Eine Plattform für Geschäftsmodelle nach der Krise
Klaus Ulrich
6. April 2020
Deutschland - Land der Ideen: Die gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Industrie hat in der Corona-Krise die Kampagne Beyond Crisis gestartet. Fragen an Geschäftsführerin Ute E. Weiland
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DW: Frau Weiland, wofür steht die Initiative Beyond Crisis?
Ute E. Weiland: Beyond Crisis sucht nach neuen Ideen und neuen Geschäftsmodellen, die jetzt in der Corona-Krise entstehen. Wir bei Land der Ideen hatten einfach keine Lust mehr, immer nur die aktuellen Zahlen der Infizierten und Toten zu hören. Ja, das ist alles wahnsinnig schlimm und vor allen Dingen für die, die es betrifft.
Auf der anderen Seite ist so eine Krise aber auch eine Chance für neue Ideen, für neue Geschäftsmodelle. Und von denen habe ich ganz viel gehört in den letzten zwei Wochen, sodass wir uns sehr schnell auf den Weg gemacht haben und ein paar Partner gefunden haben, die uns unterstützen und gesagt haben, wir wollen auf jeden Fall den Menschen in unserem Land Mut machen. Wir wollen ihnen zeigen, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern dass wir jetzt ganz neue Ansätze finden, um auch Geschäfte neu zu beleben, um andere zu unterstützen und auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft ein Stück weit zu stärken.
Für welchen Zeitraum ist die Initiative denn angelegt? Wann wollen Sie Ergebnisse erzielen?
Wir hoffen, dass wir die ersten Ergebnisse bereits in der dieser Woche haben. Das ist kein klassischer Wettbewerb, wo man sagt, die Deadline ist in vier Wochen, und bis dahin schauen wir uns alles an, und anschließend bewertet eine Jury, was dabei herausgekommen ist. Wir fassen das lieber als Prozess auf und sagen: Diejenigen, die sich bewerben bei uns, die werden natürlich noch mal gecheckt, ob sie auch seriös sind. Aber wir wollen die Ideen dann so schnell wie möglich auch in die Öffentlichkeit bringen.
Wir wollen sie kommunizieren, und wir wollen versuchen, sein auch mit anderen Partnern zu vernetzen, damit ihre Geschäftsidee Unterstützung bekommt und vielleicht auch noch besser umgesetzt werden kann. Weil auch wir nicht absehen können, wie lange uns diese Krise noch begleitet, haben wir im Moment auch noch keinen Schlusspunkt gesetzt für die Initiative. Wir sind vergangenen Donnerstag gestartet, und es geht jetzt erst mal in den nächsten Wochen weiter. Und wir werden schauen, so wie man derzeit jeden Tag schauen muss, wie es dann in der nächsten Woche weitergeht.
Sagen Sie doch noch ein paar Worte zu dem Wettbewerbsgedanken dahinter?
Wir suchen unterschiedliche Dinge. Es können neue Geschäftsmodelle sein, also richtig harte Wirtschaftsfakten. Ich weiß zum Beispiel von einem Projekt, die haben Isolierungszelte erfunden, die man innerhalb von wenigen Minuten aufblasen kann und die man auch in Größenordnungen wirklich verwenden kann, wenn das notwendig werden sollte. Das könnte in den nächsten Wochen direkt an den Start gehen und auch produziert werden.
Oder wir suchen soziale Initiativen, die den Menschen helfen, jetzt mit ihrem Alltag zurechtzukommen. Es gibt zum Beispiel die Internet-Plattform nebenan.de. Die geht derzeit wirklich durch die Decke. Das ist ein Projekt, das wir schon vor vier Jahren ausgezeichnet haben bei Land der Ideen. Die organisieren zum Beispiel Nachbarschaftshilfe. Wenn ältere Personen nicht selbst einkaufen gehen möchten oder können, dann können sich Freiwillige melden, die sie dabei unterstützen. Oder wenn man mal einen Botengang braucht zur Apotheke, dann kann das jemand für einen übernehmen. Oder kleine Handwerksleistungen, die in der Nachbarschaft unbürokratisch selbst gelöst werden können.
Es sind aber auch Projekte dabei, die jetzt gerade auch die Bildung unterstützen. Aber ich habe selbst ein Kind, das bald Abitur macht. Aber wie funktioniert das jetzt? Wie kommt man an die Lerninhalte ran? Wie bekommt man Unterstützung durch die Lehrer? Es gibt zum Beispiel seit drei Jahren die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts, die am Anfang nur sehr schleppend lief. Jetzt plötzlich gibt es einen Boom, weil plötzlich alle Video-Unterricht machen möchten, da die Kinder zu Hause lernen müssen. Das möchte man natürlich machen mit einem Anbieter, der die Daten schützt. Und dafür ist die schul.cloud gemacht worden. Und ich hoffe, dass so etwas jetzt einen starken Aufwind bekommt und anschließend auch nach Überwindung der Krise weiter genutzt wird. Weil dort kann nicht nur Video-Unterricht angeboten werden, sondern die Lehrer können mit den Schülern Aufgaben teilen. Sie können sich die Aufgaben gegenseitig hin und her schicken. Die Daten sind geschützt.
Auf eine Formel gebracht: Sie wollen Projekte unterstützen, die jetzt quasi der Allgemeinheit dienen. Ist der Weg das Ziel bei dem, was Sie tun?
Ja, der Weg ist ein Stück weit das Ziel. Aber ich bin natürlich erst zufrieden, wenn wir natürlich auch eine große Anzahl an Projekten vorzeigen können, damit wir nicht nur zwei, drei, vier oder zehn, die ich bisher kenne, kommunizieren können, sondern ich habe schon den Anspruch, dass wir vielleicht in den nächsten Wochen auch tausend Projekte auf unsere Webseite bekommen und dass wir die unterstützen können, indem wir sie sichtbarer machen, indem wir ihnen eine Plattform bieten. Ich muss leider dazusagen: Wir haben kein Geld, um diese Projekte finanziell zu unterstützen. Aber ich glaube, wenn man sie mit neuen Netzwerken verbindet und vielleicht mit finanzstarken Partnern vernetzt. Das wäre natürlich auch schon eine große Hilfe.
Die Initiative "Deutschland – Land der Ideen" wurde 2006 von der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), gegründet. Ute Elisabeth Weiland ist die Geschäftsführerin.
Solidarität und Humor in Zeiten von Corona
Die Krise um das Coronavirus bringt das Gute im Menschen hervor. Sei es die konkrete Hilfe, eine nette Geste oder eine kleine Aufmunterung für andere. Wir zeigen, wie die Menschen weltweit zusammenstehen.
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Jagd auf Teddybären
Wenn Schule und Kindergarten wochenlang dicht sind, kann einem die Decke auf den Kopf fallen. Tausende Belgier und Niederländer möchten den Kleinsten daher ein bisschen Spaß bereiten - und setzen Plüschteddys in ihre Fenster als Einladung zu einer flauschigen Schnitzeljagd. Viele Bären sind auf interaktiven Karten registriert. So können Eltern den Spaziergang entlang der bärigsten Route planen.
Ältere Menschen trifft eine Infektion mit SARS-CoV-2 oft härter als jüngere. Um sie zu schützen, haben in vielen Ländern Supermärkte reagiert und bieten nun Zeitfenster an, in denen explizit nur Senioren in Ruhe einkaufen können.
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Den Alltag verschönern
Die Türkei geht einen anderen Weg: Für Menschen, die 65 Jahre oder älter oder chronisch krank sind, besteht eine weitgehende Ausgangssperre. Zu ihrem eigenen Schutz. Für etwas Ablenkung sorgt der 25-jährige Zülkif Cengiz, der vor ihren Häusern in Mersin musiziert. In anderen Ländern singen Menschen vor Pflegeheimen. Die Bewohner dürfen keinen Besuch mehr bekommen, um nicht infiziert zu werden.
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Positiv denken
Viele Italiener sitzen bereits seit mehreren Wochen in ihren Wohnungen weitgehend fest. Und das Ende ist noch nicht in Sicht. Bis mindestens Mitte April sollen die Notmaßnahmen bestehen bleiben. Aber sie machen sich gegenseitig Mut: In vielen Fenstern und an Balkonen hängen Plakate mit einem bunten Regenbogen und dem Spruch: "Andrà tutto bene" - "Alles wird gut".
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"Italien, wir sind bei dir!"
Es gibt sie noch, die Solidarität. In Beslan in Südwest-Russland entzündeten Bewohner des Hauses Kerzen, um ihre Verbundenheit mit Italien auszudrücken. In Paraguay, Polen und Bosnien leuchteten öffentliche Bauwerke in Grün, Weiß und Rot und China zeigt seine moralische Unterstützung mit einem beklebten Bus. Italien ist eines der am schwersten betroffenen Länder in der COVID-19-Pandemie.
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Hoffnungsschimmer am Horizont
Eine Lichtbotschaft der Solidarität sendet auch die Schweiz. Frei nach dem Motto "Licht ist Hoffnung" erstrahlt in den nächsten Tagen das Matterhorn, der symbolträchtige Schweizer Berg. Doch ab und zu erscheint mit #stayathome am Gipfel auch die Aufforderung, die Pandemie ernst zu nehmen und zu Hause zu bleiben.
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Komm, wir spielen Urlaub!
Der Fotograf Adas Vasiliauskas verlor durch die Pandemie seine Aufträge. Nicht verzagen, dachte sich Vasiliauskas, und begann, mit einer Drohne zu fotografieren, wie sich die Litauer während der Ausgangsbeschränkung ihre Zeit zu Hause vertreiben. Und das kann ziemlich spaßig sein: Sonnenbaden auf dem Dach, Training auf dem Balkon, Verkleiden spielen oder sich in den nächsten Urlaub träumen.
Auch in Bangladesch wurde das öffentliche Leben heruntergefahren. Für Tiere, die sich von Müll und Essensresten ernähren, ist es ein Problem, wenn Menschen nicht mehr außer Haus essen gehen. Freiwillige in der Hauptstadt Dhaka füttern daher Straßenhunde. In Deutschland warnte der Tierschutzbund davor, dass Tauben in der Stadt zu verhungern drohen.
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Wertschätzung zeigen
Vielerorts arbeitet das medizinische Personal am absoluten Limit, und das seit Wochen. Einige Europäer klatschen den Ärztinnen und Ärzten, Pflegern und Schwestern abends Beifall. Pakistaner schwenken weiße Flaggen, um den Medizinern ihren Respekt zu zollen. Seine Wertschätzung kann jeder Einzelne aber auch noch anders ausdrücken: indem er zu Hause bleibt und so die Pandemie verlangsamt.
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Akkordarbeit
Weltweit haben Freiwillige ihre Nähmaschinen angeworfen, um einfache Schutzmasken zu nähen. Diese verhindern zwar nicht unbedingt, dass man sich selbst ansteckt. Doch wenn sie richtig über Mund und Nase gebunden werden, helfen sie, das Virus nicht selbst weiterzuverbreiten. Die Masken, die diese armenisch-syrischen Frauen herstellen, sollen unter der armen Bevölkerung in Aleppo verteilt werden.
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Kunst gegen Ansteckung
Helfen mit dem, was man am besten kann: Das gilt definitiv auch für das Graffiti-Kollektiv RBS Crew im Senegal. Mit ihren Kunstwerken an Wänden in Dakar zeigen sie der Bevölkerung, wie sie die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen kann. In die Armbeuge zu niesen, ist eine der wichtigen Regeln.
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Kommt ein T-Rex in den Laden ...
Mit ein bisschen Spaß lässt sich die Krise leichter überstehen. Das dachte sich Reuben Ward, als er in einem Tyrannosaurus-Rex-Kostüm durch die US-Hauptstadt Washington D.C. spazierte. "Es war eine unterhaltsame Möglichkeit, die Leute ein wenig von dem Coronavirus abzulenken und aufzuheitern", sagte der 29-Jährige. Seine Botschaft: Auch wenn die Lage ernst ist, sollte man sich den Humor bewahren.
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Zuckersüße Ablenkung
In Deutschland geht der Corona-Humor eher durch den Magen: "Antikörper"-Pralinen als stilisiertes Coronavirus, Kuchen in Form einer Klopapierrolle, Schokoladen-Osterhasen mit Mundschutz. Es wäre aber nicht Deutschland, wenn es nicht etwas zu meckern gäbe. Kritiker bemängeln, derlei Angebote seien geschmacklos gegenüber den direkt Betroffenen.
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Toilettenpapier als Bonus
Toilettenpapier ist nicht nur in Deutschland gerade heiß begehrt. Ein Restaurant in Minnesota, USA, packt daher bei jeder Bestellung über 25 US-Dollar eine Rolle der kostbaren Ware oben drauf. "Wenn die Kunden ihre Bestellung bekommen, hört man ein herzhaftes Lachen - und das ist aktuell doch die beste Sache", sagte der Besitzer dem Sender FOX 9. Eine clevere Marketingstrategie ist es aber auch.
Bild: picture-alliance/CBG/Cover Images
Eher Clown als Präsident
Reaktionen auf die Krise dürfen durchaus bissig und satirisch ausfallen. Der brasilianische Künstler Aira Ocrespo ist nicht der Einzige, der den Präsidenten Jair Bolsonaro für seinen laxen Umgang mit der Pandemie kritisiert. Eine rote Clownsnase ist nach Meinung des Künstlers die einzige Maske, die der Präsident gegen das Coronavirus trägt.