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Eine Grippe ist eine Grippe ist eine Grippe?!

Svenja Üing11. April 2003

Halskratzen, Triefnase, Kopfschmerzen, leichtes Fieber: Der Volksmund spricht bei diesem Krankheitsbild von einer "Grippe". Und unterschätzt damit die Risiken einer <i>echten</i> Grippe-Epidemie.

Mehr als nur ein Schnupfen: <br>die GrippeBild: AP

"Man muss im Prinzip jederzeit mit einer neuen weltweiten Grippe-Epidemie rechnen - und die kann katastrophal werden", sagt Dr. Helmut Uphoff, Epidemiologe der Arbeitsgemeinschaft Influenza in Marburg. Gerade Risikogruppen sollten sich deshalb regelmäßig impfen lassen. Doch wenn in einer sogenannte Pandemie ein neues und bisher unbekanntes Grippevirus auftaucht, greifen auch die Impfstoffe nicht mehr.

Nicht jeder Schnupfen ist gefährlich

"Drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie" - sagt eine Bauernregel über die "Grippe". Und meint doch meistens nur einen einfachen grippalen Infekt, besser bekannt als Erkältung. Jeder kennt die Symptome: Es kratzt im Hals, es läuft die Nase, es brummt der Schädel. Im schlimmsten Fall bekommt man Fieber. Doch nach kurzer Zeit ist man wieder fit.

Die Grippe im engeren Sinne, die Influenza, beginnt genauso wie eine ganz normale Erkältungskrankheit - und kann tödlich enden. Die Symptome dieser Virusinfektion - Schüttelfrost, Hals- und Kopfweh, Muskelschmerzen und Fieber - entwickeln sich relativ schnell. Wie bei einer Erkältung sind die Patienten in den meisten Fällen zwar nach rund zehn Tagen wieder auf den Beinen. Doch vor allem bei älteren Menschen und Kindern kann die Grippe zu Bronchitis oder Lungenentzündung führen und schließlich lebensgefährlich werden.

Der intelligente Erreger

Der Influenza-Virus ist sehr ansteckend und breitet sich schnell aus: durch infizierte Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen. Deshalb raten Mediziner vor allem Risikogruppen - älteren und immunschwachen Menschen, Diabetikern, Kindern - zu einer Impfung. Der Haken: Es tauchen ständig neue und veränderte Stämme des Virus auf. Deshalb muss die Impfung regelmäßig erneuert werden - und kann letztlich keinen völligen Schutz bieten, weil nicht zu jedem Grippe-Erreger schon der passende Wirkstoff auf dem Markt ist. Gerade weil die Symptome der tödlichen Grippe denen einer harmlosen Erkältung so ähnlich sind, wird das Risiko oft unterschätzt. Eine lebensgefährliche Fehleinschätzung.

Die nächste Grippe-Epidemie kommt bestimmt

Die letzten schweren Grippe-Wellen liegen Jahrzehnte zurück. Alle paar Jahrzehnte verbreitet sich die Grippe wie eine Epidemie. überzieht Landstriche oder ganze Kontinente. Im Jahr 1918 fielen mehr als 27 Millionen Menschen der Virusgrippe zum Opfer. Innerhalb weniger Wochen starben mehr Menschen als während des gesamten Ersten Weltkriegs. Ende der 1950er verursachte die Asiatische Grippe rund eine Million Todesfälle. Zehn Jahre später starb über eine Million Menschen an der Hongkonggrippe.

Neue Epidemien oder Pandemien drohen jederzeit. In mehr als 100 Influenza-Zentren der WHO beobachten Experten in rund 80 Ländern die Verbreitung bereits bekannter sowie neuer Erreger, um sich auf die nächste Grippe-Welle vorzubereiten: Welche Bevölkerungsgruppen erhalten die überlebenswichtigen Impfstoffe zuerst? Wer bezahlt die Impfstoffe? Welche Konzerne stellen die Produkte zur Verfügung? "Schon jetzt müssen Antworten auf diese Fragen gesucht werden", warnt Dr. Helmut Uphoff. "Denn sobald die nächste richtig große Epidemie oder Pandemie ausbricht, beginnt ein dramatischer Wettlauf um die Impfstoffproduktion."

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