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Reise

Eine Landpartie vor den Toren Roms

24. Juli 2018

Wer eine ganz andere Seite Roms entdecken will, sollte der Via Appia Antica folgen. Zu Fuß oder mit dem Rad - zu Schafherden und Katakomben, Grabmälern und Gedenkstätten.

BG Rom Appia Antica
Pinien und Zypressen säumen die antike Straße, die im 4. Jahrhundert angelegt wurdeBild: picture-alliance/AP Photo/M. Barbero

Was haben Füchse vor dem Kolosseum verloren? Wie gelangen Wildtiere mitten in Roms verkehrsreiches Zentrum? Die Antwort fanden vor einigen Jahren Mitarbeiter der römischen Stadtverwaltung recht schnell: durch einen grünen Korridor, der von Südosten her aus dem Umland ins Herz der Ewigen Stadt führt.

Entlang der Via Appia Antica über die Caracalla-Thermen, den Circus Maximus und den Palatin-Hügel fanden die Tiere recht unbehelligt von Autos, Bussen und Motorrollern ihren Weg. Rom-Besucher, die der Fuchsroute in umgekehrter Richtung folgen, finden eine weitläufige Oase, nur einen Kilometer vom tosenden Stadtzentrum entfernt.

Gut gefedert sollte der Drahtesel für diesen Ausflug auf der Via Appia Antica schon seinBild: picture-alliance/Arco Images

Grünes Refugium und antike Ruinen

Der "Regionalpark Appia Antica" ist eine ländliche Idylle mit Zeugnissen aus 2500 Jahren römischer Geschichte. Das Gelände erstreckt sich über 3500 Hektar entlang der bekanntesten Ausfallstraße des Alten Roms.

Entlang der Aurelianischen Stadtmauer: Jogger zwischen Porta San Sebastiano und Cestius PyramideBild: picture-alliance/DUMONT Bilder/F. Heuer

Ausgestattet mit Broschüren aus dem Infozentrum des Parks, kurz hinter der Porta San Sebastiano, lässt sich der Park zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, individuell oder mit einer geführten Gruppe. In der Nähe, schräg gegenüber der bei Rom-Pilgern bekannten Kirche "Quo vadis", gibt es einen Fahrradverleih. Zu achten ist auf breite Reifen oder Federung. Gut möglich, dass der Weg über jene großen Basaltplatten führt, über die vor 2000 Jahren Legionäre marschierten, um die Macht der jungen Republik nach Süden auszudehnen, und auf denen Ochsenkarren die antike Millionenstadt mit Obst und Gemüse aus dem fruchtbaren Umland beliefertenAn der Appia Antica fließen Epochen und Episoden Roms ineinander, liegen ihre Zeugnisse neben- und übereinander. Am südwestlichen Rand des Parks sind die Katakomben San Callisto, Domitilla und San Sebastiano; dazwischen die Ardeatinischen Höhlen mit der Gedenkstätte für das NS-Massaker im März 1944. Diese Orte sollten aber je eigene Besuche wert sein.Gut zu Fuß lässt sich das Valle della Caffarrella erschließen, die Niederung des Flüsschens Almone, das den alten Römern heilig war. Kurz hinter der Kirche "Quo vadis" führt ein Sträßchen nach links, vorbei an der chinesischen Botschaft bei den UN-Organisationen in Rom, dem Tennisclub "Quo vadis" und einer Villa, aus deren Vogliere jene grünen Papageien stammen, die heute in allen römischen Parks zu finden sind.

Gedenkstätte Fosse ArdeatineBild: picture-alliance/vatican pool/S. Spazi
In den Katakomben von DomitillaBild: Getty Images/AFP/A. Solaro

Aufforderung zum Picknick

Auf einem Fußweg überquert man schließlich den Almone. Links und rechts des von Bäumen und Schilf gesäumten Ufers erstrecken sich Graslandschaften, durchstreift von Joggern, Radfahrern und Schafherden. Die Bewohner des angrenzenden Stadtteils Appio Latino erholen sich hier, für Schaf- und Ziegenhirten ist das Gebiet seit Jahrhunderten Lebensgrundlage.Im Casale della Vaccareccia, dem im 16. Jahrhundert erbauten Landgut der Familie Caffarella, produziert eine Hirtenfamilie Schafskäse. Als "Cacio" ist er Bestandteil des römischen Klassikers "Pasta Cacio e Pepe"; in höherem Alter wird er als "Peccorino Romano" zu Wein genossen. Meist trifft man zwischen friedlichen Hirtenhunden, einer Schar Hühner und Gänse die Bäuerin, die einem gern ein Stück Käse verkauft.

Antiker Gebäudekomplex Santa Maria NovaBild: picture-alliance/dpa/C. Peri
Freilaufende Schafe im Valle della CaffarellaBild: picture-alliance/Karlotta Ehrenberg

Neben dem Grabmal der Annia Regilla, das der Redner und Mäzen Herodes Atticus seiner früh verstorbenen Frau bauen ließ, befindet sich ein Turm. In dessen Erdgeschoss erzählt heute ein Video, wie das Gebäude im Lauf der Jahrhunderte als Lagerhaus, Werkstatt und später als wasserbetriebene Walkmühle betrieben wurde. Vom einstigen Landsitz des Herodes sind heute nur Mauerreste des Brunnenhauses übrig. Das "Nymphäum der Egeria" im Schatten hoher Bäume ist im heißen römischen Sommer ein willkommener Ruheplatz.

Überhaupt spielt Wasser im gesamten Park eine große Rolle. Die kilometerlangen Reste antiker Aquädukte im gleichnamigen Teil des Parks in Richtung Flughafen Ciampino und der Filmstadt Cinecitta sind am besten mit dem Rad zu erreichen. Cineasten erkennen hier die eine oder andere Filmkulisse wieder.Über die Grabmäler an der Via Latina oder das Mausoleum der Cecilia Metella führt der Ausflug zurück zum Ausgangspunkt, dem Informationszentrum des Parks, das bis in die 1980er Jahre eine Papiermühle war. Dort, neben der Tür, findet sich übrigens der Fuchs vom Kolosseum wieder: stilisiert auf dem Schild des Parks mit den Basaltplatten der Appia Antica unter den Schirmen der Pinienbäume.

Links im Hintergrund: Grabmal der Cecilia Metella Bild: picture-alliance/akg-images /E. Lessing

is/ks (kna)

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