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Zuviele Opfer chronischer Krankheiten in der EU

24. November 2016

Ein gemeinsamer Bericht von OECD und EU-Kommission zeigt, dass chronische Krankheiten, neben zahllosen vorzeitigen Todesfällen, jährliche Kosten von über 100 Milliarden Euro verursachen. Bessere Prävention tut not!

Zigaretten Aschenbecher Symbolbild
Bild: Reuters/L. Niesner

Gesundheitsberichte liefern selten etwas wirklich Überraschendes. Darin sind obligatorische Risikofaktoren aufgeführt: Das Rauchen, der Alkoholkonsum und die Fettleibigkeit. Die Autoren richten die üblichen Mahnungen an die Öffentlichkeit: Bessere Prävention ist nötig, und das Gesundheitssystem müsse verbessert werden. Und die Leser der Berichte müssen sich eingestehen: Wir alle könnten etwas mehr für unsere Gesundheit tun und gesünder leben.

So einen Bericht haben die OECD und die Europäische Kommission am Mittwoch (23.11.2016) unter dem Titel "Health at a glance: Europe 2016" veröffentlicht. Was aber wirklich an dem Bericht überrascht, sind die überwältigenden menschlichen Leiden und finanziellen Kosten des schlechten Gesundheitszustands einiger Europäer.

"Vorzeitig" ist ein Tod vor der Rente

Die Verfasser des Berichtes schätzen, dass es ungefähr 550.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter (zwischen 25 und 64 Jahren) gibt, die an chronischen Krankheiten vorzeitig sterben. Vor allem sind das Herzinfarkte, Hirnschläge oder Krebserkrankungen. Die Erkrankungen und der vorzeitige Tod dieser Menschen kostet die Volkswirtschaften in der EU 115 Milliarden Euro jährlich.

Darunter fallen etwa Kosten für Arbeitsunfähigkeit und Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall. Diese Posten machen 1,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der EU Länder aus. "Es ergibt sich eine riesige Last durch diese Ausgaben für die Sozial- und Gesundheitssysteme", so die OECD.

Reformbedarf gibt es nicht nur in den neueren EU Mitgliedsstaaten, etwa den Länder Zentral- und Osteuropas. Auch Großbritannien und Irland "hängen in Bezug auf die Krebs-Überlebensraten hinterher," so der Bericht.

Wie das mit dem "langsamen Wachstum" der jährlichen Gesundheitsausgaben in der EU korreliert, bleibt allerdings unklar, denn Länder, die mehr Geld haben, können auch mehr für Gesundheit ausgeben.

Mit 6000 Euro pro Kopf gab Luxemburg 2015 am meisten aus. Lettland (1030 €) und Rumänien (816 €) liegen am anderen Ende der EU-Skala. Sowohl Deutschland (4003 €) als auch Irland (3922 €) liegen im oberen Feld der Gesundheitsausgaben. In Deutschland starben 86.545 Menschen vorzeitig durch nicht-ansteckende Krankheiten. Das ist die höchste Zahl in der EU, aber angesichts der Einwohnerzahl Deutschlands nicht ungewöhnlich. Rechnet man es in Fälle pro 100.000 Einwohner um, liegt Deutschland mit 159 ziemlich genau im Mittel. Gesünder sind etwa die Iren mit einer Quote von 143 oder einer Gesamtzahl von 3564.

Die häufigsten vorzeitigen Todesfälle gibt es in Ungarn und Bulgarien, gefolgt von Lettland, Litauen, Rumänien und Polen. Zypern hingegen - was gut ist und wahrscheinlich am Mediterranen Lebensstil und gesunder Küche liegt - findet sich am unteren Ende der Liste.

Geld allein macht nicht glücklich

Allgemein geben Osteuropäische Länder weniger für Gesundheit aus - um die fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes - im Vergleich zu Deutschland, Schweden und Frankreich, wo es um die 11 Prozent sind.

Aber nicht nur das Geld, das die Regierungen in effiziente Gesundheitssysteme investieren, entscheidet darüber, ob es den Menschen auch besser geht. Es mag kaum überraschen, dass vieles auch mit individuellen Verhaltensweisen zu tun hat.

"Viele Menschen sterben jedes Jahr an vermeidbaren Krankheiten, die durch bekannte Risikofaktoren begünstigt werden - etwa durch Rauchen oder Fettleibigkeit," sagt Vytenis Andriukaitis, der EU-Kommissar für Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit.

Weitere interessante Details im Überblick:

-    Ein Europäer, der 2014 geboren wurde, kann erwarten älter als 80 Jahre zu werden. 1990 lag das Durchschnittsalter noch bei 74 Jahren.

-    Frauen leben fünf Jahre länger als Männer.

-    Mehr Männer sterben an Krebs als Frauen, vor allem an Lungenkrebs. 21 Prozent der EU-Bürger rauchen. Im Jahr 2000 waren es noch 25 Prozent.

-    Etwa 60.000 Menschen verübten 2013 in der EU Selbstmord.

-    Im Jahr 2015 lebten fast zehn Millionen Menschen mit einer Form der Demenz, etwa mit Alzheimer oder der Parkinson Krankheit.

-    Jedes sechste Kind ist übergewichtig oder fettleibig.

Der Bericht "betont, wie wichtig es ist, dass wir weiterhin Gesundheitsvorsorge allen zugänglich machen", sagt Andriukaitis.

"Viel mehr Menschenleben könnten gerettet werden, wenn die Versorgungsstandards in der ganzen EU auf das höchstmögliche Niveau gehoben werden könnten", sagt OECD Generalsekretär Angel Gurria.

 

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