil. An dem Konzept der Agenda 2010 war er wesentlich beteiligt. In der Debatte um die Beteiligung Deutschlands am Irak-Krieg soll er Schröder beraten haben.

Über sein Privatleben ist wenig bekannt. Er hat eine Tochter, liebt Rotwein und ist Kenner erstklassiger Küche. Mehr weiß auch das Munzinger Archiv nicht, in dem Biographien von Personen des öffentlichen Lebens veröffentlicht sind.

Gegen Neuwahl-Entscheidung

Von der Öffentlichkeit und den Medien hat Frank-Walter Steinmeier sich lange erfolgreich abgeschirmt. Seine Premiere als Figur des öffentlichen politischen Lebens hatte er Anfang April 2005, als er nach dem Scheitern des so genannten Job-Gipfels von CDU und SPD seine erste große Pressekonferenz gab. Seit diesem Auftritt hat er sich langsam aus dem Schatten des Bundeskanzlers gelöst.

Eine weitere Premiere gab es sechs Wochen nach dem Job-Gipfel, als Gerhard Schröder Neuwahlen ankündigte und Steinmeiers Kritik an dieser Entscheidung publik wurde. Vorher waren Meinungsverschiedenheiten - wenn es sie denn gab - nie öffentlich diskutiert worden.

Nun verhilft ausgerechnet die von Steinmeier ungeliebte Neuwahl-Entscheidung dem ehemaligen Kanzleramtsschef - aller Voraussicht nach - zum Posten des deutschen Außenministers.

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