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2015: Eine Million Flüchtlinge

22. Dezember 2015

Die Massenflucht nach Europa hat in diesem Jahr einen historischen Höchststand erreicht: Mehr als eine Million Menschen flohen 2015 vor Verfolgung, Konflikten und Armut in die EU.

Flüchtlinge am Strand der griechischen Insel Lesbos (Foto: dpa)
Flüchtlinge am Strand der griechischen Insel LesbosBild: picture-alliance/dpa/A. Mehmet

Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf mitteilten, nahmen damit mehr als viermal so viele Menschen wie im Jahr 2014 die gefährliche Flucht über das Mittelmeer auf sich. Rund die Hälfte der 1.005.504 Asylsuchenden kam aus dem Bürgerkriegsland Syrien.

Es handele sich um die "größte Wanderungsbewegung nach Europa seit dem Zweiten Weltkrieg", stellte die IOM fest. Mindestens 3.724 Menschen starben im zu Ende gehenden Jahr beim Versuch, den Kontinent zu erreichen.

Erstes Zielgebiet Griechenland

Nach Angaben des UNHCR überquerten mehr als 972.000 Männer, Frauen und Kinder auf Schlepperbooten das Mittelmeer. Etwa 34.000 Flüchtlinge seien via Türkei über den Landweg nach Griechenland und Bulgarien gekommen. Insgesamt kamen laut IOM mehr als 800.000 Menschen in Griechenland an, davon 97 Prozent über die Ägäis aus der Türkei.

Nach einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sind bei einem neuen Bootsunglück in der Ägäis elf Flüchtlinge ertrunken, unter ihnen drei Kinder. Die Küstenwache habe sieben Menschen gerettet. Die Flüchtlinge seien auf dem Weg vom türkischen Bezirk Kusadasi zur griechischen Insel Samos gewesen, als ihr Boot gesunken sei, berichtete Anadolu.

Rückgang in Italien

Während die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge stark zunahm, verzeichnete Italien einen Rückgang. 150.000 Menschen kamen dort aus Nordafrika über das Mittelmeer an.

Nach Kritik der EU an der Registrierung von Bootsflüchtlingen richtete Italien jetzt ein zweites Aufnahmezentrum ein. Dieser sogenannte "Hotspot" liege in Trapani auf Sizilien, teilte Innenminister Angelino Alfano in Rom mit. Weitere Zentren sollen nach Angaben eines Ministeriumssprechers in den nächsten Tagen in Pozzallo auf Sizilien und in Tarent in Apulien öffnen. Bisher gab es nur einen italienischen "Hotspot" auf der Mittelmeerinsel Lampedusa.

In den "Hotspots" sollen Flüchtlinge registriert werden, und es soll festgestellt werden, ob sie aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen politischer Verfolgung ihre Heimat verlassen haben. Italien sollte bis Jahresende sechs "Hotspots" einrichten, hinkt aber ebenso wie Griechenland hinterher. Die EU-Kommission hatte vorige Woche gegen Rom und Athen eine Untersuchung eingeleitet, weil beide Länder von vielen Flüchtlingen keine Fingerabdrücke genommen haben sollen.

Deutschland meldet eine Million Flüchtlinge

Deutschland verzeichnete bereits Anfang Dezember offiziell eine Million Flüchtlinge in diesem Jahr. In dieser Zahl sind jedoch auch Menschen enthalten, die aus Europa, etwa aus den Balkanländern nach Deutschland gekommen sind. Außerdem reiste eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen von Deutschland in andere Länder weiter. So hatte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig am Wochenende mitgeteilt, sein Bundesland habe 2015 rund 60.000 Flüchtlinge unregistriert nach Schweden durchreisen lassen.

wl/sti (dpa, afp, epd)

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