Nicht der Zorn Gottes, sondern eine Naturkatastrophe hat laut einer neuen Studie das "sündige Sodom" vor 3600 Jahren ausgelöscht. Die Forscher finden auch Erklärungen für weitere biblische Beschreibungen.
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Seit 2005 graben Archäologen in der Gegend um Tall el-Hammam am Rande des Toten Meeres in Jordanien und glauben, das biblische Sodom gefunden zu haben. Denn ihre Hypothese passt auffallend zur biblischen Version des Untergangs von Sodom und Gomorra.
Einst war die heute völlig zerstörte Stadt eine der größten Metropolen östlich vom Jordan, fünf- bis zehnmal größer als andere Städte in der Region. Die Stadt lag an einer wichtigen Handelsroute, war mit hohen Türmen und dicken Mauern befestigt und war umgeben von einer üppigen, gut gewässerten Landschaft.
Vor rund 3600 Jahren aber wurde diese einst so mächtige Stadt urplötzlich zerstört und mit ihr wurde eine blühende Zivilisation der Bronzezeit vollständig ausgelöscht.
Untergang einer Metropole
Ein traumatisches Ereignis, das auch im Alten und Neuen Testament sowie im Koran aufgegriffen wurde. In der biblischen Genesis etwa wird beschrieben, dass die Stadt Sodom durch Gottes Zorn unter einem Regen aus Feuer und Schwefel begraben wurde.
Das internationale Expertenteam entdeckte etwa Keramikscherben, deren Außenflächen zu Glas geschmolzen waren, blasige Lehmziegel und teilweise geschmolzenes Baumaterial in einer 1,5 Meter dicken Brandschicht.
Gefunden wurden auch menschliche Überreste, darunter ein Schädel. Die orangefarbene Färbung des Schädels deute darauf hin, dass er Temperaturen von über 200 Grad Celsius ausgesetzt war, heißt es in der Studie.
Laut dieser habe möglicherweise die gewaltige Druckwelle nach der Detonation auch den “Einsturz der Mauern“ des biblischen Jericho verursacht, das etwa 22 Kilometer westlich von Tall el-Hammam lag. Laut Altem Testament soll der Klang der Posaunen die Mauern zum Einsturz gebracht haben.
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Extreme Hitze wie bei Atombomenexplosion
Da der Meteorit mehrere Kilometer über der Stadt explodiert sei, wurde die Stadt samt dem großen Palast wie bei einer Atombombenexplosion in Sekunden vollständig zerstört.
"Wir haben Beweise für Temperaturen von mehr als 2000 Grad Celsius gefunden", sagt James Kennett, einer der Mitautoren der Studie. Neben geschmolzenen Metallen fand das Team auch eisen- und kieselsäurereiche Kügelchen im Boden und im Sediment der Explosionsschicht. "Ich denke, eine der wichtigsten Entdeckungen ist der gefundene Schockquarz", erläuterte James Kennett.
Denn für die Entstehung von Schockquarz braucht es gewaltige Kräfte. Nach unterirdischen Atombombentests wurde solcher Schockquarz mit seinem veränderten Quarzgitter gefunden. "Schockierter Quarz" ist auch in Kratern zu finden, die durch Meteoriteneinschläge entstanden sind.
Zudem entdeckten die Forschenden Diamonoide. Das sind winzig kleine Moleküle, die hart wie ein Diamant sind und mit Meteoriteneinschlägen in Verbindung gebracht werden.
Vergleichbar mit dem Tunguska-Ereignis
Nach Ansicht des internationalen Forscherteams seien dies "Hinweise auf ein anomales Hochtemperaturereignis", das laut Studie "größer als die Tunguska-Explosion von 1908 in Sibirien und wesentlich heißer als alles war, was die damalige Technologie erzeugen konnte".
Denn solch gewaltige Explosionen von Meteoriten gab es in der Vergangenheit mit großer Wahrscheinlichkeit. Beim Tunguska-Ereignis soll 1908 ein 56-60 Meter großer Meteor die Erdatmosphäre über der ostsibirischen Taiga durchdrungen haben.
Die dadurch ausgelöste Explosion soll etwa 185 Hiroshima-Atombomben entsprochen haben, was die verheerenden Verwüstungen im Umkreis von mehr als 30 Meilen erklärt.
Langfristige Verwüstung
Bei der Meteoriten-Explosion über dem heutigen Tall el-Hamman hätten heftige Schockwellen der Studie zufolge auch große Mengen an Salz aufgewirbelt. Weil die extrem heiße Salzsohle aus dem Toten Meer auf die umliegenden Gebiete niederrieselte, verwandelte sich das einst fruchtbare Land in eine unfruchtbare Wüste.
Das Team fand im Sediment rund um die zerstörte Stadt durchschnittlich einen Salzgehalt von vier Prozent und in einigen Fällen sogar von bis zu 25 Prozent.
Dies könnte die "spätbronzezeitliche Lücke" verursacht haben, so die Autoren der Studie. Denn zu jener Zeit verließen die Menschen das untere Jordantal, weil auf den einst fruchtbaren Böden nichts mehr wuchs.
Religiöse Verarbeitung einer Naturkatastrophe
Auch hier sehen die Forschenden mögliche Bezüge zur Bibel. Kurz vor der Zerstörung der Stadt warnten Engel Lot, den Neffen von Abraham, die Stadt schnell zu verlassen und nicht zurückzuschauen. Lots Frau hört aber nicht auf die Engel, blickt zurück auf die Stadt zurück und erstarrt augenblicklich zur Salzsäule.
Mündliche Überlieferungen über eine dramatische Naturkatastrophe und deren langfristige Auswirkungen könnten also über viele Generationen weitergegeben worden sein und wurden schließlich zur Quelle für die schriftliche Schilderung des Untergangs von Sodom in der Genesis, schreiben die Forschenden in ihrer Studie.
3300 Jahre alte Grabkammer in Israel entdeckt
Er habe sich gefühlt, "wie am Set eines Indiana-Jones-Films", so der Archäologe Eli Jannai, als er die Grabkammer aus der Zeit des ägyptischen Pharaos Ramses II. betrat. Wir zeigen weitere Sensationsfunde.
Ein Bagger soll zufällig auf diese Grabkammer in Palmachim, südlich von Tel Aviv, gestoßen sein. Die Amphoren, Öllampen, Pfeil- und Speerspitzen darin stammen aus der Zeit von Pharao Ramses II., also aus dem 13. Jahrhundert v. Chr.. Die Kammer diente offenbar als Familiengruft. In ihr lagerten auch menschliche Überreste, die aber nicht mehr mit DNA-Tests ausgewertet werden können,
1500 Jahre alter Klosterkomplex in Israel wiederentdeckt
Teile dieser Ruine aus byzantinischer Zeit wurden 2002 von der Israelischen Altertumsbehörde gefunden, zum ihrem Schutz jedoch wieder mit Erde bedeckt. Erst 20 Jahre später kamen sie durch eine Militärübung wieder zum Vorschein. Erhalten sind Überreste einer Kirche mit Mosaikfußboden, einer Eingangshalle, Schlafsälen und einem unterirdischen Grabkomplex.
Bild: Israel Antiquities Authority
Römische Holzstatue aus Südengland
In Twyford, westlich von London, wurde 2022 bei Bauarbeiten eine gut erhaltene 67 Zentimeter große Holzstatue aus römischer Zeit gefunden (drei Ansichten). Aufgrund der Schnitzkunst und der angedeuteten Kleidung wird das Alter der Figur auf fast 2000 Jahre geschätzt. Auch antike Tonscherben wurden entdeckt. Rund 400 Jahre besetzten die Römer Großbritannien und hinterließen archäologische Schätze.
Bild: Avalon/Photoshot/picture alliance
Keltisches Gold aus Brandenburg
Im brandenburgischen Dorf Baitz wurden 41 keltische Goldmünzen gefunden. Münzforscher Marjanko Pilekic findet es spannend, dass der Fundort der Münzen weitab des eigentlichen Verbreitungsgebiets der Kelten vor über 2000 Jahren liegt: "So hält die Interpretation einige Herausforderungen bereit", sagt Pilekic. Der Fund könnte neue Erkenntnisse über Migrationsbewegungen in der Eisenzeit liefern.
Bild: M. Pilekić/Montage MWFK
Ausgrabungen in Marokko
In Marokko haben Forscher durchlöcherte Muscheln präsentiert, die sie im September 2021 in der Bizmoune-Höhle gefunden hatten. Die Muscheln, bis zu 150.000 Jahre alt, bildeten vermutlich Halsketten und Armbänder. Sie hätten "enorme Auswirkungen auf die Geschichte der Menschheit", erklärte Archäologe Abdeljalil Bouzouggar, denn sie zeigten, dass es schon damals eine Sprache gegeben habe.
Bild: AFP
Zwei römische Büsten in England ausgegraben
"Einen steinernen Kopf oder ein Paar Schultern zu finden wäre schon atemberaubend. Wir haben sogar gleich zwei vollständige Köpfe mit Schultern und einen weiteren Kopf gefunden", sagte eine der führenden Expertinnen, Rachel Wood. Bei Ausgrabungen wurden auf dem Gelände einer mittelalterlichen Kirche in Stoke Mandeville in England diese zwei noch vollständig erhaltene römische Büsten gefunden.
Bild: picture alliance/dpa/PA Media
15 Kilo Silber: Auf den Spuren der Römer
In Augsburg haben Ausgrabungen auf einem alten Fabrikgelände bereits viele Fundstücke aus der Römerzeit hervorgebracht. Im Oktober 2021 ist noch ein spektakulärer Fund hinzugekommen: Er ist über 15 Kilo schwer und besteht aus tausenden Silbermünzen - der größte Silberfund, der je in Bayern gemacht wurde. Die Römerstadt Augsburg (Augusta Vindelicum) zählt zu den ältesten Städten Deutschlands.
Bild: Stefan Puchner/dpa/picture alliance
Römischer Kanal und Straße entdeckt
Oft sind es Mumien, Knochen oder Tonscherben, die Erkenntnisse über das Leben vor Jahrtausenden offenbaren. Im holländischen Nijmegen ist man 2021 bei Bauarbeiten auf einen 2000 Jahre alten römischer Kanal und eine Straße gestoßen. Diese Hauptstraße soll Teil des Weltkulturerbes "Limes" sein. Dieser war die Außengrenze des Römischen Reiches. Die neue Straße, so sagen die Archäologen, gehöre dazu.
Bild: ERIC NORDE/AFP
Scherben eines biblischen Erdbebens
"Israel Antiquities Authority" zeigt auf Twitter neue Funde wie Öllampen und Tonscherben aus Jerusalem. Sie sollen ein Beweis für ein Erdbeben sein, das auch der biblische Prophet Amos im achten vorchristlichen Jahrhundert erwähnte. Unter eingestürzten Mauern stießen Archäologen auf die Gegenstände, die keine Brandspuren aufweisen. Das lege nahe, dass sie durch ein Erdbeben verschüttet wurden.
Bild: Twitter/@AntiquitiesIL
Antikes Kriegsschiff
Ein griechisches Kriegsschiff, das im Juli 2021 in der Abi Qir Bucht in Ägypten gefunden wurde, ist eine Entdeckung aus der hellenistischen Ära. Heraklion - auch bekannt als Thonis - wurde Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. von Naturkatastrophen heimgesucht. Das Schiff dockte in der Nähe des Amun-Tempels an, als die gesamte Stadt zusammenbrach und es unter den Trümmern begrub.
Bild: The Egyptian Ministry of Antiquities/REUTERS
Römischer Festsaal
Anfang Juli 2021 fanden israelische Archäologen bei Ausgrabungen unter Jerusalems Altstadt ein möglicherweise 2000 Jahre altes Ratsgebäude. Die großzügige Halle soll ein Bankettsaal gewesen sein. Er befindet sich in der Nähe des Zweiten Tempels, der während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. von den Römern zerstört wurde.
Bild: Emmanuel Dunand/AFP/Getty Images
Hinweise auf Alphabet
Diese seltene Inschrift trägt den Namen "Jerubbaal" in alphabetischen Buchstaben. Sie stammt aus der Zeit um 1100 vor Beginn der Zeitrechnung und wurde im Süden von Israel ausgegraben. Die Scherbe zeigt, dass die alphabetische Schrift zur Zeit der Richter - während des Übergangs von der kanaanitischen zur israelitischen und judäischen Kultur - erhalten blieb.
Bild: Manahem Kahana/AFP/Getty Images
Künstlerisch verzierter Knochen
Dieser 51.000 Jahre alte, von einem Neandertaler verzierte Knochen wurde im Juli 2021 in der "Einhornhöhle" im Harz gefunden. Die Linien, die in die Zehenknochen eines prähistorischen Hirsches geritzt wurden, könnten eine symbolische Bedeutung gehabt haben. Archäologen waren von dem Artefakt begeistert, da es belegt, dass die Menschen der Steinzeit zu einem künstlerischen Ausdruck fähig waren.
Bild: Volker Minkus/Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege/picture alliance
Geschichtsträchtiges Hühnerei
Bei Ausgrabungen in der israelischen Stadt Yavne entdeckten Archäologen im Juni 2021 ein intaktes 1000 Jahre altes Hühnerei. "Die einzigartige Konservierung des Eies ist offensichtlich auf die Bedingungen zurückzuführen, unter denen es jahrhundertelang in einer Senkgrube lag - eingebettet zwischen weichen menschlichen Abfällen, die es konservierten." Leider ist das Ei später im Labor zerbrochen.
Bild: EMMANUEL DUNAND/AFP/AFP/Getty Images
"Nesher Ramla Homo"
Ebenfalls im Juni 2021 fanden Forscher die Überreste des "Nesher Ramla Homo". Sie tauften ihn nach dem Gebiet in Israel, wo sie Ausgrabungsarbeiten in einer Senke durchgeführt hatten. Dieser neu entdeckte Ur-Mensch lebte vor über 100.000 Jahren im Gebiet des heutigen Israel. Zu den Funden gehörte dieser Kiefer, der 120.000 bis 140.000 Jahre alt ist.
Bild: Ammar Awad/REUTERS
Verlorenes Luxor
Ägyptologen gaben im April 2021 die Entdeckung einer 3000 Jahre alten "verlorenen goldenen Stadt" in der Nähe von Luxor bekannt und bezeichneten sie als eine der wichtigsten Entdeckungen seit dem Grab des Tutanchamun. Sie stammt aus der Regierungszeit von Amenhotep III, einem der mächtigsten Pharaonen Ägyptens, der von 1391 bis 1353 v. Chr. regierte.
Bild: KHALED DESOUKI/AFP/Getty Images
3D-Landkarte
Auch im April 2021 fanden französische Archäologen heraus, dass die Platte von Saint-Belec möglicherweise die älteste 3D-Karte Europas ist. Die 4000 Jahre alten Radierungen auf der 2,2 mal 1,5 Meter großen Platte scheinen topografischen Merkmalen wie Hügeln und einem Flussnetz zu ähneln und beziehen sich möglicherweise auf ein Gebiet in der heutigen westlichen Bretagne.
Bild: Paul du Chatellier/Archives departementales du Finistere/AFP
Maske des Shu-Staats?
Diese Goldmaske, die im März 2021 in Sanxingdui in der chinesischen Provinz Sichuan gefunden wurde, entwickelte sich zum Klickhit im Netz. Das 3000 Jahre alte Artefakt tauchte in China in zahlreichen Memes und Videos auf. Die Maske ist Teil von 500 Relikten aus der Bronzezeit, die laut Experten neue Erkenntnisse über den alten Shu-Staat liefern könnten, der dort vor 316 v. Chr. bestand.
Bild: HPIC/dpa/picture alliance
Ältester Korb der Welt
Im März 2021 fanden israelische Archäologen einen gut erhaltenen Korb, der in etwa 100 Liter fasst. Wahrscheinlich stammt er aus dem Neolithikum und ist etwa 10.500 Jahre alt. Er wurde in den Muraba'at-Höhlen in der Judäischen Wüste nahe des Toten Meeres gefunden und war unter fast einem Meter Erde vergraben. Die hohen Temperaturen und die Trockenheit der Region haben ihn konserviert.
Bild: Menahem Kahana/AFP/Getty Images
Älteste Höhlenzeichnung
Im Januar 2021 fanden australische und indonesische Archäologen Höhlenmalereien im indonesischen Sulawesi. Sie stellen prähistorische Schweine dar, gemalt mit Ocker, einem anorganischen Mineral. Die Forscher datierten die Stalagmiten und Stalaktiten aus Kalzium, die die Malereien umgeben, und fanden heraus, dass diese Wandzeichnung vor mindestens 45.500 Jahren entstanden ist.